Im Zeitalter der Informationsflut, in dem der Zwang herrscht, sich ständig zu allem äußern und pointiert positionieren zu müssen, geraten das Philosophieren sowie der Mensch als Vernunftwesen immer mehr in Vergessenheit. Die Folge ist, dass ein täglicher anti-aufklärerischer Entmündigungsprozess stattfindet. Damit müssen wir uns aber nicht abfinden, wenn wir nur wieder Mut zum Philosophieren zeigen.
Oftmals gilt das Internet als einzige Ursache für die tägliche Informationsflut. Bei dem millisekündlichen Aufleuchten von Aktualisierungen von Applikationen, E-Mail-Eingängen oder Push-Benachrichtigungen über neue Nachrichten und Posts in Sozialen Netzwerken liegt es nahe, das Internet als Quelle eines ständigen Zuviels an Inhalten, Meinungen und Statements anzusehen. Das ist jedoch zu kurz gegriffen, denn auch im analogen Alltag sind wir Kaskaden von Informationen ausgesetzt, sei es im Kiosk, sei es im Supermarkt, sei es bei einem gewöhnlichen Spaziergang durch die Stadt, in der überall Schilder, Plakate oder Personen um die Aufmerksamkeit für Trends, Produkte oder das sich ständig wandelnde Weltgeschehen buhlen.
Die Folgen der ständigen Flut
Der Informationsüberfluss, der uns umgibt, ist nichts Neues. Die Wirtschaftswissenschaften haben dieses Phänomen frühzeitig erkannt und verstanden, dass Sachverhalte oder Komplexitäten immer weniger in die Köpfe der Menschen eindringen, geschweige denn dort Nachhall und Halt finden können. Der einzige Weg, auf dem Menschen, das heißt Kundinnen und Kunden, noch zu erreichen sind, führt über die Ansprache von Gefühlen und das Auslösen von Emotionen. Es locken reißerische Artikelüberschriften in Pressemedien sowie inzwischen KI-entstellte und -erlogene Fotografien und Videos in den Sozialen Medien. Starke Gefühle, allen voran Wut und Angst, gilt es auszulösen, denn nur durch dieses Vorgehen, so das Dogma, könnte man Menschen noch erreichen. Marketingorientierte, politische und selbst private Botschaften gründen sich darauf.
Daraus ergab sich längst eine folgenschwere Entwicklung, die mehrheitlich unhinterfragt hingenommen wird: Anstatt sich als Vernunftwesen zu verstehen, das fähig ist, sich Zeit zu nehmen, Begriffsverständnisse oder Wortgebräuche zu hinterfragen, Argumente kritisch zu prüfen, aus Informationen reflektierend Wissen oder gerechtfertigte Überzeugungen zu gewinnen und letztendlich erst dann zu einer Diskussion etwas beizutragen, wenn die Grundlagen dafür geschaffen sind, etwa die kritische Prüfung, ob gemachte Aussagen den Tatsachen entsprechen oder nicht, verkommt der Mensch im Zeitalter der Informationsflut immer mehr zu einem bloßen Glied in einer strategisch angelegten und aufgebauten Reiz-Reaktions-Kette. Er verliert seine Mündigkeit und wird instrumentalisiert, um bestimmte Ziele von Akteurinnen und Akteuren zu erreichen: politische Zersetzungen, gesellschaftliche Unruhen oder schlicht und einfach Konsum. Das Zeitalter der Informationsflut ist in seinen Grundzügen zutiefst anti-aufklärerisch.
Der Beitrag der Philosophie
Es gilt heute mehr denn je, dass der Mensch seine Mündigkeit zurückerlangt. Zu kurz gedacht und naiv wäre es nun zu meinen, man müsse nur wieder ein paar mehr philosophische Bücher und Artikel lesen oder einen Podcast hören, um mündig zu werden. Der philosophische Input, den verschiedene Medien ermöglichen, stellt zunächst nur eine weitere Informationsform dar. Informationen wollen jedoch aufgenommen, verstanden, reflektiert und dann genutzt werden. Die Informationsflut und all ihre Konsequenzen mit einer weiteren Informationsflut aufhalten zu wollen, kann nur zum Scheitern führen. Ferner ist zu bedenken, dass in der Philosophie allerlei Themen besprochen und untersucht werden, auch gerne diejenigen, die fernab jeglicher Lebensrealität angesiedelt sind. Wenn man zur Philosophie mit der Bestrebung greift, durch ihre Hilfe zu Ansätzen und Perspektiven zu gelangen, um die Mündigkeit aller wiederherzustellen, dann ist es von vornherein geboten, das Angebot der Philosophie zumindest zu überblicken und daraus Nötiges und Brauchbares zu wählen. Was sie aber trotz aller benannten Einschränkungen bereitstellen kann, ist ein Werkzeug, das wirkungsmächtig sein kann, wenn man sich und anderen die Zeit schenkt, es zu benutzen: das Philosophieren, das weit über bloßes kritisches Denken hinausgeht.
Lasst uns einmal philosophieren
Nun hat das Philosophieren im Alltäglichen eine diskutable sprachliche Verwendung gefunden. Sobald ein geäußerter Gedanke zu komplex wird, das heißt mitunter nur einen Schachtelsatz aufweist, wird er bereits als philosophisch abgetan. Das heißt, man will sich nicht mit ihm befassen, weil er zu viele Denkkapazitäten verbraucht. Ebenso ist es Sitte und Brauch geworden, ein Gespräch mit den Worten "Lass uns ein anderes Mal darüber philosophieren" abzubrechen. Ein späteres Philosophieren kommt freilich nicht zustande. Unter Berücksichtigung solcher Gegebenheiten ist es zunächst erforderlich, dieser sprachlichen Verrohung entgegenzuhalten, was das Philosophieren jenseits seines Gebrauchs als Worthülse in Phrasen leisten kann.
Leistungen des Philosophierens
Grundsätzlich kann jeder philosophieren beziehungsweise zu philosophieren lernen. Dem ein oder anderen wird es schneller oder langsamer gelingen. Ebenso wird es Unterschiede im Umfang und in der Qualität des Philosophierens geben. Das ändert aber am grundlegenden Umstand nichts, dass das Philosophieren allen Menschen offensteht.
Wer philosophiert, macht sich nichts daraus, wer etwas sagte. Die Person, die etwas äußerte, ihr Alter, ihr Geschlecht, ihre Ansichten oder ihre Vorlieben spielen keine Rolle. Es zählt allein, was und wie es gesagt wurde. Das heißt, der Fokus liegt ausschließlich auf den mitgeteilten Inhalten und deren Darstellung in Form von Argumenten oder bestimmten Rhetoriken. Dabei ist es zunächst interessant und bedeutend, dass sich alle Gesprächsparteien darüber verständigen, was genau sie sagten. Das Philosophieren zielt daher in einem ersten Schritt darauf ab, Klarheit in einem Gespräch zu schaffen. Erst wenn erfasst worden ist, was beispielsweise Ausdrücke wie "Heimat", "Naturschutz" oder "Demokratie" für die Gesprächsparteien bedeuten, kann zielführend diskutiert werden. Es ist keinesfalls einfach, eine Klärungsarbeit zu leisten, da die heutige schnelllebige Rhetorik im Zeitalter der Informationsflut viel, teils widersprüchliche Wort- und Phrasenverwendungen erzeugt hat, die nur allzu oft unreflektiert verbreitet werden. Es lohnt sich aber, sich die Zeit zu nehmen, denn nur so ist es möglich, seine eigene und die Position des Gegenübers zu verstehen und zu besprechen. Das heißt, indem der Schwerpunkt weg von den Gesprächsteilnehmenden als Personen hin zu den Inhalten sowie der Art und Weise ihrer Äußerungen gelegt wird, gelingt es, die Personen samt ihren Positionen, Perspektiven und Denkweisen erst wirklich zu verstehen – ganz im Gegensatz zur benannten Informationsflut, die am Menschen nicht als Person, sondern als Instrument interessiert ist.
Wer philosophiert, verbleibt jedoch nicht nur beim bloßen Klären, sondern bemüht sich darum, auf Grundlage der Klärungen Themen und Positionen aus verschiedenen Blickwinkeln zu betrachten. Auch wenn es immer wieder in Medien und Gesprächen so scheint: Es gibt keine einzige und verbindliche Sicht auf ein Phänomen oder Diskussionsfeld. Alles lässt sich aus unzähligen Perspektiven betrachten. Und das ist ein Gewinn für alle, die sich auf ein Philosophieren einlassen, da so neue Sichtweisen und Gedanken offenbar werden, man sich selbst, andere und Phänomene besser verstehen lernt und bei allem schrittweise die Fähigkeit erlangt, mit Komplexitäten wieder umzugehen, auch wenn das angesichts der Adressierung von Gefühlen und Emotionen heutzutage eine Kompetenz darstellt, die viele meinen, nicht oder nicht mehr haben zu können – dabei ist alles eine Frage der Einstellung, Übung und Kontinuität.
Wer philosophiert, nimmt im Verlaufe von Diskussionen schnell wahr, dass im Hinblick auf die facettenreichen Möglichkeiten, einen Sachverhalt zu betrachten und zu besprechen, es letztendlich einer Entscheidung bedarf, welche der vielen Möglichkeiten gewählt werden soll, um zumindest für das aktuelle Gespräch ein Ergebnis zu erzielen. Beispielsweise kann so die Frage aufgeworfen werden: Wie kann also ein komplexes Phänomen wie Demokratie am besten erklärt werden und welche möglichen praktischen Implikationen folgen daraus? Es geht daher nicht nur darum, Klärungsarbeit zu leisten und verschiedene Standpunkte zu diskutieren, sondern auch darum zu bestimmen, welche der vielen Betrachtungsweisen die angemessenste ist. Was erklärt etwas am besten? Durch welche Überlegungen können die geeignetsten Handlungsmöglichkeiten für eine bestimmte Situation ermittelt werden?
Die Kriterien für das, was angemessen ist, sind festzulegen, um am Ende eines Gespräches – und wenn nur als vorläufiger Zwischenstand – bestimmen zu können, welche Positionen auf Grundlage welcher Argumente abzulehnen oder zu favorisieren sind. Durch das Philosophieren wird man sich einer ungeheuren Pluralität von Position und Perspektiven gewahr, lernt aber zu verstehen, dass zwar die Pluralität ihre Berechtigung hat, aber nicht jede einzelne Position und Perspektive akzeptiert werden muss, weil es berechtigte Argumente gegen sie und für andere Ansätze gibt. Im Gegensatz zur heutigen Debattenkultur ermöglicht das Philosophieren eine klare und argumentativ unterfütterte Positionierung, die jederzeit aber auch die Chance gewährt, neu reflektiert und angepasst zu werden. Ein dogmatisches und emotionalisiertes Einordnen von Standpunkten in "links", "rechts", "alt", "jung", "grün", "blau" oder "bunt" etc. vermeidet das. Philosophieren schenkt dagegen vielmehr jeder Sichtweise Gehör und die Möglichkeit, kritisch reflektiert zu werden.
Wer philosophiert, wird sich schließlich der Grenzen des Philosophierens bewusst. Philosophieren hat nicht zum Ziel, genau zu bestimmen, was final gedacht oder getan werden soll. Das Philosophieren zeigt dagegen Möglichkeiten auf, wie etwas gedacht und was getan werden kann – und warum dies der Fall ist. Es kann dabei helfen, sich für etwas zu entscheiden, sagt aber nicht, für was sich genau zu entscheiden ist. Es ist ein Werkzeug, dass ständig eingesetzt wird, aber nie zu einem finalen Ergebnis führt. Es ist vielmehr ein Prozesswerkzeug, dass es uns erlaubt, Komplexitäten wieder gewahr zu werden und Freude daran zu entwickeln, sie zu betrachten und zu diskutieren. Durch das Philosophieren ist es möglich, sich und anderen die Mündigkeit eines menschlichen Vernunftwesens wiederzugeben, das kritische Reflektieren zu lernen und sich allein oder gemeinsam nicht mehr damit abzufinden, dass Debatten maximal verkürzt werden, sie nur noch auf Gefühlen und Emotionen basieren und letztendlich der eigentliche Sachgehalt und die damit verbundenen theoretischen und praktischen Überlegungen keine Rolle mehr spielen.
Es braucht Zeit
Zeit braucht es aber nicht nur, das Philosophieren einzuüben und schätzen zu lernen, für das Philosophieren selbst wird Zeit benötigt. Und damit steht es im deutlichen Gegensatz zum alltäglichen Zwang, sofort auf etwas pointiert und reichweitenstark reagieren zu müssen. Immer wieder wird es Situationen geben, in denen schnelle Entscheidungen wichtig sind. Ein ausgiebiges Philosophieren ist dann kaum das Mittel der Wahl. Allerdings bestehen im überwiegenden Maße Situationen, die es uns eigentlich erlauben, über etwas zu philosophieren, sofern wir entschlossen genug sind, jenem Reaktionszwang Einhalt zu gebieten, denn es besteht weder eine alltägliche Notwendigkeit noch eine alltägliche Pflicht, zu allem immer sofort eine Meinung, Ansicht, Position oder Perspektive parat zu haben und sie zu äußern. Wenn es gelingt, sich von diesem Zwang zu lösen sowie sich und anderen vermehrt Bedingungen zum Philosophieren zu schaffen, kann es gelingen, dass Menschen ihr Dasein als Bindeglied einer Reiz-Reaktions-Kette beenden und sich wieder als selbstständig denkendes Vernunftwesen wahrnehmen. Schrittweise könnte die heutige gefühlsadressierte in eine sachverhaltsorientierte Debattenkultur gewandelt werden. Die Chance dazu ist täglich vorhanden. Sich und anderen aber mehr Zeit zu geben und damit ein Philosophieren zu ermöglichen, erfordert letztendlich nichts Geringeres als Mut. Und so ist es am Ende eine starke positive Emotion, die dem Menschen dabei helfen kann, sich wieder als Vernunftwesen zu erkennen und zu verstehen.
4 Kommentare
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Kommentare
Hans Zangl am Permanenter Link
„Alles lässt sich aus unzähligen Perspektiven betrachten. Und das ist ein Gewinn für alle, die sich auf ein Philosophieren einlassen“.
Diesem Auszug, wie auch dem gesamten Text, fehlt ein grundlegendes Verständnis für Philosophie. Diese Abhandlung ist Zeitgeistphilosohie, Philosophie des Tägtäglichen, der aktuellen Stimmung und Probleme. Man könnte sie auch Stammtischphilosophie nennen, wobei das schade wäre, denn zum Stammtisch gehören auch Emotionen. Also lassen wir die Philosophie beim Stammtisch raus, nennen wir es ganz einfach und positiv ratschen.
Aber warum diese fast zwanghafte Ausweitung der Philosophie auf alle Lebensbereiche? Es geht um das Philosophieren an sich, je mehr philosophiert wird umso besser, aber besser für wen und was? Na klar, für die Profiphilosophierer, Expertenphilosophierer, Medienphilosophierer, Politphilosophierer, etc, ein wunderbares Geschäftsgebiet. Je MEHR Komplexität, je MEHR Details, umso MEHR Philosophierer/innen, Welterklärer/innen „sprießen aus dem Boden“, finden neue Geschäftsgrundlagen. Könnte man hier nicht auch einen Bezug zur Bürokratievermehrung herstellen?
Und was ist die (philosophische) Erkenntnis? Es geht immer um MEHR, nicht um WENIGER, nicht um das Wesentliche, das Einfache, das Ursächliche des Seins des Universums, des Lebens, des Verhaltens der Lebewesen.
Volker Homann am Permanenter Link
Ich kann mich dieser Kritik so nicht anschließen. Und zwar aus dem schlichten Grund heraus, dass der Beitrag vom „Philosophieren“ redet, und eben nicht von „Philosophie“.
Doch so verstehe ich den Sinn und Zweck des Philosophischen in der Form des alltäglichen „Philosophierens“ im Beitrag nicht. Die akademische Philosophie gibt ein Beispiel, wie man es machen kann. Und auch dort sind letztlich Menschen unterwegs, die ihre je eigene Sache verfolgen, wie jede/r andere wohl auch — weswegen die akademische Philosophie eben ein Beispiel ist; eine Gestalt der Form „Philosophisches“ und nicht der Weisheit letzter Schluss. Institutionalisierung hin oder her.
Und ich denke, um differenzierter in die Welt schauen zu können, was ich als Motivation des alltäglichen „Philosophierens“ sehe, lohnt sich der Blick zu diesem Beispiel, um es bei sich selbst zu realisieren.
Volker Homann am Permanenter Link
»Wer philosophiert, macht sich nichts daraus, wer etwas sagte. Die Person, die etwas äußerte, ihr Alter, ihr Geschlecht, ihre Ansichten oder ihre Vorlieben spielen keine Rolle.
Das klingt natürlich gut und sehr objektiv, ich möchte sagen: typisch akademisch — doch wenn etwas gesagt wird, sagt das immer ein Mensch (oder eine von Menschen gemachte Maschine, also stehen letztlich wieder Menschen dahinter).
Soweit ich das bei meiner Beschäftigung mit dem Philosophischen als akademischer Philosophie eruieren konnte, ist es ein Wunsch einiger Strömungen, dem Subjekt Einhalt zu gebieten und es auszuhöhlen, um so – die letzte Unbestimmbarkeit dieser Welt eliminiert habend – zur Wahrheit zu gelangen.
Vielleicht sollte sich das Philosophische in der Gestalt alltäglichen Philosophierens mit der Wirklichkeit und dem je eigenen Umgang damit, dabei durchaus (selbst)kritisch zu Werke gehend, beschäftigen und die Sache mit der Wahrheit der akademischen Philosophie überlassen. Was Wahrheiten oder die akademische Motivation in der Philosophie überhaupt nicht diskreditiert. Doch sie ist eben mit ihrem Anspruch durchbegründeter Äußerungen – nennen wir das hier mal: Wissen – für den menschlichen tagtäglichen Umgang mit Problemen nicht so gut geeignet.
Und um nochmal das Subjektive anzusprechen, von dem man dem Zitat nach, wie es hier gerade verstanden wird, absehen soll: Es ist immer ein Mensch, der etwas in einer bestimmten Weise verlautbart. Und dieser Mensch gehört, gewiss nicht zur Gänze, so doch in typisch menschlichen, vielleicht mit Nietzsche: allzumenschlichen, Aspekten zum Gesagten einfach dazu.
Die Mühewaltung von nicht-akademisch Philosophierenden (wozu im Übrigen akademische Philosophinnen und Philosophen genauso imstande sind und – „déformation professionelle“ – nur deshalb noch nicht unbedingt richtiger) sollte es nicht sein, irgendetwas außer Acht zu lassen, dem je eigenen Vermögen nach. Vielmehr besteht die „sophia“, hier: die Kunst im Sinne von Können, darin, dies bei der eigenen Urteilsfindung oder auch nur Meinungsbildung zu berücksichtigen. Mitsamt allen Unwägbarkeiten und Spekulationen, ohne die es nun mal nicht geht, will der „zuhörende Mensch“ dem „redenden Menschen“, gerecht werden. Mithin sich die je interagierenden Subjekten mit Respekt und Wohlwollen – „intellektueller Redlichkeit“ – begegnen. Was freilich, das muss in Zeiten populistischer ‚Meinungsbildung‘ jetzt dazugesagt werden, eine entsprechende, zumindest grundlegende, prinzipielle, Motivation dazu auf beiden Seiten erforderlich macht.
Wer vom Subjekt und damit vom Subjektiven absehen will, muss die o.g. Maschine, vulgo: „KI“, als die beste Philosophin oder Philosophierende ever bezeichnen. Ihr fehlt jegliche Subjektivität und Spontaneität und damit wohl dann jegliche Vorstellung eines wie auch immer gearteten „Anderen“.
Was jeder wie jedem Philosophierenden – im hier gemeinten Sinn der Tätigkeit alltäglicher Reflexionsübung – in unterschiedlichen Übungsgraden um Differenzierung bemüht und Routinen und auch Affekten nach mehr oder weniger reiflichen Nachdenkens mehr oder weniger blind folgend, Alltag halt, nicht wahr, ein übler Graus ist.
Felix Braun am Permanenter Link
Ich glaube eines der großen Probleme ist, dass Philosophie als etwas abstraktes / theoretisches wahrgenommen wird, was mit der Lebensrealität angeblich nicht viel zu tun hat.