MÜNCHEN/LINZ. (hpd) Von verschiedenen Seiten macht man sich Gedanken zur anstehenden Rede des Papstes im Deutschen Bundestag. Sowohl aus dem Verbund von CDU (inklusive der Bundeskanzlerin) und Zentralkomitee der Katholiken aber auch von erwartungsfröhlichen Atheisten. Eine Realsatire von Erwin Peterseil und Wilfried Müller.
„Wie denkt der Papst?“ ist der Inhalt eines jetzt erschienenen Buches der Konrad-Adenauer-Stiftung: „Der Papst in Deutschland“. Personen aus dem Umfeld von CDU (einschließlich der Kanzlerin) und des Zentralkomitees der deutschen Katholiken beschäftigen sich mit den von ihnen angenommenen zentralen Anliegen des Papstes und wollen damit in das Denken des Papstes einführen.
Es kreist also um die Frage, was wird der Papst in seiner schon jetzt umstrittenen Rede im Bundestag sagen? Die Einladung zu dieser Rede hat seitens säkular Engagierter Kritik und Ablehnung hervorgerufen. Es wird als unangebracht gesehen, einen theokratischen Herrscher eines europäischen Kleinstaates und Vizegott einer mächtigen religiösen Organisation politische Reden im Bundestag halten zu lassen.
Was wird Ratzinger dort zu predigen und zu verkünden trachten? Hacker wurden ausgesandt. Mit Erfolg, hier ein Protokoll des päpstlichen Gedankenguts zu seiner Rede vor dem deutschen Bundestag:
(1) Der Bundestag ist eine weltliche Einrichtung, da muss ich das richtige Maß treffen. Also ihn als Hort der Demokratie ansprechen und die Abgeordneten als weise Männer, äh Menschen, die auf das Wohl ihrer Mitbürger bedacht sind. Vielleicht könnte ich dazu eine Anmerkung äußern, dass alle Macht von Gott ausgeht und Gott daher die Demokratie auf die Erde hernieder gebracht hat. Das könnte ich versuchen, auch wenn dann die Antichristen in der Linkspartei und bei den Grünen gleich wieder gegen den Gottesglauben hetzen werden. Bei den Grünen vielleicht weniger, weil die haben jetzt ja sogar schon einen Ministerpräsidenten, den Ministerpräsident von Baden-Württemberg, Winfried Kretschmann, der hat eine sehr gottvolle Karriere hinter sich. In seiner Jugendzeit war er ein gottloser Atheist und verehrte den chinesischen Bolschewiken Mao, dann hat er wieder zu Gott zurückgefunden und arbeitet im Zentralkomitee der deutschen Katholiken mit. Den Namen Winfried Kretschmann muss ich mir merken, weil solch Bekehrte sind ein großes Gottesgeschenk, die man für die katholische Aufklärung der gottlosen und kirchenfeindlichen Atheisten verwenden kann.
(2) Im Bundestag hat vor einiger Zeit auch ein Jude gesprochen, der hat natürlich wieder dauernd über den Holocaust geredet. Dabei gibt es darüber doch auch verschiedene Meinungen. Wer weiß, ob nicht Bischof Williamson von den Piusbrüdern darüber ein Wissen hat, das heute unerwünscht ist. Ich selber habe zu diesem Thema in Auschwitz eine große Rede gehalten und die Schuldigen genannt. Ich hab damals gesagt "Im Tiefsten wollten jene Gewalttäter mit dem Austilgen dieses Volkes den Gott töten, den Abraham berufen, der am Sinai gesprochen und dort die bleibend gültigen Maße des Menschseins aufgerichtet hat." Und ich habe zusammengefasst: "Mit der Shoa sollte im letzten auch die Wurzel ausgerissen werden, auf der der christliche Glaube beruht, und endgültig durch eine den neuen, selbstgemachten Glauben an die Herrschaft des Menschen, des Starken, ersetzt werden."
(3) Ja, das könnte ich einflechten: der Holocaust war ein Angriff auf das Christentum. Die Nazis wollten zuerst die Juden und dann die Katholiken ausrotten. Nein, das sage ich lieber doch nicht, sonst kommt wieder die ganze atheistische Hetze wegen des Konkordates von 1933, wo drinnen stand, dass bei den Sonntagsmessen für das Deutsche Reich gebetet werden soll. Es muss genügen, wenn ich die Nazis als Atheisten bezeichne. Das wird dann freilich wieder die Kirchenfeinden zur Hetze anstacheln, warum die katholische Kirche nach Kriegsende so vielen NS-Atheisten mit in christlicher Nächstenliebe ausgestellten Reisedokumenten die Übersiedlung nach Südamerika ermöglichte. Gut, damals wusste man im Vatikan wohl noch nicht, dass Nazis und SS'ler Atheisten waren, das habe schließlich erst ich bei meinen zeitgeschichtlichen Forschungen entdeckt.
Vielleicht sollte ich mich politisch eher nicht exponieren. Also nicht wieder was zu Atomkraftwerken sagen und zum Atomausstieg, weil sonst kommt von den Antichristen wieder dummer Hohn, dass der Kirchenausstieg in Deutschland zügiger vor sich ginge als der Atomausstieg. Dabei ist es in Deutschland gar nicht so schlimm mit dem Kirchenausstieg. In Österreich ist das viel beunruhigender! Mein Buchhalter hat berechnet, wenn dort der Taufrückgang so anhält und die Austritte so hoch bleiben wie in den letzten zehn Jahren, dann hat die katholische Kirche in Österreich in 150 Jahren nicht einmal mehr eine Million Mitglieder.
(4) Als Papst muss ich ja langfristig denken. Darum sollte ich im Bundestag auf diese schreckliche Gefahr hinweisen. Ob ich auch von der Neuevangelisierung reden soll? In Wien hat der einwöchige Versuchsbetrieb 2010 leider kein einziges neues Kirchenmitglied erbracht. Darum arbeiten in Österreich die christkatholischen Minister ja schon mit großem Eifer und großer Gottesliebe am Projekt Ethikunterricht, den alle Heiden und Atheisten besuchen müssen. Damit soll sichergestellt werden, dass jeder Schüler in der Schule etwas über den christkatholischen Glauben erfährt. Christ-katholische Katecheten sollen den Ethikunterricht abhalten und dabei wird es ja nicht so schwierig sein, den Schwerpunkt auf die christlich-katholische Tradition zu legen. Einer Tradition, in die wir alle durch die weisen Wege des HErrn hineingeboren sind und die wir keinesfalls verlassen dürfen. Das Thema der Gottlosigkeit durch politische Sorglosigkeit muss ich jedenfalls ansprechen!
(5) Früher war das einfacher, da haben die Menschen unsere Heilsbotschaften schon von ihren Müttern und Großmüttern im zarten Kindesalter vermittelt bekommen und sind ihr ganzes Leben lang gottergeben geblieben. Sie haben die göttlichen Gebote eingehalten. Nur an einen Gott geglaubt, selten geflucht, zu hohen Prozentsätzen den Tag des HErrn geheiligt, haben Vater und Mutter und der Obrigkeit brav gefolgt, nur getötet, wenn die Militärpriester vorher die Waffen gesegnet haben. Stehlen brauchten die braven Katholiken nicht, weil brave Katholiken haben brav gewirtschaftet und den Arbeitskräften, die sie beschäftigten, den Gotteslohn gezahlt.
Aber schon damals gab es auch Probleme. Gottlose Gewerkschafter fügten sich nicht in die göttliche Wirtschaftsordnung und in manchen Ländern musste Gott eine machtvolle gottgewollte Regierung entsenden, um solche unchristliche weltliche Begehrlichkeiten hintanzuhalten. Heute ist das ganz anders. Die braven katholischen Bürger haben ihre Geschäftsläden verloren und ihre Handwerksbetriebe. Es ist fast schon überraschend, dass im Vatikan die päpstlichen Gewänder von einem Schneidermeister genäht und nicht aus China importiert werden. Auch bei uns werden die Armen wieder mehr. Doch das ist gottgewolltes Schicksal. Unser HErr JEsus hat keine Eigentumswohnung gehabt, ist auf einem Esel nach Jerusalem geritten und nicht in einem Jesumobil gefahren. Die Menschen sollen wieder bescheidener werden, ihr Gesicht dem HErrn zuwenden und sich auf die Erlösung freuen.
Den ganz Armen kann die Caritas ja Suppenküchen und Notquartiere einrichten, weil wir lieben all unsere Nächsten mit ganzer Seele und von ganzem Herzen. Außer natürlich die Gottlosen, die Ungläubigen, die Kirchenkritiker, die Feinde des Zölibats, die alle und viele andere mögen wir nicht. Unsere Feinde lieben wir nur dann, wenn sie uns auch die andere Wange herhalten, nachdem wir sie abgewatscht haben. So ähnlich hat unser HErr das ja verkündet, "liebet es, wenn Ihr Eure Feinde auf die Wange schlagt", kann sein, dass dieses Zitat nicht ganz wörtlich ist, aber es entspricht unserer Tradition!
(6) Das Thema "Mühselige und Beladene" muss ich unbedingt anschneiden! Weil es ist geradezu ungeheuerlich, was die katholische Kirche für die Armen und Ausgestoßenen verrichtet! In Deutschland leistet alleine die Caritas jährlich vier Millionen unentgeltliche Arbeitstunden. Wie Bischof Müller in Regensburg errechnet hat, ist das ein Wert von elf Milliarden Euro. Moment, da muss ich noch mit dem Bischof Müller reden, weil elf Milliarden durch vier Millionen ergäbe pro Stunde ja knappe 3000 Euro, so teuer kann auch die liebevollste Caritasarbeit nicht sein. Aber sei's drum, die kirchlichen Kindergärten, Krankenhäuser, Altenheime arbeiten aus Nächstenliebe und werden aus Barmherzigkeit von der Kirche finanziert. Nein, da muss ich mich auch noch nachschlagen, womöglich zahlen der Staat oder die Krankenkasse da auch was dazu, ah, hier steht's ja. Nun da sag ich lieber nichts zu diesem Thema, weil sonst hetzen die Antichristen wieder, alle katholischen Sozialdienste würden vom Staat finanziert.
(7) Zu Reformen kann und muss ich grundsätzlich was sagen. Schließlich hat das Zweite Vatikanum damals auch sehr großzügig und unbedacht reformiert. Genauso haben es die Staaten gemacht. Damals als die Sozialdemokraten noch gottlose Gesellen waren und den Leuten freihändig das Geld der braven christlichen Steuerzahler nachwarfen. Bildung für alle, Wohnungen mit fließendem Wasser, gleiche Gesundheitspflege für jedermann, hohe Löhne und hohe Lohnnebenkosten, großzügige Rentenzahlungen!
Als dann nach dem Untergang des atheistischen Bolschewismus die alte gottgewollte Ordnung wiederkam, die sozialistische Marktwirtschaft - oder hat das "Soziale Marktwirtschaft" geheißen? - abgeschafft wurde und in der Gesellschaft wieder eine vernünftige Hierarchie der Werte einkehrte, wurde das Geld für solche Verschwendungen zu knapp. Ja, es musste und muss weiterhin reformiert werden. Auf dass die Menschen, die von Gott mit Wohlstand bedacht worden waren, diesen Wohlstand bewahren können. Sie haben es ohnehin schon schwer genug, weil der HErr lässt die Wohlhabenden nicht so leicht in sein Ewiges Reich einkehren. Und die Mühseligen und Beladenen sollten nicht begehrlich werden, denn sie werden ja dereinsten, wenn sie vorm HErrn stehen, belohnt werden, die Letzten werden die Ersten sein. Das könnte ich vielleicht in wohlgesetzten vorsichtig formulierten Worten sagen. Dass der HErr Bescheidenheit und Zurückhaltung liebt und nicht die Maßlosigkeit der Massen, von denen man sowieso nie jemanden am Sonntag in der Kirche sieht.
(8) Die aktuellen deutschen Reformen im Bildungswesen sind vernünftige Schritte. Acht Jahre Gymnasium sind genug! Ein Jahr unnötige Bildung einsparen, ist vernünftig! Und dass jeder studiert, ist auch höchst unvernünftig. Vernünftig wäre der Wiederaufbau guter verpflichtender religiöser Unterweisungen, ich denke dabei nochmals an den neuen österreichischen Weg, ohne Christus zum Abitur, das kann nicht gut gehen. Die Einführung der Schulpflicht war ja auch so ein verhängnisvolles Projekt der Reformation. Luther forderte die Ratsherren auf, christliche Schulen einzurichten. In den Anfangszeiten der Schulpflicht waren es wenigstens noch wahrhaftig christliche Schulen, es gab mehr Religionsunterricht als Unterricht im Rechnen oder Lesen, sechs bis acht Stunden wöchentlichen Religionsunterricht, so eine Reform würde ich jederzeit begrüßen! Die Menschen würden jeden Tag beten und am Sonntag in die Kirche gehen! Kein Darwin und kein Dawkins könnte den Menschen den Glauben aus dem Herzen reißen. Aber da muss ich auch vorsichtig sein. Ich werde lieber sagen: Die christliche Vernunft erfordert es, die christlichen Traditionen hochzuhalten, ohne Christentum gäbe es keine Menschenrechte, keine Nächstenliebe, kein geordnetes Gemeinschaftswesen! Und Atheisten zögen mordend und plündernd durch die Städte, weil sie Gott nicht fürchten und keine Verantwortung vor dem Ewigen tragen wollen.
(9) Und schließlich ist auch die Aufklärung ein christliches Produkt! Ohne die tausendjährige Beharrlichkeit der katholischen Kirche wäre niemand auf die Idee gekommen, die Aufklärung auszulösen. Die Menschen hätten ohne die Erlösung durch unseren Herrn Jesus Christus womöglich die alten griechischen naturwissenschaftlichen Lehren weiter betrieben und die Dampfmaschine schon tausend Jahre früher erfunden. Wie schrecklich wäre das für die Menschen gewesen, wenn sie Gottes Wort nicht vernommen und sich unbarmherzig der eiskalten Wissenschaft ausgeliefert hätten und 1492 nicht nach Amerika gefahren, sondern schon zum Mond geflogen wären. Das hat zweifelsohne die katholische Kirche verhindert!
Das muss ich den Herren Abgeordneten, äh, Damen und Herren Abgeordneten ans Herz legen: immer brav beten, dann wird der HErr Euch sein HErz öffnen. Neuevangelisierung von oben her aus dem Bundestag. Das wird in lebendiger Bildübertragung im Fernsehen gesendet und alle Menschen hören MEin WOrt und damit das WOrt des HErrn. Ich werde alle Abgeordnete auffordern, mit mir zu beten und ich werde alle an den Fernsehschirmen auffordern, zu beten. Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes werden wir eine einzige große christliche Familie im christlichen Staate sein und der HErr wird uns segnen! Ja, so mach ich das!