„Für die Jugend - Mit der Jugend“

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Maja Holzapfel, Nora Behrendt, Ambica Ulrich, Petra Schmidt / Foto: Arne Lund

BERLIN. (hpd) Von einem Buch, das der Presse vorgestellt wurde und Geschichte aufschreibt mit Bildern und Worten sowie ein Gespräch mit Fragen und Antworten von Jugendlichen zur Jugendweihe und wie sie damit umgehen.

Der Jugendweihe Deutschland e. V. hatte zu einem Pressegespräch eingeladen. Kaffee, Saft und Canapees stehen auf dem Tisch. Der Präsident von Jugendweihe Deutschland e. V., Wilfried Estel, hatte es als einziger mit einer kürzeren Anfahrt an diesem Samstag erst einmal ziemlich bequem. Nicht so die weiteren sechs Gastgeber. Ihr Tag begann rund um 5 Uhr am Morgen, um aus Hamburg kommend, nun hier am Tisch zu sitzen und das sind Anna Rutenhold für „Junety“ (Betonung auf ..net) , 2008 in Thüringen gegründet, die Jugendweihe-Kursleiterinnen Maja Holzapfel und Petra Schmidt, letztere führt seit 2008 als Vorsitzende den Humanistischen Verband der Metropolregion Hamburg sowie Ambica Ulrich für die Redaktion „Freier Blick“. Dann noch Nora Behrendt, sie feierte als 15-jährige in der Hamburger Musikhalle 2009 ihre Jugendweihe und stand bei der diesjährigen Feier als Solo-Vortragende auf der Bühne. Schließlich Arne Lund, Pressesprecher Jugendweihe Deutschland e. V.

Der Anlass war die Feier des 20-Jährigen des Vereins Jugendweihe Deutschland, die am Nachmittag stattfinden würde.

Sie waren bereit von ihrer Arbeit, der Jugendweihe in der Vergangenheit und Zukunft und dem neuen Buch zu berichten, das mit dem Titel „Für die Jugend - Mit der Jugend“ zum Jubiläum des 20. Jahrestages der Gründung des Vereins erschienen ist: „Freier Blick“, 200 Seiten, Verlag DUDEN PAETEC GmbH in Verbindung mit der Stiftung Geistesfreiheit.

Der Ursprung der bürgerlichen Jugendweihe geht auf das Jahr 1852 zurück. Seit 158 finden also Jugendweihe-Feiern statt, die erste in Nordhausen, Thüringen.

Das Buch beschreibt das Leitbild des Vereins, der sich in der „Tradition von Aufklärung und Humanismus auf wissenschaftlicher Basis“ wiederfindet, es bezieht die Mitarbeiter und Ehrenamtlichen mit ein, ohne die der Verein seine Arbeit nicht bewältigen könnte und ebenso die Aktiven wie Unterstützenden, sie sind in diesem Buch tatsächlich existent. Es tritt auch eine erstaunliche Reiselust in dieser Dokumentation zu Tage, wenn die Vorbereitung auf die Jugendweihe zur Sprache kommt und das waren 2009 deutschlandweit 25.037 Mädchen und Jungen. Mit ihnen nahmen 160.000 Gäste an 488 Jugendweihefeiern teil.

Anhand einer Zeittafel zeigt der Verein seine Entwicklung in den bestehenden 20 Jahren und reflektiert am Beispiel von Hamburg 120 gelebte Jahre Jugendweihe. Die Landesverbände Hamburg Niedersachsen, Mansfelder Land, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen halten jeweils ihre eigene Rückschau auf die gemeinsame „neue“ Zeit.

Die Anzahl der Autoren ist groß, die Unterschiedlichkeit breit. Jeder bringt mit seinem Thema auch sein persönliches Anliegen, Erleben und Engagement ein.

Mit dem Buch ist ein bunter Strauß zum Thema Jugendweihe auf dem Tisch, in dem Politik, Träume, Zukunft mit enthalten sind, beispielsweise Henning Voscherau, ehemaliger Erster Bürgermeister von Hamburg, der in diesem Buch ebenso zu Wort kommt wie die anderen eher Unbekannteren. Denn eines haben sie alle gemeinsam: Die Jugendweihe.

In diesem kleinen Kreis ist noch anderes zu erfahren als Entstehungsgeschichte und Teilnehmerzahlen z. B. was denn nun richtig ist, Jugendweihe oder Jugendfeier und wenn es doch beides gibt, bitte, wo ist der Unterschied?

„Es gibt keinen“, ist die schlanke Antwort. „Weihe ist ein Wort, das die Kirchen nicht für sich reservieren können. Es steht für eine Zeremonie und die feiern wir in der Tradition von Nordhausen aus dem Jahr 1852. Zum Jugendweihe Deutschland e. V. haben sich verschiedene Verbände zusammengeschlossen. Da muss nicht alles gleich sein. Das gilt für die Vorbereitung wie für die Feier an sich. Beide Begriffe tragen den gleichen Inhalt.“

Weltanschauung von Jugendlichen ...

Die eigene Weltanschauung von Jugendlichen lässt sich kaum eruieren. Sie müssen und haben den Anspruch darauf, sich selbst die Welt ‚anzuschauen’. Bekannt ist erst einmal die Weltanschauung der Eltern. Zu den unterschiedlichen Religionen zu arbeiten steht auf dem Programm der Vorbereitungszeit. Die Kursleiter fühlen sich nicht „direkt als Lehrer“, so erfahre ich von Maja Holzapfel: „Ich möchte unterstützend und aufklärend wirken, damit jeder seine Entscheidung herausfinden und zulassen kann.“

Es gibt Themenvorgaben wie beispielsweise Humanismus, Aufklärung, Menschenrechte und auch viel Freiraum, auf die Wünsche der Kursteilnehmer einzugehen. Vielleicht liegt darin mit ein Grund, dass Jugendliche aus einem weltanschaulich vielfältigen Spektrum ihre Anmeldungen zur Jugendweihe abgeben, auch Getaufte dabei sind und einige sogar parallel die Konfirmation erhalten.

„Ich würde mich als humanistisch bezeichnen“, sagt Nora Behrendt und versteht darunter aufgeklärt, tolerant zu sein und wenn andere anders denken, ist es o. k.“ Ob Gott, ein Herr Gott nun gütig oder zornig sei, das geht nicht in die Richtung ihres Interesses. Sie sieht aber, dass für den Herrn Gott „mächtige Positionen“ entstanden sind – und dass der Beweis, ob es ihn gibt, bisher nicht erbracht werden konnte.

Wie nennen nun die „Jugendweihlinge“ selber diesen mir sperrig erscheinenden Begriff der Jugendweihe. Wieder ist die Antwort ganz einfach „Ich habe Jugendweihe“ oder in der Vergangenheit, „Ich habe Jugendweihe gemacht“. Ja, so sagen es die Jugendlichen, bestätigt Nora Behrendt, die als Jüngste hier im Kreis nur 14 Monate auf ihre Jugendweihe zurück blickt. Ich fühle mich gerne in den weichen sächsischen Sprachgebrauch versetzt und denke, die Jugendlichen haben ihre Gründe, sich nicht auf den Weg zu einer neu-deutschen Abkürzung zu begeben.

„Kleiderordnung? - ja, ist wichtig und von der zweiten Stunde an Thema“ ist die Antwort auf meine Frage. Die Feiern finden morgens statt und dennoch werden Abendkleider größer als beim Abi-Ball getragen und andere bleiben bei Turnschuhen und Jeans, und auch das ist Jugendweihe, es bleibt ... die bewusste Entscheidung des Einzelnen.

Evelin Frerk

 

Gruppenfoto: (v.l.n.r.) Wilfried Estel, Petra Schmidt, Anna Rutenkolk, Arne Lund / Fotografie: Evelin Frerk.