Polen: Anlaufstelle für Abtreibungen

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Warschauer Altstadt
Warschauer Altstadt

Im katholischen Polen gilt ein besonders strenges Abtreibungsrecht. Und weil die Politiker diese Rechtslage nicht liberalisieren wollen, haben Aktivistinnen unweit des Parlaments in Warschau jetzt eine Anlaufstelle für betroffene Frauen eingerichtet, um diesen im Rahmen des rechtlich Möglichen zu helfen. Und um politischen Druck zu machen.

In Polen ist eine legale Abtreibung mit ärztlicher Hilfe nur möglich, wenn das Leben oder die Gesundheit der Frau gefährdet sind oder wenn die Schwangerschaft die Folge einer Straftat ist. Abtreibungen aufgrund einer schweren Fehlbildung des Fötus waren unter der konservativen PiS-Regierung verboten worden. Auch schwerbehinderte Kinder ohne jede Überlebenschancen müssen zur Welt gebracht werden. Was dazu führte, dass sich Ärzte weigerten, Schwangerschaftsabbrüche auch in lebensgefährlichen Situationen für die Schwangere durchzuführen.

Unter der Ende 2023 ins Amt gekommenen Regierung von Donald Tusk sollte sich das eigentlich ändern. Im Wahlkampf hatte sich Tusk noch für eine legale Abtreibung bis zur 12. Schwangerschaftswoche ausgesprochen. Doch in seiner Koalitionsregierung konnte er sich nicht durchsetzen.

Was sehr wohl in Sachen Schwangerschaftsabbruch in Polen straffrei möglich ist: Dass Frauen ihren Schwangerschaftsabbruch selbst durch die Einnahme von im Internet bestellten Abtreibungspillen vornehmen. Eben diese Frauen wollen die Aktivistinnen nicht allein lassen. Und eröffneten dafür am Internationalen Weltfrauentag am 8. März 2025 ihr Beratungszentrum in Warschau.

Die Anlaufstelle in einem früheren Kaufhaus in Warschaus Zentrum hat den Namen "AboTak". Das steht für das polnische "aborcja" (Abtreibung) und "tak" (Ja). Hier sollen keine nach polnischem Recht illegalen Abtreibungen angeboten werden. Wohl aber soll es ein Ort sein, an dem die Frauen mit beratender Hilfe die Tablette einnehmen können und Unterstützung erhalten sollen. Auch mit Blick darauf, wo und wie sie die Medikamente beziehen können und wie sie damit umgehen.

Justyna Wydrzynska, die seit 18 Jahren in verschiedenen Frauenorganisationen Frauen in Abtreibungssachen berät, sagte der Deutschen Welle: "Frauen, die abtreiben wollen, die die Abtreibung wirklich brauchen, werden im Stich gelassen." Polen sei ein Staat, der Frauen unterdrückt. "Die Frauen können mit ihren eigenen Pillen hierher kommen", so die Aktivistin Natalia Broniarczyk von der Inittiative "Abortion Dream Team". Der polnischen Nachrichtenagentur PAP sagte sie, man wolle einerseits betroffenen Frauen helfen, andererseits aber auch im laufenden Präsidentschafts-Wahlkampf Druck auf die Politik ausüben. Zudem will man mit der Online-Initiative "Women on Web" zusammenarbeiten, die Frauen bei Bedarf Abtreibungspillen per Post zukommen lässt. Die Medikamente können dann in dem neuen Zentrum in Warschau im Beisein anderer Frauen eingenommen werden.„“

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