Philippinisches Osterritual

Am Kreuz hängen wie Jesus

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Selbstkreuzigung auf den Philippinen (Foto von 2011)
Selbstkreuzigung auf den Philippinen

Die Inszenierungen sorgen jedes Jahr für Kontroversen auf den Philippinen: Katholische Fanatiker lassen sich am Karfreitag kreuzigen – inklusive Kreuz schleppen und römischen Legionären, die sie beschimpfen und auspeitschen. Das blutige Spektakel wird von einer Schar Zuschauer und Touristen begleitet. Der Vatikan verurteilt das Ritual, Ärzte warnen vor Risiken – die alljährlichen Kreuzigungen sind aber tief in der religiösen Tradition des Landes verwurzelt.

Seit wann auf den Philippinen zu Ostern gekreuzigt wird, ist schwer zu datieren. Katholisch sind die Menschen dort seit dem 16. Jahrhundert – dank der spanischen Kolonialherrschaft. Heute sind die Philippinen das größte katholische Land Asiens, 85 bis 90 Prozent der Bevölkerung folgt einem katholischen Gott. Der Einfluss des katholischen Glaubens ist immens. Die jährlichen Kreuzigungen werden vom Klerus auf den Philippinen und dem Vatikan zwar gerügt und verurteilt, unternehmen können die Glaubenshüter jedoch nicht viel gegen die Rituale.

Würstchen, Eis und Drinks

Die rituellen Kreuzigungen zu Karfreitag gleichen einem Volksfest: Es gibt Würstchen, Eis und Getränke. Diese Feste sind im Land verwurzelt. In einigen ländlichen Regionen soll der blutige Brauch seit Jahrhunderten praktiziert werden. Auf den Philippinen und international lösen die Kreuzigungen Debatten aus. Ist der Osterbrauche ein authentischer Ausdruck des Glaubens oder eine unnötige und sogar gesundheitsschädliche Praxis?

Kreuzigungen als Unterhaltung

Mediziner:innen warnen, dass sie zu Infektionen und sogar zum Tod führen kann. Die katholische Kirche sieht sich als zu extrem dargestellt. Francis Lucas von der Philippinischen Bischofskonferenz meint etwa: "Sich kreuzigen zu lassen, verkommt zur Unterhaltung. Sie ist nicht dazu gedacht, berühmt oder reich zu werden." Es sei ausreichend, dass Jesus sich aufgeopfert habe. Das fanatische Ritual lenke von dem Gedanken ab, echte Buße zu tun.

Römische Legionäre schlagen Nägel in die Hände

Das stört vor allem die Landbevölkerung auf den Philippinen nicht. Dutzende von Männern lassen sich kreuzigen, einige von ihnen schon zum 31. Mal. Mit einem Hammer schlagen ihnen als Römer verkleidete Männer Nägel in Hände und Füße. Die Kreuze werden dann hoch gezogen und bleiben mehrere Minuten lang stehen. Die philippinische Regierung hat mehrfach versucht, diese Osterpraxis zu regulieren oder zu verbieten – ohne Erfolg. Die Menschen haben eine zu tiefe kulturelle und religiöse Bindung an diese Tradition. Zumindest stellt der Staat während der Kreuzigungen medizinische Hilfe bereit.

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