USA. (hpd) Was den meisten Amerikanern Heiterkeit beschert, sorgt im Bible Belt – the same procedure as every year – für Bauchgrimmen. Halloween kann man entweder als nettes Volksfest sehen oder als Ausgeburt der Hölle. Trotzdem gab es im Haushaltsstreit immer noch genug echte Probleme für die Amerikaner.
Tony Perkins vom Family Research Council forderte dazu auf, für Schwule zu beten, genauso wie man auch für Drogenkranke oder notorische Fremdgeher beten müsse. Auf World Net Daily war zu lesen, dass die Erziehung eines Kindes zum Homosexuellen mit der Erziehung eines arabischen Kindes zum Selbstmordattentäter vergleichbar sei. (Quelle 1), (Quelle 2).
Auch in diesem Monat konnte sich Vladimir Putin der Unterstützung durch die Christliche Rechte sicher sein. Fischer nannte den russischen Staatspräsidenten, der kürzlich ein homosexuellenfeindliches Gesetz in Kraft gesetzt hatte, einen "Löwen der Christenheit". Paul Cameron vom Family Research Council trat vor der Duma auf und präsentierte Statistiken über die angebliche pädophile Gefahr, die von Schwulen ausgehe. Ähnlich gibt es auch Lobbyarbeit von Evangelikalen in der Ukraine, um ein ähnliches Gesetz wie in Russland zu verabschieden. (Quelle 1), (Quelle 2), (Quelle 3).
Präsident Obama geriet erneut ins Visier. Rick Joyner warnte, dass dieser eine Diktatur errichten könnte. Amerikas letzte Hoffnung sei ein Militärputsch. Der Abgeordnete Ted Poe verglich ihn mit dem berüchtigten Kaiser Nero. Während Rom gebrannt habe, habe dieser auf der Harfe gespielt, während Obama in der schwersten Krise auf dem Golfplatz Bälle schlug. Bryan Fischer warnte, dass das US-Militär schon bald mit einem Massenmord an Christen beginnen könnte. (Quelle 1), (Quelle 2), (Quelle 3).
Michele Bachmann warf Präsident Obama vor, Al-Qaida im syrischen Bürgerkrieg zu unterstützen und sah darin ein Zeichen, dass das Ende der Welt bald eintreten werde. (Quelle)
Joel Rosenberg verdammte die Abtreibungen in den USA. Gott werde Amerika für den Massenmord strafen, so wie er Nazi-Deutschland bestraft habe. Die Abtreibungsgegnerin verglich sich selbst mit Malala Yousafzai. Die junge Pakistanerin hatte sich für das Recht auf Bildung eingesetzt und überlebte einen Anschlag durch die Taliban nur mit viel Glück. (Quelle 1), (Quelle 2).
Im Haushaltsstreit um die Gesundheitsreform waren die Fronten zwischen Republikanern und Demokraten derart verhärtet, dass sogar der Staatsbankrott drohte. Als Vorstufe erlebten die USA den "government shutdown", zehntausende Beamte konnten nicht bezahlt werden. Republikaner Ted Cruz, der selbst zu der verfahrenen Situation beigetragen hatte, warnte, dass Amerika in seiner Schwächephase leicht das Opfer eines feindlichen Angriffs werden könnte. Ein überzogenes Szenario, denn die US-Armee blieb von der Sparmaßnahme unberührt. Rick Wiles attackierte Obama. Der Shutdown sei rassistisch. Schwarze dürften weiterhin in staatlich finanzierten Wohnungen wohnen bleiben, während Obama Hass auf konservative Weiße schüre. Pat Robertson platzte der Kragen. Ausgerechnet der christliche Hardliner attackierte die Tea Party: Ihre Verweigerungshaltung schade dem Land, sie solle besser "erwachsen werden". (Quelle 1), (Quelle 2), (Quelle 3).
Mehrere Teilnehmer des 2. Weltkriegs protestierten dagegen, dass wichtige Gedenkstätten wegen der Flaute in der Staatskasse geschlossen blieben. Bryan Fischer erklärte seinen Zuschauern, dass Obama diese Veteranen liebend gern ins Gefängnis werfen würde. Es sei auffallend, dass Obama mehr Polizisten schicke, um diese Aktionen zu unterbinden, als Soldaten die amerikanische Botschaft in Libyen bewacht hätten. (Quelle)
Die Gesundheitsreform als solche geriet auch unter Beschuss. Pat Buchanan bekräftigte die Verweigerungshaltung im Parlament. Die Republikaner müssten standhaft bleiben, selbst wenn dies das Ende der Partei bedeute. Buchanan verwies auf den biblischen Samson, der einen Tempel der feindlichen Philister zerstört hatte und dabei selbst den Tod fand. Phyllis Schlafly hat indessen den Beweis dafür ausgemacht, dass es im Zuge von Obamas Gesundheitsreform zu Euthanasie-Aktionen kommen wird. In einem Schulbuch von 1984 wird ein Szenario geschildert, in dem die Schüler entscheiden müssen, wer ein Anrecht auf eine lebensrettende Nierentransplantation hat und wer nicht. (Quelle 1), (Quelle 2).
Für gesundheitliche Probleme hat die Christliche Rechte seit jeher ihre ganz eigenen Mittelchen. Pat Robertson erklärte seinen Zuschauern, dass Kopfschmerzen von dämonischen Gegenständen im Haus verursacht würden. Vielleicht wurden sie zuvor bei einem satanischen Ritual verwendet. Einem christlichen Ehepaar, das durch Arztrechnung in finanzielle Bedrängnis geraten war, riet er, weiterhin den Zehnten an ihre Kirchengemeinde zu entrichten. Trotz aller Engpässe werde Gott schon für die Gesundheit des Mannes sorgen. Robertson verkündete auch, dass durch die Kraft des Gebetes auch amputierte Gliedmaßen nachwachsen könnten. Er fügte allerdings hinzu, dass seine Zuschauer nicht ihn, sondern Gott um solche Wunder bitten sollten. Eine Mutter, die erfolglos versuchte, ihren Sohn durch Gebete von seiner Taubheit zu heilen, habe sicher etwas falsch gemacht. (Quelle 1), (Quelle 2), (Quelle 3), (Quelle 4).
Gerade erst war Halloween. Für die konservative Website World Net Daily ein Alptraum. Seit Jahren wettern Evangelikale gegen das "heidnische Fest". In diesem Jahr war die Fernsehserie "The Walking Dead", in der Menschen gegen Zombies kämpfen, Stein des Anstoßes. Gerade zu Halloween gäbe es besonders viele Sendungen. Sie seien wie "Dämonen auf Anabolika". Wer sich an Halloween erfreue, hätte sich am alten Rom auch über den Mord an Christen im Colloseum erfreut. In die gleiche Kerbe schlägt auch Rick Santorum, gescheiterter Präsidentschaftskandidat. Die Filmindustrie sei zu materialistisch und werde von Satan kontrolliert. (Quelle 1), (Quelle 2), (Quelle 3).
Redaktion und Übersetzung: Lukas Mihr