Landesversammlung des bfg Bayern

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Vorstand bfg-Bayern / Foto: bfg

SCHWEINFURT. (bfg/hpd) Alle zwei Jahre finden im Rahmen der Landeshauptversammlung Vorstandsneuwahlen des Bundes für Geistesfreiheit Bayern statt. Tagungsort für die Landeshauptversammlung am 17. April 2010 war das Panorama Hotel in Schweinfurt.

Die kommissarische Landesvorsitzende Monika Hendlmeier (Regensburg) begrüßte die Delegierten aus den Ortsgemeinschaften und stellte zunächst die Beschlussfähigkeit fest. Zum Versammlungsleiter wurde Rainer Lüttich (Neuburg/Donau) gewählt.

Erster wichtiger Punkt der Tagung war ein Antrag von Gerhard Rampp (Augsburg), man möge auf einen Staatsvertrag des bfg Bayern mit dem Freistaat Bayern hinarbeiten. Solche Verträge gebe es zwischen den christlichen Kirchen als Körperschaften des öffentlichen Rechts und dem Staat und diese bedeuten eine erhebliche finanzielle Unterstützung durch den Staat. Da auch der bfg eine solche Körperschaft sei, wäre ein Staatsvertrag auch mit dem bfg Bayern nur folgerichtig. Daher wurde die neue Vorstandschaft beauftragt, dahingehend Verhandlungen mit dem Kultusministerium aufzunehmen.

Der bfg Bayern, schon Mitte des 19. Jahrhunderts gegründet, litt wie die Religionsgemeinschaften auch unter Verfolgungen und Enteignungen während der Nazi-Zeit. Die Frage, ob man deshalb, ebenso wie die Religionsgemeinschaften Antrag auf Entschädigung stellen solle, wurde aber nicht weiter verfolgt, da man kaum Unterlagen beschaffen könne und wohl auch reichlich spät dran sei.

Thema waren natürlich auch die aktuellen Skandale vor allem in der katholischen Kirche, insbesondere der Fall des Bischofs Mixa aus Augsburg. Die Fälle von sexuellem Missbrauch und Prügelstrafen an zigtausenden von Kindern in Deutschland und anderswo zeigten, so die Delegierten, dass die Kirchen nur schlecht als moralisches Vorbild taugten. Noch skandalöser sei die Verschleierung und Vertuschung solcher Fälle durch die Kirchenadministration. Die Kirche zeige sich als »Staat im Staate«.

Schließlich folgten die Tätigkeitsberichte des Vorstands, der Referenten und der Ortsgemeinschaften. Die kommissarische Vorsitzende Monika Hendlmeier stellte die schwierige Situation dar, die nach dem überraschenden Rücktritt des Vorsitzenden Dietmar Michalke aus familiären Gründen im Sommer 2009 entstanden war. Die Arbeit als kommissarische Leiterin des bfg, die Vorbereitung der »Freigeistigen Rundschau« und der Rundfunksendungen habe sie stark belastet. Wichtig gewesen sei es ihr auch, so Monika Hendlmeier, die Kontakte zu bundesweiten Organisationen aufrecht zu erhalten.

Nach der Aussprache zu den Berichten und einigen marginalen Satzungsänderungen folgten nun die Neuwahlen. Zur Vorsitzenden wurde einstimmig Monika Hendlmeier (Regensburg) gewählt. Stellvertreter wurden Rainer Lüttich (Neuburg/Donau), Gerhard Rampp (Augsburg) und Rainer Statz (München). Weiter wurden gewählt: Schriftführer Martin Preis (Regensburg), Schatzmeister Wolfgang Tamm (Fürth), stellvertretender Schatzmeister Günter Schnetter (Augsburg). Revisoren wurden Erwin Schmid und Friedrich Patzier (Schweinfurt).

Zu Referenten bzw. zur Referentin wurden gewählt: Bildung: Armin Schmidt (Regensburg), Rundfunk: Rainer Statz (München), Werbung und Datenschutz: Markus Knoll (Deggendorf), Presse: Rainer Hamp (Neuburg/Donau) und Frauen: Ingrid Donhauser.

Danach wurde noch einmal Grundsätzliches dargestellt. Es wurde fest gehalten, dass Religionen und Religionsgemeinschaften nicht als Moralgerüst für die Gesellschaft taugten. Die christliche Bibel z. B. enthalte Grundsätze, die heutigen Auffassungen diametral widersprächen. Sie sei vor ca. zweieinhalbtausend Jahren zur Stützung des damaligen jüdischen Staates geschrieben worden und auch das Neue Testament setze in der Tendenz das Alte Testament fort. Die moralischen Defizite und ihre Ursachen speziell in der katholischen Kirche seien, so Rainer Statz, grundlegend in einer Veröffentlichung von Hans Küng dargestellt. Der bfg Bayern biete den weltlichen (säkularen) Humanismus, der auf den Grundlagen der europäischen Aufklärung (Menschenrechte, Demokratie, Solidarität) fuße, als greifbare Alternative an. Dies gelte es, in der Öffentlichkeit darzustellen.

Die Landesversammlung schloss mit einer öffentlichen Veranstaltung am Sonntagvormittag, wieder im Panorama-Hotel: Der Physiker Dr. Rainer Wolf vom Biozentrum der Universität Würzburg referierte »Vom Sinn und Unsinn der Sinnestäuschung«. In seinem Experimentalvortrag führte er dem Publikum anhand zahlreicher praktischer Beispiele vor, wie Wahrnehmen und Denken in die Irre führen können.

Rainer Hamp

Foto v.l.n.r.: Rainer Hamp (Pressesprecher), Martin Preis (Schriftführer), Monika Hendlmeier (Vorsitzende), Wolfgang Tamm (Schatzmeister), Gerhard Rampp (stv. Vorsitzender), Rainer Lüttich (stv. Vorsitzender), Rainer Statz (stv. Vorsitzender)