Religiöse Rechte – Notizen Mai 2011

USA. (hpd) Der Mai brachte viele tiefgreifende Veränderungen mit sich. Osama bin Laden, Chef der Terrorgruppe al-Qaida, wurde in Pakistan aufgespürt und getötet, während US-Präsident Barack Obama in Folge der Aufstände in der arabischen Welt eine gesamte Nahostpolitik neu überdenkt. Beides führte zu scharfen Reaktionen der Christlichen Rechten.

Ein wahrhaft historischer Moment: Zu Beginn des Monats drang ein Trupp der Navy Seals in Pakistan ein, landete in Abottabad und tötete den islamischen Terroristen Osama bin Laden. Der gelungene Einsatz kann wohl zu Recht als Obamas erster großer außenpolitischer Erfolg angesehen werden. Lob kam nicht nur aus dem eigenen Lager, sondern auch vom politischen Gegner. Obamas Vorgänger, George W. Bush, seine Herausforderer aus dem Jahr 2008 John McCain und Mitt Romney sowie sein Gegenspieler im Kongress, John Boehner, gratulierten dem US-Präsidenten zur Ausschaltung Osama bin Ladens.

Das heißt jedoch nicht, dass sich die Christliche Rechte sowie die Tea Party, obwohl beide islamophob, diesem Lob anschlossen. Der Radiomoderator Rush Limbaugh attackierte Präsident Obama dafür, dass er die Politik seines Vorgängers kritisiert und somit die Aufspürung bin Ladens verzögert hatte. (Quelle)

Sarah Palin zeigte sich zwar erfreut über das Gelingen der Aktion, aber dankte nur Präsident Bush, und nannte Obama eine „Pussy“ (in diesem Kontext: „Schlappschwanz“), weil er die Bilder des getöteten Terroristen nicht veröffentlichen wollte.. Mike Huckabee hieß bin Laden herzlich in der Hölle willkommen.
Chuck Pierce erklärte nachträglich, dass ihm Gott bereits zuvor mitgeteilt hatte, dass Osama bin Laden Gerechtigkeit widerfahren würde. (Quelle 1) (Quelle 2) (Quelle 3) (Quelle 4)

Der einflussreiche Tea-Party-Aktivist Judson Phillips zeigte sich zwar über den Ausgang der Operation erfreut, hatte jedoch trotzdem etwas zu meckern. Die Bestattung bin Ladens hätte nicht nach islamischem Recht erfolgen dürfen. Stattdessen hätte man den Leichnam mit Schweinefett einreiben sollen, um sicherzustellen, dass den Terroristen keine 72 Jungfrauen im Paradies erwarteten. Ebenso solle man gefangenen Terroristen solange nur Schweinefleisch zu essen geben, bis sie endlich gestehen. Außerdem habe Obama den Einsatz nur befohlen, um seine Wiederwahl zu sichern, nicht weil ihm das Wohl der Amerikaner etwas bedeute. Daher habe er die Meldung vom Tod bin Ladens während der Sendung seines Herausforderers Donald Trump verbreitet. (Quelle)

Einige Tage später revidierte Phillips seine Einschätzung jedoch aufgrund „neuer Erkenntnisse“. Angeblich habe das Militär die Ausschaltung bin Ladens auf eigene Faust beschlossen und das Weiße Haus erst während der laufenden Operation informiert. Man dürfe der „Propaganda des Obama-Regimes“ nicht trauen. Obamas angespannter Blick auf dem mittlerweile weltberühmten Foto aus dem Situation Room, sei in Wirklichkeit die Verärgerung über den Alleingang der Navy Seals. Ebenso sei der Ausfall der Videoübertragung der Helmkameras sicher kein Zufall. Und zu guter Letzt sei Obamas Gesichtsausdruck während der Bekanntgabe der Tötung des Terroristen Beweis genug – er hätte erleichtert lächeln müssen. (Quelle)

Das kreationistische Discovery Institute überraschte mit einem besonderen Angriff auf die Evolutionstheorie. Die Leiche Osama bin Ladens sei über einen Abgleich seiner nichtkodierenden DNS mit der seiner verstorbenen Halbschwester verglichen worden. Dies widerspreche aber fundamental Darwins Aussagen. Wieso gebe es Erbmaterial, das keinen tieferen biologischen Sinn als die Identifikation toter Körper habe? (Quelle)

Der Tod bin Ladens bedeutet jedoch nicht, dass die Verschwörungstheoretiker, die vor dem Islam warnen, innehalten. Actionstar Chuck Norris warf Präsident Obama vor, auf eine Einführung der Scharia-Gesetzgebung hinzuarbeiten und sah Indizien dafür in dessen Ansprache an die islamische Welt. Frank Turek sagte im Gespräch mit Bryan Fischer, dass sich Schwule und Moslems verbündet hätten, um gemeinsam die freie Meinungsäußerung in den USA zu untergraben. Blanker Hohn angesichts der Unterdrückung Homosexueller im Islam. (Quelle 1) (Quelle 2)

Die Tötung bin Ladens sowie die Aufstände in der arabischen Welt waren für Obama Anlass genug die gesamte Nahostpolitik zu überdenken. In einer vielbeachteten Rede, die zu Verstimmungen zwischen Washington und Jerusalem führten, forderte er die Konfliktparteien erneut zu Verhandlungen auf. Obama forderte Hamas und Fatah auf, endlich das Existenzrechts Israels anzuerkennen. Die palästinensische Seite lehnt bislang jeden Kompromiss ab und verlangt das gesamte israelische Territorium für einen eigenen Staat. Ebenso forderte Obama, dass ein palästinensischer Staat sich am Grenzverlauf von 1967, also dem Stand vor dem Sechs-Tage-Krieg, orientieren solle.

Wie zu erwarten war, führte dies zu Protest der Christlichen Rechten, die sich selbst als zionistisch versteht. Der Abgeordnete Allen West warf Obama Heimtücke vor und stellte den Verhandlungsweg im Nahostkonflikt auf eine Stufe mit dem Appeasement-Kurs zwischen Neville Chamberlain und Adolph Hitler(sic!). Mat Staver vom Liberty Counsel und die republikanische Abgeordnete Michelle Bachmann warnten, dass Obamas neuer Kurs in einem Fluch für Amerika resultieren würde. Beide begründeten ihre Ansicht mit Genesis 12.3: „Und ich will segnen, die dich segnen, und wer dir flucht, den werde ich verfluchen; und in dir sollen gesegnet werden alle Geschlechter der Erde!“ (Quelle 1) (Quelle 2) (Quelle 3)

Gary Bauer, ein christlicher Zionist, bezeichnete die Forderung nach Gebietsabtretungen an die Palästinenser als „Todesurteil“, während ein Rabbi auf einer Pressekonferenz der neugegründeten „Israel you are not alone“-Kampagne von „ethnischen Säuberungen“ sprach. (Quelle 1) (Quelle 2)

Chuck Pierce erinnerte sich an eine Prophezeiung, die er vor drei Jahren von Gott empfangen hatte. Dieser hatte ihm vorausgesagt, dass die USA über der Israelfrage auseinanderbrechen würden. Zwei etwa gleich große Machtblöcke würden sich gegenseitig bekämpfen und die siegenden Staaten mit Gottes Hilfe Israel verteidigen. (Quelle)