FRANKREICH. (hpd) Jeder weiß, dass Karikatur und Religion in der Regel nicht zusammengehen. Was aber, wenn die Religionen selbst zur Karikatur greifen... wie um 1905, als die religiösen französischen Zeitschriften „Le Pèlerin“ oder „La Croix“ beispielsweise die "Schule ohne Gott", die Trennung von Kirche und Staat, die laizistische Republik, den Radikalismus oder die atheistischen Freimaurer geißelten?
Vor kurzem hat der Fall der Mohammed-Karikaturen, der in Frankreich die zahlreichen Klagen des religiophoben Vereins Agrif gegen die Zeitschrift Charlie Hebdo folgten, die Abneigung oder gar offene Feindseligkeit der Religionen gegen ihre karikaturistische Abbildung mit dem Bleistift gezeigt.
Ein Symposium, organisiert von Jean-Claude Gardes und Guillaume Doizy (Verfasser der „À bas la calotte!“ im Verlag Alternatives), fand dazu in Brest im Mai 2008 statt. Es bot einen Überblick über alle diese Fragen und viele andere, die sich mit der Entfaltung der Satire innerhalb der mittelalterlichen Kirchen, der Stelle der Religion in der modernen Karikatur in Frankreich, aber auch in England, Burgund, Flandern und im Rhein-Maas-Gebiet sowie in Deutschland oder bei Monty Python und M.A.S.H. beschäftigen.
Man versuchte dabei zu verstehen, wie die antiklerikalen Bewegungen in dem satirischen Bild eine emanzipatorische Waffe fanden. Während der Tagung, war auch viel die Rede davon, wie die Religionen im zwanzigsten Jahrhundert durch verschiedene Medien wie Kino oder Comics "erforscht" wurden.
Die Beiträge des Kolloquiums sind nun vor kurzem bei EIRIS (Interdisziplinären Forschungsgruppe für satirische Karikaturen) veröffentlicht worden. Das Buch widmet sich auch intensiv der Sache der Mohammed-Karikaturen, aber interessiert sich auch für die satirische religiöse Grafik in der Kunst Japans und Chinas und in den Pressezeichnungen Thailands oder der arabischen Welt .Ein Beitrag untersucht insbesondere die juristische Frage der Blasphemie in Europa und den USA.
Der Inhalt (mit deutscher Übersetzung) der mit Hunderten von Illustrationen bebilderten Ausgabe kann im Internet eingesehen und dort ebenfalls zu 27 Euro bestellt werden.
Rudy Mondelaers