BERLIN (hpd/HVD) Der Humanistische Verband Berlin hat sich heute mit Entschiedenheit gegen die polarisierende Unterschriftenaktion von „Pro Reli“ und gegen den drohenden „Abwahlzwang“ ausgesprochen. Auf Plakaten und inzwischen auch in Werbespots in hiesigen Radiosendern wird den Passanten und Zuhörern suggeriert, es ginge um ihre Freiheit. Gegen diese irreführende Kampagne richtet sich der „Weihnachtsappell des HVD Berlin“.
In ihm ruft der Verband die abstimmungsberechtigten Bürgerinnen und Bürger Berlins auf, ihre eventuell bereits gegebene Unterschrift zurückzuziehen. Denn: Partikularinteressen von Religionsgemeinschaften gefährden die großen Ziele der Integration und der gemeinsamen Wertebildung.
In dem Aufruf heißt es:
< Der Humanistische Verband Deutschlands, Landesverband Berlin (HVD Berlin) ist empört über die Kampagne der so genannten „Wahlfreiheit“ von Pro Reli. Dr. Bruno Osuch, Landesvorsitzender des HVD Berlin, appelliert an die Berliner Bevölkerung, sich nicht durch das provokante Auftreten von Pro Reli polarisieren zu lassen: „Die Bürger werden nicht richtig aufgeklärt. Der Slogan ‘freie Wahl’ ist falsch. Denn die Wahlfreiheit ist in Berlin bereits gewährleistet. Neben dem allgemeinen Fach Ethik können die Schüler/-innen auch Religionsunterricht erhalten“.
Im Gegensatz dazu strebt Pro Reli einen Wahlpflichtbereich Religion oder Ethik an. Damit aber wären die Schüler vor einen Abwahlzwang gestellt. Sie müssten sich entscheiden − entweder Ethik oder Religion. Beides zu besuchen wäre dann nicht mehr möglich. „Das als größere Wahlfreiheit zu verkaufen ist Etikettenschwindel”, erklärt der Landesvorsitzende. „Gleichzeitig versteckt sich die Initiative Pro Reli nun völlig hinter dem Freiheitsslogan ‘freie Wahl’. Das passt zur neuen Strategie der bewussten Irreführung durch den evangelischen Bischof“, so Dr. Bruno Osuch weiter. >
Im Aufruf wird betont, dass einmal gegebene Unterschriften auch zurückgenommen werden können. Darauf bezogen heißt es im Weihnachtsappell weiter:
< Zunehmend durchschauen immer mehr Bürger/-innen die Kampagne von Pro Reli und es fällt dem Verein schwer, genügend Unterschriften zu sammeln. Denn gerade unter den Christen wächst die Zahl derjenigen, die sich von dieser polarisierenden PR-Strategie abwenden, wie die Initiative “Christen für Ethik” zeigt.
Dr. Osuch erklärt: „Die vom Parlament mit großer Mehrheit beschlossene gemeinsame Werteerziehung als ‘staatliche Zwangsethik’ zu diskriminieren, ist schlicht infam. Die Kirchen spalten unsere Stadt. Mit dem christlichen Friedensgebot hat das nichts mehr zu tun”.
Dr. Osuch ruft daher auf: „Jeder, der sich getäuscht fühlt, sollte seine Unterschrift bei den Landeswahlleitern wieder zurücknehmen!” Dr. Bruno Osuch betont abschließend: „Was Berlin braucht, ist nicht ein Mehr an Religionen in der Schule sondern ein Mehr an gemeinsamer Wertevermittlung, wenn wir den Zerfall der Gesellschaft stoppen wollen.“
In Berlin leben 42,7 Prozent der 6 bis 15jährigen mit Migrationshintergrund. In einer solchen multikulturellen Stadt muss das gemeinsame Erlernen von Toleranz und gegenseitigen Respekt im Vordergrund stehen. Partikularinteressen von Religionsgemeinschaften dürfen das große Ziel der Integration nicht untergraben. >
Antje Henke