Religiöse Rechte – Oktober 2013

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US-Flag / Foto: Andrea Church (morguefile)

USA. (hpd) Was den meisten Amerikanern Heiter­keit beschert, sorgt im Bible Belt – the same procedure as every year – für Bauch­grimmen. Halloween kann man entweder als nettes Volks­fest sehen oder als Ausgeburt der Hölle. Trotzdem gab es im Haus­halts­streit immer noch genug echte Probleme für die Amerikaner.

Tony Perkins vom Family Research Council forderte dazu auf, für Schwule zu beten, genauso wie man auch für Drogen­kranke oder notorische Fremd­geher beten müsse. Auf World Net Daily war zu lesen, dass die Erziehung eines Kindes zum Homo­sexuellen mit der Er­ziehung eines arabischen Kindes zum Selbst­mord­attentäter ver­gleich­bar sei. (Quelle 1), (Quelle 2).

Auch in diesem Monat konnte sich Vladimir Putin der Unter­stützung durch die Christ­liche Rechte sicher sein. Fischer nannte den russischen Staats­präsidenten, der kürzlich ein homo­sexuellen­feindliches Gesetz in Kraft gesetzt hatte, einen "Löwen der Christen­heit". Paul Cameron vom Family Research Council trat vor der Duma auf und präsentierte Statis­tiken über die angeb­liche pädophile Gefahr, die von Schwulen ausgehe. Ähnlich gibt es auch Lobbyarbeit von Evan­geli­kalen in der Ukraine, um ein ähnliches Gesetz wie in Russ­land zu verab­schieden. (Quelle 1), (Quelle 2), (Quelle 3).

Präsident Obama geriet erneut ins Visier. Rick Joyner warnte, dass dieser eine Diktatur errichten könnte. Amerikas letzte Hoffnung sei ein Militär­putsch. Der Ab­ge­ordnete Ted Poe verglich ihn mit dem berüch­tigten Kaiser Nero. Während Rom gebrannt habe, habe dieser auf der Harfe gespielt, während Obama in der schwersten Krise auf dem Golf­platz Bälle schlug. Bryan Fischer warnte, dass das US-Militär schon bald mit einem Massen­mord an Christen beginnen könnte. (Quelle 1), (Quelle 2), (Quelle 3).

Michele Bachmann warf Präsident Obama vor, Al-Qaida im syrischen Bürger­krieg zu unter­stützen und sah darin ein Zeichen, dass das Ende der Welt bald ein­treten werde. (Quelle)

Joel Rosenberg verdammte die Ab­treibungen in den USA. Gott werde Amerika für den Massen­mord strafen, so wie er Nazi-Deutsch­land bestraft habe. Die Abtreibungs­gegnerin verglich sich selbst mit Malala Yousafzai. Die junge Pakistanerin hatte sich für das Recht auf Bildung eingesetzt und überlebte einen Anschlag durch die Taliban nur mit viel Glück. (Quelle 1), (Quelle 2).

Im Haushaltsstreit um die Gesundheitsreform waren die Fronten zwischen Republikanern und Demokraten derart verhärtet, dass sogar der Staats­bankrott drohte. Als Vorstufe erlebten die USA den "government shutdown", zehn­tausende Beamte konnten nicht bezahlt werden. Republikaner Ted Cruz, der selbst zu der verfahrenen Situation beige­tragen hatte, warnte, dass Amerika in seiner Schwäche­phase leicht das Opfer eines feind­lichen Angriffs werden könnte. Ein über­zogenes Szenario, denn die US-Armee blieb von der Spar­maßnahme unberührt. Rick Wiles attackierte Obama. Der Shutdown sei rassis­tisch. Schwarze dürften weiterhin in staat­lich finan­zierten Wohnungen wohnen bleiben, während Obama Hass auf konser­vative Weiße schüre. Pat Robertson platzte der Kragen. Ausge­rechnet der christliche Hard­liner attackierte die Tea Party: Ihre Verweigerungs­haltung schade dem Land, sie solle besser "erwachsen werden". (Quelle 1), (Quelle 2), (Quelle 3).

Mehrere Teilnehmer des 2. Weltkriegs protestierten dagegen, dass wichtige Gedenk­stätten wegen der Flaute in der Staats­kasse geschlossen blieben. Bryan Fischer erklärte seinen Zuschauern, dass Obama diese Veteranen liebend gern ins Gefängnis werfen würde. Es sei auffallend, dass Obama mehr Polizisten schicke, um diese Aktionen zu unter­binden, als Soldaten die ameri­kanische Botschaft in Libyen bewacht hätten. (Quelle)

Die Gesundheitsreform als solche geriet auch unter Beschuss. Pat Buchanan bekräftigte die Verweigerungs­haltung im Parlament. Die Republikaner müssten stand­haft bleiben, selbst wenn dies das Ende der Partei bedeute. Buchanan verwies auf den biblischen Samson, der einen Tempel der feind­lichen Philister zerstört hatte und dabei selbst den Tod fand. Phyllis Schlafly hat indessen den Beweis dafür aus­gemacht, dass es im Zuge von Obamas Gesundheits­reform zu Euthanasie-Aktionen kommen wird. In einem Schul­buch von 1984 wird ein Szenario geschildert, in dem die Schüler ent­scheiden müssen, wer ein Anrecht auf eine lebens­rettende Nieren­trans­plantation hat und wer nicht. (Quelle 1), (Quelle 2).

Für gesundheitliche Probleme hat die Christliche Rechte seit jeher ihre ganz eigenen Mittel­chen. Pat Robertson erklärte seinen Zuschauern, dass Kopf­schmerzen von dämonischen Gegen­ständen im Haus verursacht würden. Vielleicht wurden sie zuvor bei einem satanischen Ritual verwendet. Einem christ­lichen Ehepaar, das durch Arzt­rechnung in finanzielle Bedräng­nis geraten war, riet er, weiterhin den Zehnten an ihre Kirchen­gemeinde zu ent­richten. Trotz aller Eng­pässe werde Gott schon für die Gesund­heit des Mannes sorgen. Robertson verkündete auch, dass durch die Kraft des Gebetes auch amputierte Glied­maßen nach­wachsen könnten. Er fügte allerdings hinzu, dass seine Zuschauer nicht ihn, sondern Gott um solche Wunder bitten sollten. Eine Mutter, die erfolg­los versuchte, ihren Sohn durch Gebete von seiner Taub­heit zu heilen, habe sicher etwas falsch gemacht. (Quelle 1), (Quelle 2), (Quelle 3), (Quelle 4).

Gerade erst war Halloween. Für die konser­vative Website World Net Daily ein Alptraum. Seit Jahren wettern Evangeli­kale gegen das "heidnische Fest". In diesem Jahr war die Fern­seh­serie "The Walking Dead", in der Menschen gegen Zombies kämpfen, Stein des Anstoßes. Gerade zu Halloween gäbe es besonders viele Sendungen. Sie seien wie "Dämonen auf Anabolika". Wer sich an Halloween erfreue, hätte sich am alten Rom auch über den Mord an Christen im Colloseum erfreut. In die gleiche Kerbe schlägt auch Rick Santorum, geschei­terter Präsi­dent­schafts­kandidat. Die Film­industrie sei zu materia­listisch und werde von Satan kontrolliert. (Quelle 1), (Quelle 2), (Quelle 3).

Redaktion und Übersetzung: Lukas Mihr