Wer glaubt noch an die Auferstehung?

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Grabkränze, Erdbestattung / Foto © Evelin Frerk

DÜSSELDORF. (hpd/kdb) Das Kuratorium Deutsche Bestattungskultur muss sich auch um das Marktgeschehen kümmern, also mit der Frage, wie die Menschen in Deutschland bestattet werden wollen. Da ist Ostern, bei dem es ja um das abschließende Gegenteil geht, die Auferstehung, also die aufgehobene Bestattung, das Thema, eine Umfrage dazu in Auftrag zu geben. Die Ergebnisse.

 

Im Zentrum des christlichen Osterfestes steht die Erinnerung an das Leiden Christi durch die Kreuzigung ebenso wie die Feier der Überwindung des Todes durch die Auferstehung. Das ist für die Bestatterbranche aber nicht problematisch, solange noch beerdigt wird. Auferstehung ist ja erst später.

Über Jahrhunderte hinweg war insofern die Grablegung Christi für die christlich-abendländische Bestattungskultur und die damit verbundenen Jenseitsvorstellungen maßgeblich. Doch, so stellt das Kuratorium Bestattungskultur fest: „Zu Beginn des 21. Jahrhunderts manifestiert sich ein zentraler Paradigmenwechsel des Menschenbildes und des Glaubens. Über Jahrhunderte war die Erdbestattung, die sich an der Grablegung Christi orientierte, die dominante Bestattungsart in Deutschland. Das ändert sich seit einigen Jahren fundamental.“

Nach einer im März 2011 vom Kuratorium Deutsche Bestattungskultur durchgeführten repräsentativen TNS-Emnid-Umfrage mit 1001 Befragten wünschen sich

  • 48% der Menschen eine Feuerbestattung (44% West, 66% Ost) und
  • 28% eine Erdbestattung (30% West, 17% Ost).

Vor drei Jahren, bei der letzten TNS-Emnid-Umfrage zu diesem Thema aus dem Jahr 2008, wünschten sich

  • 39% der Befragten eine Feuerbestattung und
  • 33% eine Erdbestattung.

Allein innerhalb der letzten drei Jahre lässt sich somit eine deutliche Tendenz der Zunahme an Feuerbestattungen ablesen. Das ist eindeutig auch eine Absage an die Idee der christlichen Auferstehung, denn der ‚Phoenix aus der Asche’ ist der altägyptische Mythos eines Vogels, der verbrennt, um aus der Asche wieder aufzuerstehen. Falls das ins Christentum Eingang gefunden hätte, wäre die Feuerbestattung die populärste Bestattungsform geworden. Christlich war und ist: „Aus Erde bist du gemacht, Mensch, und zu Erde sollst du auch wieder werden.“ (Bibel, Hiob 10,9)

Davon abgesehen wollen

  • 7% der Befragten ihren Leichnam der medizinischen Forschung zur Verfügung stellen, und
  • 12% wollen die Entscheidung für eine Erd- oder Feuerbestattung ihren Hinterbliebenen überlassen und sie nicht selbst fällen.

Was kommt nach dem Tod?

Die Entscheidung für eine Erd- oder Feuerbestattung hat auch etwas mit dem eigenen Menschenbild und den damit verbundenen Jenseitsvorstellungen zu tun. Als Lebewesen mit einer Leib-Seele-Dichotomie geht es bei der Beerdigung eines Verstorbenen nicht allein um die Beisetzung seines Körpers, sondern auch um die Frage, was mit der Seele – oder anders formuliert – mit dem Bewusstsein nach dem Tod passiert. Dafür wurden früher Seelenmessen gelesen, Totenwache gehalten und Fürbitten gesprochen.

Die Frage, auf die niemand aus eigener Erfahrung antworten kann, sondern auf die ausschließlich mit Vermutungen, Ahnungen, Glauben und Spekulationen geantwortet werden kann, lautet: Was kommt nach dem Tod?

  • 27% der Befragten antworteten schlicht und ergreifend „Nichts“ (23% W, 44% O).
  • 25% der Menschen glauben an das Weiterleben der Seele (27% W, 17% O),
  • 10% glauben an die Auferstehung (11% W, 2% O),
  •   8% an eine Wiedergeburt (9% W, 5% O) und
  •   7% an die Verwandlung der Materie in Energie (7% W, 7% O).
  • 20% gaben an, dass sie keine Vorstellung davon hätten, was nach dem Tod käme und
  •   2% machten keine Angaben.

Die Antworten unterscheiden sich auch nach dem Geschlecht der Befragten.

  • „Nichts“ antworteten 34% Männer und 20% Frauen.
  • An das Weiterleben der Seele glauben 19% der Männer und 31% der Frauen,
  • an die Auferstehung 7% der Männer und 12% der Frauen.

Bei den Optionen Wiedergeburt bzw. Verwandlung der Materie in Energie gab es keine geschlechtsspezifischen Unterschiede.

Doch auch die Religionszugehörigkeit hat einen Einfluss auf die Antworten. So sagten

  • 52% derjenigen, die sich als nicht religiös bezeichnet haben, dass nach dem Tod nichts käme.
  • 36% der Katholiken glauben an ein Weiterleben der Seele und nur 13% an eine Auferstehung.
  • 27% der Protestanten gaben an, dass sie an ein Weiterleben der Seele nach dem Tod und nur 9%, dass sie an die Auferstehung glauben würden.

Diese Säkularisierung, die der Idee einer Auferstehung kaum noch etwas abgewinnen kann, macht insofern auch das Osterfest mit seiner christlichen Verheißung eines Lebens nach dem Tode sinnlos.

C.F.
(unter Verwendung von Material des Deutschen Kuratoriums Bestattungskultur / Dr. Kerstin Gernig)