Ein Papst als Kumpan

ingres-hostie.jpg

“La Vierge à l'hostie” von Jean-Auguste-Dominique Ingres

ROM. (hpd) Es war kaum anders zu erwarten: Joseph Ratzinger, schwächster Papst seit über hundert Jahren, wollte einmal Stärke zeigen und hat ein „Machtwort“ gesprochen. Und wieder einmal liegt dieser Papst, der sich bekanntlich von einer Panne zur anderen hangelt, voll daneben. Worum geht es?

Ein Kommentar von Horst Herrmann

Benedikt XVI. hat sich mit einem Brief an die deutschen Bischöfe gewandt und Gehorsam verlangt – er ist ja in der strengen Hierarchie der Catholica das „Oberhaupt“ dieser Kirche (Jesus Christus ist nur das „Haupt“, wohlbemerkt).

Gehorsam gegenüber einer Petitesse von ganzen zwei Wörtern. Eine Petitesse? Für den innersten Kern der Kirche ist sie das nicht. Immerhin geht es um die sogenannten „Wandlungsworte“ während der Messfeier, also um deren Zenit schlechthin: Mithilfe dieser Worte wird die „Transsubstantiation“ bewirkt, die Verwandlung von Brot und Wein in Leib und Blut Christi. Höher, wichtiger geht es nicht. Ratzinger will sich ausdrücklich zu dieser „schwerwiegenden Frage“ äußern, um einer „Spaltung im innersten Raum unseres Betens zuvorzukommen“.

Es kommt also schon darauf an, dass die entsprechenden (Bibel-)Worte, die sich auf die Texte des Letzten Abendmahls beziehen, korrekt wiedergegeben werden. Und nach Meinung des Papstes sowie einer entsprechend hartnäckig argumentierenden Klientel sind bei der bisherigen Form „Inhalt und Interpretation“ vermischt – und das geht nun einmal gar nicht. Das sind „Banalisierungen“ und sogar „Verluste“ gegenüber den „Einsetzungsworten“ Jesu.

Also darf es im sogenannten Kelchwort nicht mehr heißen: „Mein Blut, das für alle hingegeben wird“. Es muss heißen: „Mein Blut, das für viele hingeben wird“. Für alle oder für viele? Keine Petitesse: Auch wenn sich Ratzinger in seinem länglichen Mahnschreiben müht, es allen recht zu machen, hat er doch nur eine bestimmte Klientel bedient, die er offensichtlich besonders schätzt. Und merkwürdigerweise, nein, konsequenterweise, steht diese Klientel den Piusbrüdern besonders nahe.

Christi Opfer soll eben nur den vielen gelten, nicht aber allen. Wir merken, dogmatische Nuancierungen hin oder her, wohin der Marsch geht.

Ratzinger spricht von einer „ungeheuren Herausforderung an alle, denen die Auslegung des Gotteswortes in der Kirche aufgetragen ist“. Und er zieht die entsprechenden Konsequenzen. Diese aber fallen parteilich aus.

Ein handfestes Stück Kirchenpolitik mit dogmatischer Verbrämung, nicht mehr und nicht weniger.

Die „englische, spanische und französische Sprachfamilie“ (Kardinal Meisner) hat längst nachgegeben, Deutschland hat sich – aus guten theologischen Gründen – bisher geweigert. Die Bischofskonferenz ist gespalten. Das darf nicht sein, das ist einen Ordnungsruf wert, meint Ratzinger. Die echte Klientel fordert Signale. Sie will wissen, ob und wie sich ein Papst zu ihrem Kumpan macht.

Keine Sorge, Benedikt XVI. tut diesen Leuten erneut den Gefallen: Die Kumpanei mit einem selbsternannten harten Kern ist einmal mehr offensichtlich, und dies wird Folgen haben. Ratzinger unternimmt alles, um bestimmten Frommen entgegen zu kommen. Eine auch nur annähernd ausfallende Annäherung beispielsweise an gemaßregelte Theologen oder an den bei weitem überwiegenden Volkswillen in der Kirche bleibt aus.

Ratzinger schweigt bewusst zu allen entscheidenden Reformvorschlägen.

Umso entgegenkommender hat er sich in den sieben Jahren seines Pontifikats den „Anderen“ zugewandt, als hinge von fundamentalistischen Gruppen die Zukunft der Kirche ab. Die aktuelle Zuwendung in Sachen „Wandlungsworte“ ist ein weiterer Markstein auf dem Weg zurück, wie Benedikt XVI. ihn will. Es geht nun einmal nicht um „alle“, sondern nur um „die vielen“. Nachhaltiger ausgrenzen kann man nicht.

Dieser Weg wird an ein schlimmes Ende kommen. Die Catholica ist verloren, wenn sie sich auf irgendeinen „heiligen Rest“ begrenzen lässt. Fundamentalisten sind die Letzten, die unsere Welt braucht. Und ein solcher Papst taugt vielleicht zum Kumpan, in die Zukunft hinein führt er nicht. Ob sich die Catholica jemals von Ratzingers vielen Fehlentscheidungen erholen wird, ist fraglich.