Deutsche Post wird zum Devotionalienhändler

WEIDEN. Bei dem nebenstehend abgebildeten Gegenstand handelt es sich um ein aktuelles „ausgewähltes Philatelie-Produkt" der

Deutschen Post AG,
NL Philatelie in Weiden.

Es handelt sich nur vordergründig um einen Jubiläums-Krug „80. Geburtstag Papst Benedikt XVI." wobei die Produktbeschreibung das Besondere verdeutlicht: „Das Glanzgold-Motiv des exklusiven Porzellan-Krugs zeigt Papst Benedikt XVI. mit dem vatikanischen Wappen. Neben handgezogenen Goldbändern ziert passend zum Motiv ein wertvoller Zinndeckel den Jubiläums-Krug. Die dazugehörige Sondermarke ist auf dem Boden abgebildet. Höhe: ca. 27,5 cm, Inhalt: 0,7 l. € 34,90."

Bodenständig ist es also ein Produkt der Deutschen Post AG - es ist nur die Frage, die auch in dem sechsseitigen, hochwertigen Sonderprospekt der NL Philatelie nicht beantwortet wird - wie bekommt man die auf dem Boden angebrachte Briefmarke in sein Briefmarkenalbum hinein? Das Naheliegende – mit dem Hammer herausschlagen –, dürfte sich als unpraktisch erweisen, da dann nicht nur der schöne Krug unnütz wird, sondern auch die dicke tönerne Briefmarke das Briefmarkenalbum unschön weit aufstehen lässt.

Ist das nun „(Cross-)Merchandising" d.h. eine Verkaufsförderung, bei der das bekannte Markenprodukt der Deutschen Post, ein Sonderpostwertzeichen, verwendet wird, ohne jedoch den gleichen Nutzen wie das Markenprodukt selber zu haben? Da man den Krug schlecht auf einen Brief kleben kann, wird es dass wohl nicht sein.

Dann wird es sich wohl um „Cross-Marketing" handeln, d.h. eine Allianz verschiedener Firmen und dadurch die gemeinsame, systematische und effektive Aktivierung des Marktes durch zwei oder mehrere Partner. Die Frage ist nun, ob die Philatelisten, d.h. Briefmarkenfreunde oder -sammler, die diesen besonderen Prospekt von der Deutschen Post erhalten, auch Bierkrüge sammeln? Nach dem Prinzip, Hauptsache Sammeln? Oder sind Bierkrugsammler oder -trinker, vornehmlich in Bayern, mit großer Wahrscheinlichkeit auch Briefmarkensammler?

Wie immer es sei, die Deutsche Post, Bonn, ist ein weltweit agierender Konzern, dessen globale Firmenbeteiligungen bereits eine zwölfseitige eng beschriebe Liste umfasst. Entsprechend der auf der gestern in Köln vorgelegten Bilanz 2006 sind im Brief- und Philateliegeschäft Umsatzerlöse von 11,1 Milliarden Euro erzielt worden. Da sind die Jubiläumskrüge aber noch gar nicht mit berücksichtigt, weil die ja erst im April 2007 ausgegeben wurden.

Nach der erfolgreich im September 2006 gestarteten Partnerschaft der Deutschen Post AG mit UNICEF, die ein so menschliches Image bedeutet, ist jetzt die bereits bestehende Partnerschaft mit dem Vatikan – die sich bereits 2005 mit einer gemeinsamen Sonderbriefmarke zum Weltjugendtag in Köln bewährt hatte –, nun weiter ausgebaut worden zum päpstlichen Devotionalienhandel.

Als „normal" dürfte noch das Erinnerungsblatt anlässlich der von der Deutschen Post herausgegebenen Sonderbriefmarke gelten. Es ist auch nur eines der 14 Produkte, die der Post-Shop bei der Suche unter dem Stichwort „Papst" mit einem Gesamtpreis von € 105,45 im Angebot hat.

Die Medaillen-Edition ist entsprechend der Aufgabenstellung des Bundesfinanzministeriums (u.a. Münzen und Postwertzeichen) auch noch im engeren nationalen Bereich.

Was der Post des Vatikan und der Deutschen Post so recht ist, soll der Österreichischen dann auch teuer sein: eine Papst-Briefmarke zu 1 Euro, denn dort jenseits der Alpen heißt es: „Die Post bringt allen was."

Und da man sich da anscheinend einig ist im Geist und Bekenntnis, gibt es dann ein „Außergewöhnliches Gedenk-Dokument" zum Preis von € 19,80, ein „Set: Geburtstagsbriefe und Gedenkblatt ‚80. Geburtstag Papst Benedikt XVI'." Inhalt: Sondermarke aus dem Kleinbogen des Vatikans mit Sonderstempel, der deutsche Geburtstagsbrief mit Marke und Sonderstempel und das Gedenkblatt mit beiden Marken und der Briefmarke der Österreichischen Post.

Sofern sich jetzt jemand an Großdeutschland und PIUS XII. erinnert fühlt, so irrt der sich, denn bereits auf dem Zehnerbogen der Deutschen Post steht oben links, zur Huldigung des Kirchenfürsten: „COOPERATORES VERITATIS", was dann in den rechten unteren Ecke auf Deutsch wiederholt wird: „MITARBEITER DER WAHRHEIT" - der Leitspruch, den Joseph Alois Ratzinger sich 1977 als Bischofs-Motto wählte.

Um dabei zu bleiben: „Gott sei's getrommelt und gepfiffen!" oder "Man spricht deutsch!"

 

Fritz Kummer