Was Religion mit Sexualität zu tun hat

Wie frauenfeindlich ist der Islam?

Die Frage ist so nicht zu beantworten. Es sind ja eigentlich zwei verschiedene Fragen. Zum einen: Ist die Gleichberechtigung der Geschlechter mit den elementaren Glaubensgrundsätzen des Islam unvereinbar? Das können nur Islamwissenschaftler beantworten. Eine andere Frage ist: Sind Muslime frauenfeindlicher eingestellt als Angehörige anderer Religionen? Wenn das heutzutage in Deutschland so wahrgenommen wird, dann hat das bestimmte Gründe: Die Mehrzahl der muslimischen Migranten in Deutschland stammt aus wirtschaftlich rückständigen ländlichen Regionen und bildungsfernen Schichten. Eine Intellektuelle aus Istanbul wird aber eine andere Vorstellung vom Verhältnis der Geschlechter haben als ein anatolischer Landarbeiter. Viele Muslime sind nicht patriarchalischer gesonnen ist als manch konservativer Christ. Pauschale Zuschreibungen wie „Der Islam ist frauenfeindlich“ dienen auch dazu, sich der eigenen Fortschrittlichkeit und moralischen Überlegenheit zu versichern. Es fragt sich aber, ob damit nicht auch von fortbestehenden Ungerechtigkeiten zwischen den Geschlechtern hierzulande abgelenkt wird.

Die Fragen stellte Viola van Melis (Exzellenzcluster)

Programm

Ringvorlesung „Was Religion mit Sexualität zu tun hat“ im Wintersemester 2011/2012
Jeweils am Dienstag von 18.15 bis 19.45 Uhr, im Hörsaal F2 im Fürstenberghaus, Domplatz 20-22, Münster:

18.10.2011: Jochen Martin (Freiburg) „ Männerwelten – Frauenwelten – Zwischenwelten in der römischen Republik“

25.10.2011: Khola Maryam Hübsch (Frankfurt am Main) „Zwischen Gewaltopfer und Haremsphantasie: Zum Selbst- und Fremdbild der muslimischen Frau“

08.11.2011: Eva Schlotheuber (Düsseldorf) „Neue Grenzen und neue Möglichkeiten – Religiöse Lebensentwürfe geistlicher Frauen in der Umbruchszeit des 12. und 13. Jahrhunderts“

15.11.2011: Thomas Bauer (Münster) „Männerliebe in vormodernen und modernen islamischen Kulturen“

22.11.2011: Sita Steckel (Münster) „Perversion als Argument. Wissensordnungen und Geschlechterordnung in religiösen Kontroversen des Hoch- und Spätmittelalters“

29.11.2011: Werner Freitag (Münster) „Trösterin der Betrübten, Jungfrau, Mutter und Möhne. Pastorale Konzepte und weibliche Frömmigkeit im Bistum Münster um 1900“

06.12.2011: Elisa Klapheck (Frankfurt am Main) „Frauen im Rabbinat – Feministische Aufbrüche im Judentum von der ersten Rabbinerin Regina Jonas bis heute“

13.12.2011: Titia Loenen (Utrecht) “Women, law and religion: dealing with (potential) conflicts between freedom of religion and gender equality from a human rights perspective”

20.12.2011: Bruce Dorsey (Swarthmore) “Religion, Gender and the Politics of Conspiracy in Nineteenth-Century America”

10.01.2012: Jürgen Martschukat (Erfurt) „ ‘Every thing that can be shaken will be shaken’. Die ‚Oneida Community‘ und die Familien- und Geschlechterordnung in den USA des 19. Jahrhunderts

17.01.2012: Christina von Braun (Berlin) „Die Funktion von Geschlecht in den fundamentalistischen Bewegungen“

24.01.2012: Marianne Heimbach-Steins (Münster) „‘...nicht mehr Mann und Frau‘ (Gal 3,28).Geschlecht und Geschlechterverhältnisse – Provokation für Kirche und Theologie“

31.01.2012: Manuel Borutta (Köln) „Kulturkampf als Geschlechterkampf? Grenzen der Säkularisierung im 19. Jahrhundert“

07.02.2012: Bijan Fateh-Moghadam (Münster) „Religiöse Neutralität und Geschlechterordnung – Europäische ‚Burka-Verbote‘ zwischen Gender Mainstreaming und Rechtspaternalismus“