Notizen aus den Benelux

Belgien.

Lehrstuhl für Humanistik in Brüssel.

Mit Unterstützung der Freisinnigen

Vereinigungen Belgiens wurde an der „Freien Universität Brüssel" (ULB) ein Lehrstuhl für Humanistik gegründet. Der erste Zyklus der Vorlesungen umfasst Themen wie: Ethisch-philosophisches Denken über Migration, Freiheit versus Gleichheit, weltweite Gerechtigkeit und Weltbürgerschaft, etc. (Französisch)

Die Kosten der Religionen

Auf Anfrage einer Volksvertreterin der Partei Spa/Spirit informierte das Justizministerium über die Subventionen für das religiöse Personal. Sie belaufen sich 2006 für die Katholiken auf etwas mehr als 79 Millionen Euro, für die Protestanten auf 3,5 Millionen, für die Orthodoxen auf 1,16 Millionen, für die Israeliten auf 892.000, für die Anglikaner auf 310.000 und für die Muslime auf etwa 69.000 Euro. Für die Vertretung der Konfessionslosen gibt es keine Zahlen. In naher Zukunft muss mit einer beträchtlichen Erhöhung der Subventionen für den Islam gerechnet werden. (Französisch)

Protest gegen Moderator

Während einer Stephen Hawking gewidmeten Sendung des RTBF wurde durch den Moderator formuliert: „Als guter Wissenschaftler, glaubt Hawking nicht an Gott." Prof. Jean-Marie Cauchies von der katholischen Universität Löwen protestierte dagegen in einem offenen Brief an den Sender. Die Kausalität zwischen Wissenschaftler und Gottlosigkeit sei eine subjektive Einschätzung des Moderators. Sie als objektiv darzustellen sei ein großer Fehler. Als gläubiger Katholik sei er seit 30 Jahren Universitätsprofessor und Mitglied der Akademie der Wissenschaften und somit auch ein Wissenschaftler. (Französisch)

Strasse ohne Djihad

Die rechtsextreme Partei „Vlaams Belang" änderte während einer Wahlkampagne in Antwerpen den Name einer Strasse - wo viele Muslime einkaufen und die Geschäfte und Gaststätten angeblich gezwungen wurden, ihre Angebote nach den Regeln der Schariah zu richten - in „Strasse ohne Dschihad". Die Provokation dauerte aber nicht lange: Gegendemonstranten und lokale Geschäftsleute entfernten die Schilder und ersetzten sie durch die bekannten „Ohne Hass Strasse"-Schilder, die auf den rassistischen Mordfall im vorherigen Jahr hinweisen, bei dem in Antwerpen ein schwarzes Kindermädchen und das von ihr betreute Kind auf offener Strasse erschossen wurden. In einem offenen Brief an Parteichef Dewinter kritisiert die Organisation der Selbständigen, Unizo, die Kampagne. (Niederländisch)

Sophia-Institut eröffnet in Brüssel

Ende Mai haben Kardinal Danneels und Mgr. André-Mutien, Bischof von Namen, in Brüssel das Sophia-Institut geöffnet. Das Institut will Jugendliche zwischen 18 und 28 Jahren auf die großen Herausforderungen des Lebens vorbereiten. Sie werden ein Jahr lang ein abgeschlossenes, gemeinsames spirituelles Leben erfahren. Gelehrt wird Philosophie, Ethik und die heiligen Schriften. Daneben konkrete gesellschaftliche Themen und Kommunikationstechniken. (Französisch)

Wallonisches Parlament lädt Dalai Lama ein

Die Kommission Ausland des wallonischen Parlamentes hat einstimmig eine Resolution verabschiedet, die eine Einladung des Dalai Lama fordert. Sie reagiert damit auf die Haltung der föderalen Regierung welche einen Besuch des Dalai Lama in Belgien als nicht wünschenswert bezeichnete (hpd berichtete). Die Kommission betont aber, dass der Dalai Lama als religiöser und nicht als politischer Leiter eingeladen wird. Der belgische Außenminister betonte seinerseits, dass der Dalai Lama ein Visum erhielt, er selbst aber von einem Besuch Abstand nahm. (Niederländisch)

Siebzig Prozent der Belgier sind bereit, ein Organ zu spenden

Die EU Kommission publizierte einen Bericht zu Organspenden und danach sind siebzig Prozent der Belgier bereit, ein Organ zu spenden (EU Durchschnitt 56 %) obwohl nur 3 % eine Organspendekarte besitzen (EU Durchschnitt 12 %). (Niederländisch)

Islamisches Dokument ruft auf zum Boykott der Wahlen

Im Internet ist ein Dokument erschienen, dass zum Boykottieren der belgischen Parlamentswahlen vom 10. Juni aufruft. In dem zwölfseitigen Papier werden die Wahlen als illegal bezeichnet. Die Begründung des Aufrufs ist theologisch und beruft sich auf Aussagen der Propheten und eine Fatwa aus Großbritannien, wonach nur Allah Gesetze verabschieden darf. Die Autoren kommen aus salafistischen Kreisen Brüssels. (Niederländisch)

Schüler demonstrieren gegen Kopftuchverbot

Hunderte Schüler des Gymnasiums Andrée Thomas in Vorst demonstrierten gegen das Vorhaben, in der Schule das Tragen eines Kopftuches zu verbieten. Die Direktion hatte beschlossen, das Zeigen jeglicher weltanschaulicher Zeichen zu verbieten. Die Schüler betrachten dies als einen Angriff auf die Religionsfreiheit. (Niederländisch)

Islamische Mittelschule für Mädchen geplant

Muslimische Kreise wollen in der Nähe der Al Khalil - Moschee in Molenbeek (Brüssel) bald eine Mittelschule für Mädchen eröffnen. Sie wollen damit das Kopftuchverbot umgehen. Die Schule will allgemeine Fächer, aber auch islamische Themen und die arabische Sprache lehren. Bei einer Schulgebühr von 500 Euro rechnen die Initiatoren mit bis zu 250 Schülerinnen. Ohne Berücksichtigung der Regeln für das Bildungswesen der französischen Gemeinschaft kann die Schule keine Subventionen bekommen und schließt ohne Diplom ab. (Niederländisch)

Ablehnung einer muslimischen Gemeinschaft in Westflandern

Im Gegensatz zum Minister hat der Provinzrat Westflanderns die Anerkennung der islamischen Gemeinschaft von Desselgem verweigert. Es geht dabei nicht um prinzipielle, sondern nur um administrative Gründe. Vorher hatte der Gemeinderat der Anerkennung bereits zugestimmt, weil die Vereinigung Assounah die Integration der Muslime unterstützt z.B. durch Lehrgänge für die niederländische Sprache zu organisieren und den Bau eines Schlachtflurs für das Opferfest. (Niederländisch)

Marokkanisches Konsulat lehnt flämischen Vornamen ab

Belgische Kinder marokkanischer Herkunft bekommen die marokkanische Nationalität nicht, wenn sie einen flämischen oder französischen Vornamen besitzen. Das entschied das marokkanische Konsulat in Belgien. Dadurch bekommen sie auch keinen Reispass und können die Eltern nicht auf ihrer Reise begleiten. (Niederländisch)

Initiative Pro Kopftuch

Auf Initiative diverser Frauenorganisationen die sich zu der Aktionsgruppe BOEHI (Herr über das eigene Haupt) vereinigten, wurden in Antwerpen 6.000 Plakate gegen das Verbot des Kopftuches für städtische Angestellte mit Publikumsverkehr verteilt (hpd berichtete). Verschiedene flämische Persönlichkeiten unterstützen die Kampagne. Pol Goossen (ein bekannter TV-Akteur): „Wenn ich einen Reispass brauche ist es mir egal, ob der Beamte ein Kopftuch oder über den ganzen Körper tätowiert ist, ich will nur einen Reisepass." Bis jetzt gab es keine Reaktion von Seiten der Stadtverwaltung. (Niederländisch)

Petition gegen die religiöse Infiltration der Schulen

Die Philosophin Nadia Geerts und der Präsident des Instituts für muslimischen Humanismus, Chemsi Cheref-Khan, haben eine Petition veröffentlicht gegen die Ablehnung des Pluralismus, den Kreationismus, die religiöse Zeichen, die Speisenvorschriften, die Ablehnung bestimmter Fächer, etc. in den Schulen. Die Petition ist veröffentlicht. (Französisch)

 

Niederlande

Jesus Camp: Ein erschreckender Dokumentarfilm!

Den Film "Jesus Camp", der ab 7. Juni in den niederländischen Kinos läuft, bezeichnet Hanny van der Stell (von der evangelischen Jugendorganisation JOP) als entrüstend und traurig. In dem Film wird gezeigt, wie Kinder in Lagern zu „Soldaten für Gottes Armee" getrimmt werden. Der Film von Heidi Ewing und Rachel Grady zeigt das Wirken der USA-Kinderpredigerin Becky Fischer. Der Film zeigt z.B. weinende Kinder, die schwören gegen Abortus zu kämpfen und Bilder von Georg Bush hochhalten. (Niederländisch)

Lehrstuhl "Besondere Erfahrungen" bedeute Bankrott des akademischen Humanismus

Die Gründung eines Lehrstuhls für "besondere Erfahrungen" an der Universität für Humanistik (UvH) bedeutet laut Floris van den Berg von der Freidenker Vereinigung „De vrije Gedachte", den Bankrott des akademischen Humanismus. Sicherlich müssen parapsychologische Erscheinungen innerhalb der humanistischen Bildung interpretiert werden, aber das geschieht bereits im Rahmen des Faches Psychologie, meint Floris van den Berg. Professor Adri Smaling der UvH meint demgegenüber, dass die besonderen Erfahrungen Teil des heutigen gesellschaftlichen Lebens ausmachen und daher ein Thema des Humanismus bilden. (Niederländisch)

Konflikt über den heutigen Inhalt des Humanismus.

Vor dem Hintergrund der Diskussion über den Islam vertreten einige Philosophen (z.B. Martien Schreurs, Joep Dohmen, Henk Manschot) die Meinung, dass Humanisten nicht die Interessen der Ungläubigen vertreten sollten, sondern zusammen mit den Religionen gegen Sittenverfall, Hedonismus und Fundamentalismus streiten sollten. Deshalb darf man sich nicht zu hart von der Religion absetzen. Der Islamismus ist kein Problem, da wir alle Weltbürger sind. Muslimfundamentalisten sind laut Scheurs an erster Stelle selbst Opfer, denen man mit Verständnis begegnen sollte. Religion und Humanismus seien durch die Globalisierung in eine ganz andere Situation gelangt. Die andere Seite (z.B. Karen Jespersen, Rolf Pittelkow, Amanda Kluveld, Rozemarijn Schalkx, etc.) vertritt demgegenüber die Meinung, dass alle Religionen gegen die Menschenrechte verstoßen. Die neuen Humanisten der Universität für Humanistik (UvH) hätten einen „naiven Sesamstrasse-Blick"auf die Welt und seien selbst intolerant. Nur der säkulare Staat könne Pluralismus und Demokratie garantieren. (Niederländisch) Quelle 1 und Quelle 2

Protestanten haben nun auch ihren Rosenkranz

Seit kurzem haben die Protestanten nun auch einen Rosenkranz: Eine Schnur mit 18 „Lebensperlen" die in Schweden entwickelt wurde und durch die Jugendorganisation der Protestantischen Kirche angepriesen wird. Im Gegensatz zum katholischen Kranz repräsentieren die Perlen keine Gebete, sondern Lebensthemen. Die größte goldfarbige ist die so genannte „Gottesperle" und es gibt noch zwei „Liebesperlen", eine „Nachtperle" und eine „Auferstehungsperle". Etwa dreitausend Jungendlichen besitzen bereits den Kranz: das Bedürfnis nach dem Fühlbaren ist sehr groß, sagt Friso Mout von der Jugendorganisation der Kirche. (Niederländisch)

Interaktive Grabsteine

Seit kurzem ist es in Rhenen möglich, den so genannten „Digizerk" auf das Grab der teueren Verstorbenen zu setzen. In dem Digizerk - Grabstein ist ein Bildschirm installiert, der ein Filmchen über den Verstorbenen abspielt. (Niederländisch)

Deutsche Kirchenlieder beherrschen die Charts

Die Zeitschrift "Kerkinformatie" publiziert die Top Zwölf der protestantischen Kirchenlieder in den Niederlanden. Die meisten der Toplieder sind von deutscher Herkunft. Nummer eins ist: „Komme zu uns, die Welt wartet", von Martin Luther. (Niederländisch)

Der Hafen von Rotterdam ist Halal

Der Rotterdammer Hafen hat in Kuala-Lumpur das Halal-Zertifikat bekommen. Damit ist er der erste europäische Hafen, der Produkte nach den islamischen Regeln verteilen darf. Der Hafen besitzt bereits das erste Verteilungszentrum für Halal-Lebensmittel in Europa. (Niederländisch)

Kompass in der Zelle ist ein Grundrecht

Nach dem Vorfall mit den Muslimen, die in einer Zelle in der falschen Richtung beteten (hpd berichtete), wurde das Anbringen von Windrichtungen in Zellen durch die Partei PVV kritisiert. Guusje ter Horst (PvdA), Minister für die Inneren Angelegenheiten, ist jedoch der Meinung, dass dies im Rahmen des Grundrechts auf Religionsfreiheit gestattet ist. Die Haagsche Polizei hat nun in allen Zellen Tupfer angebracht, welche die Richtung nach Mekka anzeigen. (Niederländisch)

Betrug von Milli Görus bewiesen

Im Gegensatz zu der Meinung der Finanzaufsicht (AFM) behauptet die Zeitung "Trouw" Beweise über den Finanzbetrug von Milli Görüs zu besitzen (hpd berichtete). Die Zeitung besitzt Quittungen, auf denen Vorstandsmitglieder des Vereins den Empfang der Gelder bestätigen. Alt Vorstandsvorsitzender Üzeyir Kabaktepe behauptet jedoch, dass seine Unterschrift gefälscht worden ist. Der Gemeinderat von Amsterdam beschloss nun, alle Beziehungen mit Milli Görüs abzubrechen. Der Bürgermeister ist anderer Meinung und will Milli Görüs weiterhin bei dem Bau der Großmoschee unterstützen. Die Türkisch-islamitische Vereinigung "Echter" besitzt bereits die Immobilien dafür und will bald mit dem Bau anfangen. (Niederländisch) Quelle1 und Quelle2

Christen lassen sich heute leichter scheiden

Ehescheidungen aus anderen Gründen als Ehebruch ist jetzt auch in christlichen Kreisen normal stellt die Stiftung „Schuilplaats" fest. Die Stiftung bedauert die Abnahme der Bindung durch Liebe und die rein gefühlsmäßige, hedonistische Betrachtung der Ehe. (Niederländisch)

 

Rudy Mondelaers