Drei Fragen an... Dittmar Graf

In Trier findet vom 15. bis 17. Juni der Kongress ¡Die erschöpfte Theorie?

– Evolution und Kreationismus in Wissenschaften statt.

Im Vorfeld stellt der hpd die Referenten und ihre zentralen Thesen in Kurzinterviews vor.

Prof. Dr. Dittmar Graf ist Professor für Biologie und ihre Didaktik an der Universität Dortmund. Sein Vortrag „Schöpfungsvorstellungen ante portas? Das Thema ‘Evolution’ im Biologieunterricht“ gehört zum Themenblock „Evolution versus Kreationismus – ein Weltbild in der Schule“ (Samstag, 16.6.2007, 10-12 Uhr).

hpd: Diverse Umfragen zeigen, dass auch in Deutschland rund ein Drittel der Bevölkerung im weitesten Sinne kreationistischen Vorstellungen anhängt. Liegen die Zahlen bei angehenden Biologielehrkräften niedriger?

Dittmar Graf: Sie sind niedriger, nach allem was wir wissen liegen die Werte unter 10%. Das ist allerdings noch immer viel zu hoch.

hpd: Wie lassen sich diese Werte erklären? Die Evolutionstheorie ist doch die zentrale Theorie der Biologie.

Dittmar Graf: Die Evolutionstheorie erweist sich als sperrig und schwer verständlich. Viele Studienanfänger vertreten trotz Biologie bis zum Abitur – teilweise als Leistungskurs – lamarckistische und finalistische Vorstellungen über den Verlauf der Evolution. Zudem verstehen einige Studierende den spezifischen Charakter der Wissenschaft nicht, so dass Evolutionstheorie und Schöpfungsvorstellungen als gleichwertige wissenschaftliche Aussagensysteme angesehen werden.

hpd: Was müsste am Biologieunterricht geändert werden, damit die Quote der Menschen, die den Erklärungswert der Evolutionstheorie erkennt, wächst?

Dittmar Graf: Die Beschäftigung mit evolutionären Fragen müsste früher einsetzen und intensiver erfolgen. Biologieunterricht geht zudem bis heute zu wenig auf die bereits vor dem Unterricht vorhandenen Vorstellungen der Schülerinnen und Schüler ein. Und die sind durch Elternhaus, Kindergarten und Religionsunterricht in der Grundschule vielfach kreationistisch geprägt. Außerdem muss die universitäre Ausbildung der Biologielehrerinnen und Biologielehrer das Thema Evolution mehr in den Fokus nehmen. An vielen deutschen Universitäten führt der Bereich ja eher ein Kümmerdasein. In Dortmund versuchen wir seit einiger Zeit, der Klammerfunktion der Evolutionstheorie für die Biologie in allen unseren Veranstaltungen – sowohl den fachbiologischen als auch den biologiedidaktischen – gerecht zu werden. Ich würde mir wünschen, dass dies an anderen Universitäten auch geschähe.

Die Fragen stellte Martin Bauer.

Weitere Informationen zum Kongress.