Angesichts des Überfalls auf die Sowjetunion verkündete der katholische Militärbischof Rarkowski:
„So ist es keine Übertreibung, wenn ich sage, daß ihr im Osten gleich den deutschen Ordensrittern einer Zeit, die weit hinter uns liegt, eine Aufgabe zu erfüllen habt, die von einmaliger Bedeutung ist und deren Auswirkung für unser Volk, ja für Europa und die ganze Menschheit, heute noch nicht überblickt werden kann. Der bolschewistische Moloch hat immer wieder versucht, sein Haupt zu erheben, um mit einem Massenaufgebot an Menschen und Maschinen der Kulturwelt zu trotzen. Zwar schwebt über diesen Massen ein Idol, genährt von dem bolschewistischen Weltzerstörungstrieb, aber in ihnen lebt kein Glaube.“ [6]
Wann immer ein Land von deutschen Truppen niedergerungen wurde, läuteten die Kirchenglocken. Für die deutschen Bischöfe galt es den Krieg zu unterstützen, weil Katholiken laut Römerbrief der staatlichen Obrigkeit Gehorsam schuldeten. Doch tauchen in den Hirtenbriefen nicht nur Begriffe wie Pflicht und Vaterland auf, manche der Kirchenfürsten, wie Bischof Jaeger von Paderborn näherten sich in ihren Predigten über die Russen sogar der Terminologie der „Untermenschen“ an:
„Ist jenes arme unglückliche Land nicht der Tummelplatz von Menschen, die durch ihre Gottfeindlichkeit und durch ihren Christushaß fast zu Tieren entartet sind? Erleben unsere Soldaten dort nicht ein Elend und ein Unglück sondergleichen? Und warum? Weil man die Ordnung des menschlichen Lebens dort nicht auf Christus, sondern auf Judas aufgebaut hat.“ [7]
Wieder andere, wie der Augsburger Bischof Kumpfmüller, zogen Parallelen zu längst vergangenen Zeiten:
„Heute bedroht eine andere, nicht minder schreckliche Gefahr die ganze menschliche Gesellschaft, der sogenannte Bolschewismus. Dagegen kämpfen unserer tapferen Soldaten im Osten unter unsäglichen Strapazen und Opfern, wofür wir ihnen nicht dankbar genug sein können. Wir alle wünschen nichts sehnlicher, als ihren baldigen, endgültigen Sieg über die Feinde unseres Glaubens. Ahmt daher das Beispiel unserer christlichen Vorfahren nach, die mit dem Rosenkranz in der Hand die Türkengefahr siegreich abwehrten! Unterstützt die Waffen unserer Soldaten mit Euren gemeinsamen Gebeten!“ [8]
(...)
Konsequenzen hatten die Bejubelungen der Angriffskriege für den deutschen Militärbischof und seinen Stellvertreter nicht. Weder während des Krieges noch danach wurden die beiden Oberhirten ihrer Diözese enthoben. Ihre spezielle Stellung unter Hitler war auch im Nachkriegsdeutschland nichts anstößiges. Wäre Rarkowski nicht im Jahre 1950 gestorben, hätte er vermutlich auch in der Bundeswehr als Militärbischof dienen können. Sein Stellvertreter Werthmann zumindest übte in der BRD die gleiche Position aus, die er auch in der Wehrmacht innehatte.
Kurz nach Kriegsende machte Bischof von Galen den Weg für die Legende der „sauberen Wehrmacht“ frei, indem er den deutschen Soldaten einen Persilschein ausstellte, der sie von der Verantwortung an Kriegsverbrechen freisprach. Am 5. Juni 1945 verkündete er:
„Wir wollen auch innig danken unseren christlichen Soldaten, jenen, die in gutem Glauben, das Rechte zu tun, ihr Leben eingesetzt haben für Volk und Vaterland und auch im Kriegsgetümmel Herz und Hand rein bewahrt haben von Hass, Plünderungen und ungerechter Gewalttat.“ [9]
Quellen / Literatur:
[1] PETER PFISTER, SUSANNE KORNACKER, VOLKER LAUBE: Kardinal Michael von Faulhaber 1869-1952. Obersalzberg-Protokoll 1936 S. 541-547
[2] HUBERT GRUBER, Katholische Kirche und Nationalsozialismus 1930-1945 Ein Bericht in Quellen, Schönigh-Verlag 2006, S. 404
[3] Schönere Zukunft Wien, Nr. 1, 1. Oktober 1939
[4] Schönere Zukunft Wien, Nr. 3, 15. Oktober 1939
[5] Schönere Zukunft Wien, Nr. 21, 18. Februar 1940
[6] MANFRED MESSERSCHMIDT: Die Wehrmacht im NS-Staat. Zeit der Indoktrination, Hamburg 1969, S. 293
[7] WOLFGANG STÜKEN: Hirten unter Hitler, Essen, Klartextverlag 1999
[8] Amtsblatt Augsburg, Nr. 22 , 22. September 1941
[9] PETER LÖFFLER: Bischof Clemens August Graf von Galen - Akten, Briefe und Predigten 1933 - 1946. S. 1156