Themenwelten der Philosophie

(hpd) Zweifellos handelt es sich bei Richard David Prechts Werk Wer bin ich und wenn ja, wie viele? um eines der erfolgreichsten Sachbücher des Jahres 2008. Elke Heidenreich sei Dank, die das Buch auf die Bestsellerlisten lobte.

 

Tatsächlich ist es dem promovierten Germanisten Precht gelungen, Philosophie massenkompatibel darzustellen. Dabei ist Prechts Werk, anders als viele vergleichbare Einführungsbücher, keine chronologisch gegliederte Philosophiegeschichte, sondern eher eine Reise durch die Themenwelt der Philosophie. Gegliedert ist das Buch in drei übergeordnete Fragenkomplexe bei denen sich Precht an drei der vier klassischen Fragen Immanuel Kants orientiert: Was kann ich wissen? (Erkenntnistheorie), Was soll ich tun? (Ethik), Was darf ich hoffen? (Religionsphilosophie).

 

Was kann ich wissen?

Im ersten Part geht er der zentralen Frage nach Was kann ich wissen?. In 9 Unterkapiteln stellt Precht dann in leicht verständlicher Weise das philosophische und naturwissenschaftliche Wissen zu Themen wie der Herkunft des Menschen, unserer Gefühlswelt, der menschlichen Sprache oder der Funktionsweise des Gehirns dar. Glücklicherweise beschränkt er sich dabei nicht nur auf philosophische Erkenntnisse sondern bezieht die Naturwissenschaften mit ein.

Was soll ich tun?

Der zweite große Komplex des Buches ist mit der Frage überschrieben Was soll ich tun? Hier geht der Autor ganz zentralen Fragen des menschlichen Daseins nach wie: Warum soll ich gut sein?, Darf man Menschen töten? Ist Abtreibung moralisch? Soll man Sterbehilfe erlauben?. Mit den gegebenen Antworten wird allerdings nicht jeder zufrieden sein. Zu komplex sind diese Themen, um sie auf wenigen Seiten abzuhandeln.

Was darf ich hoffen?

Der dritte Teil des Buches widmet sich der Frage Was darf ich hoffen? Auf Gott etwa? Dieser Urfrage geht Precht als Erstes nach. Leider mit unbefriedigendem Ergebnis. Denn einer klaren Antwort weicht Precht aus. Gott könne man nicht erkennen, man könne ihn erfahren oder aber eben nicht. Weitaus besser sind dagegen die Kapitel zur Freiheit zur Gerechtigkeitstheorie von John Rawls und zum glücklichen Leben. Ein echtes Highlight ist das Schlusskapitel. Precht ist es hoch anzurechnen, dass er Douglas Adams Gedanken aus dem Anhalter durch die Galaxis sowie die der Comedy Truppe Monty Phyton zum Sinn des Lebens würdigt.

Insgesamt ergibt sich bei der Lektüre des Buches ein zwiespältiges Bild. Manche Kapitel sind ausgesprochen gelungen in sich schlüssig und lehrreich, andere wiederum können weniger überzeugen. Bei einigen Fragestellungen (Sterbehilfe, Tötung von Menschen, Abtreibung) wäre mehr inhaltliche Tiefe wünschenswert gewesen. Elke Heidenreich urteilte über das Werk, es sei "unverzichtbar". Soweit würde ich nicht gehen. Das Buch fasst gelungen Wissen zusammen, bietet aber zu wenig Neues, um unverzichtbar zu sein. Zudem sind auch inhaltliche Mängel vorhanden.

Aber ein gelungenes Einführungsbuch in die Philosophie ist es durchaus. Insbesondere Lesern, die sich bislang noch nicht oder kaum mit Philosophie beschäftigt haben, sei Wer bin ich und wenn ja, wie viele? empfohlen. Aber auch philosophisch vorgebildete Personen werden sicher einige neue Erkenntnisse mitnehmen und alte auffrischen können.

Frank Welker

 

Richard David Precht: Wer bin ich und wenn ja, wie viele?, Goldmann, 2007, 400 Seiten, ISBN-13: 978-3442311439, Euro 14,95

Das Buch ist auch im denkladen erhältlich.