Aufwertung des „Berliner Modells“

BERLIN. (hpd/HVD) Die Niederlage von Pro Reli bei der gestrigen Volksabstimmung in Berlin hat bundesweite Bedeutung, betont der Humanistische Verband Deutschlands (HVD), Bundesverband, in einer Pressemitteilung unmittelbar nachdem das Ergebnis bekannt wurde.

Die Zahlen zeigen, dass die Konservativen in den Kirchen sowie die CDU und die Berliner FDP weder die Bevölkerung, noch ihre eigenen Mitglieder und schon gar nicht Muslime oder Konfessionsfreie für ihr egoistisches Ziel zu aktivieren vermochten. Der erreichte Fortschritt in der Staat-Kirche-Trennung bleibt gesichert. Ethik wird in Berlin kein „Ersatzfach“.

Zur Niederlage von Pro Reli erklärte der Präsident des HVD, Dr. Horst Groschopp: „Wirkliche Wahlfreiheit und Weltoffenheit haben gewonnen. Die christlichen Kirchen haben den Kampf geführt wie ganz gewöhnliche Parteien – mit Verzerrungen und Entstellungen. Daran werden sich die Gläubigen, Anders- und Nichtgläubigen erinnern, wenn die Kirchen demnächst wieder als hohe Moralinstanz wahrgenommen werden wollen. Der HVD bleibt bei seiner Haltung: Wir sind nicht kirchen- oder religionsfeindlich. Wir erwarten aber, dass wir künftig nicht mehr als ’Gespenst des Humanismus’ verteufelt werden. Wir sind gleichberechtigte Partner im Streit um die richtigen ethischen Lösungen gesellschaftlicher Probleme. Das Modell ’Ethik plus Religions- bzw. Lebenskunde-Unterricht’ wird erfolgreich sein, weil es den Anforderungen moderner Wertebildung in den Schulen entspricht.“

Der HVD sieht sich durch das Ergebnis der Volksabstimmung in seinem politischen Kurs der Unterstützung eines Ethikfaches für alle Schülerinnen und Schüler ab Sekundarstufe I bestätigt. Er würde es begrüßen, wenn auch andere Bundesländer sich dem Modell „Ethik plus Religions- bzw. Lebenskunde-Unterricht“ öffnen würden. Diese Lösung ist zeitgemäß. Sie betont in den Schulen das ethisch Gemeinsame und befriedigt zugleich berechtigte religiöse bzw. weltanschauliche Sonderbedürfnisse. Die wachsende Zahl der Konfessionsfreien erfordert endlich eine angemessene Reform des Werte-Unterrichts generell.

Der Berliner HVD hat im „Bündnis Pro Ethik und Religion“ zu seinem Wort gestanden und die Fähigkeit bewiesen, in einer Allianz unterschiedlicher Organisationen uneigennützig, vertrauensvoll und ehrlich zu handeln, trotz öffentlicher Verleumdungen, deren „Der-Zweck-heiligt-die-Mittel“-Methode sich selbst entlarvt hat.

Judith Huber