Fehlender Aufklärungswille und zu viel Toleranz gegenüber Tätern: Bei einer der wenigen Veranstaltungen auf dem Katholikentag zu sexuellem Missbrauch musste sich Bischof Stephan Ackermann scharfer Kritik stellen. Er räumt seine eigene Machtlosigkeit ein.
"Das Sprechen der Opfer ist für Prävention grundlegend", sagt Klaus Mertes. "Und die Voraussetzung dafür ist Aufklärung." Mertes weiß, wovon er redet. Der Jesuiten-Pater hat 2010 die Aufklärung von sexuellem Missbrauch am Berliner Canisius-Kolleg ins Rollen gebracht. Und heute, vier Jahre später, steht er beim Katholikentag in Regensburg am Podium, um den ersten Impuls für die Diskussion zu einer neuen "Kultur der Achtsamkeit" innerhalb der katholischen Kirche zu geben, zu einer Diskussion darüber, wie körperliche und sexualisierte Gewalt in kirchlichen Einrichtungen verhindert werden können.
Es ist eine von zwei Veranstaltungen, bei der das Thema überhaupt auf den Tisch kommt. Und das Interesse ist groß. Der Festsaal im Kolpinghaus ist voll am Freitagvormittag. Mertes spricht einleitend von Transparenz, der Notwendigkeit, Machtstrukturen und Sexualmoral innerhalb der katholischen Kirche zu hinterfragen. Und mehrfach wird sein 15minütiges Referat von Applaus unterbrochen.