..oder Spenden für das Kreuz. Die Kirche nimmt` s gern, häufig und es dürfen gern mehr als 5 € sein.
(hpd) Wer in der Vorweihnachtszeit, deren eigentliche Bedeutung heute immer weniger Menschen kennen, über die Weihnachtsmärkte wandelt, der wird nicht nur mit Glühwein, Bratwurst und allerlei Dingen das täglichen „Nichtbedarfs" überschüttet. Der Besucher ist stets umlagert von Spendensammlern und Geldeintreibern. Die dahinter stehenden Organisationen, Vereine oder undefinierbare Zusammenschlüsse sollte man keinesfalls in einen Topf werfen, doch es wäre ebenso falsch, in jeden der Töpfe – auch Spendenbüchse genannt – Münzen zu stecken.
Alle versichern auf Anfrage stets ihre Gemeinnützigkeit, aber wie glaubhaft sind diese Angaben.
Einfach ist es bei Spendendosen, die eindeutig gekennzeichnet sind.
Ein rotes Kreuz auf der Büchse ist unproblematisch, denn das DRK ist bekannt, die Dienste der professionellen und ehrenamtlichen Helfer stehen in unzähligen Situationen jedem Menschen zur Verfügung. Darüber hinaus arbeitet diese Organisation bei Auslandseinsätzen, die unabhängig der ethnischen oder religiösen Bedingungen durchgeführt werden.
Spendensammler mit dem christlichen Kreuz findet man auf den Märkten seltener. Evangelische und Katholische Kirche machen das im großen Stil. Nichts ist da mehr übrig von der Bescheidenheit des Stalles, in dem der Christus laut offizieller Lehre geboren wurde. Und so werden hochtrabende Namen kreiert: Geldeintreiben auf evangelische Art nennt sich „Brot für die Welt", das katholische Gegenstück ist die „Adveniat" Aktion.
Kirchen sonnen sich gerne im Licht der Politik
Beim Eröffnungsgottesdienst der Adveniat-Aktion 2007 war Bundespräsident Horst Köhler anwesend – die „Trennung" von Staat und Kirche wurde wieder einmal sehr eindrucksvoll dargestellt.
Also viel Aufwand, viel Gepränge in beiden Lagern des getrennt agierenden Christentums.
Kein Mensch kommt auf die Idee, das Geld für das Drumherum zu sparen und ganz im Sinne der Ökumene eine gemeinschaftliche Aktion zu starten. Ohne exakte Zahlen zu kennen, kann man mutmaßen, dass von dem Geld, welches für die An- und Abfahrt sowie Betreuung und Schutz des Bundespräsidenten nötig war, viel Hilfe hätte geleistet hätte werden können - und das das OHNE einen Euro Spendengeld.
Aber auch die Lutherischen sonnen sich bei derartigen Kampagnen gern im Lichte der Politik, so waren beim Eröffnungsgottesdienst die Bundesministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul sowie die hessische Sozialministerin Silke Lautenschläger präsent.
Erst zerstören und jetzt helfen?
Gewiss stehen die kirchlichen Spendenaktionen und Vereine wie Missio oder Diakonie in der öffentlichen Meinung ohne großen Makel da. Doch man darf nicht vergessen, dass bei aller Hilfe für Lateinamerika, die in diesem Jahr im Mittelpunkt steht, die zerstörten Kulturen der indianischen Bevölkerung nie wieder hergestellt werden können. Allerdings, die Kirchen brauchen die 'Schäfchen' für ihre Statistik. In Europa läuft man der Kirche eher davon. Doch wenn man arm ist und am Tropf von Spenden hängt, dann wird es für viele der Indianer äußerst schwer, diese Form der missionierenden Hilfe abzuschlagen.
Dabei könnten die Kirchen einen Teil ihrer Geld-Einlagen direkt als bescheidenen Versuch der Wiedergutmachung verwenden, statt den Menschen in gewohnter Art und Weise das Geld aus der Tasche zu ziehen. Doch es wird weiter eingeheimst obgleich es doch heißt: Geben ist seliger denn Nehmen, Apg. 20.35. Und so finanziert man diejenigen, die es nicht nötig haben, wie zum Beispiel das „Hilfswerk" Misereor. Die Organisation leitet die Summen später als reine Spende der Kirche weiter, christliche Nächstenliebe mit Steuergeldern – auch von Nichtchristen.
Angebracht ist Hilfe zur Selbsthilfe
Menschen, die sich in diesen Hilfswerken organisieren wollen unbestreitbar helfen und haben nicht vordergründig die Missionierung im Sinn, alles andere wäre eine Unterstellung. Doch sollte man sich schon sehr sorgfältig informieren, ob es nicht andere gibt, die unabhängig von Religion, unabhängig von frommen Festtagen uneigennützig und rein humanitär Hilfe leisten.
Der Teil der Welt, die wir so geringschätzig als die „DRITTE" bezeichnen, braucht uns, aber er braucht nicht unsere Almosen, Denkweisen, nicht unsere Kultur und schon gar nicht „unsere" Religion.
Dringend angebracht ist Hilfe zur Selbsthilfe, um langfristig ein eigenes Wirtschafts- und Sozialsystem zu errichten, welches auf eigenen kulturellen Grundlagen der jeweiligen Länder basiert.
Also Augen auf, wenn einem offene Hände entgegen gestreckt werden. Und auch einmal nachgedacht in der Vorweihnachtszeit, dann ist man möglicherweise schlauer, bis dann im Januar die Sternsinger aufkreuzen, um Almosen zu sammeln - ganz gemeinnützig - oder etwa nicht?
Thomas Häntsch