Maskenverweigerung, gewalttätige Corona-Proteste, der Sturm auf das Capitol in Washington – es gibt einige aktuelle Beispiele für das kollektive Regelbrechen. Jens Krause, Professor an der Humboldt-Universität Berlin (HU Berlin) und am Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) sowie APL-Professor an der Technischen Universität Berlin, hat gemeinsam mit Marcel Brass, Einstein-Professor für soziale Intelligenz an der HU Berlin, in der Fachzeitschrift Trends in Cognitive Science eine Übersichtsstudie über den sozialen Einfluss von Regelverstößen veröffentlicht. In einem Interview erläutern die beiden Forscher, warum Regelbruch ansteckend ist und wie man das Wissen darüber nutzen kann, um ihn zu verhindern.
Seit Jahren warnen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler vor den Gefahren des Klimawandels. Die Folgen sind längst auch hierzulande spürbar. Nur durch schnelles und entschlossenes Handeln ließen sie sich zumindest begrenzen. Was aber hindert uns daran, dringend notwendige Maßnahmen zu ergreifen? Der Psychologe Ralph Hertwig, Direktor am Max-Planck-Institut für Bildungsforschung in Berlin, erläutert die Gründe und gibt Anregungen, wie wir unsere Gewohnheiten ändern können.
Viele Tiergruppen entscheiden ähnlich wie bei Abstimmungen, wohin sie gehen. Dabei entscheiden nicht nur die Alpha-Tiere, wohin die Gruppe als Nächstes geht, sondern alle Gruppenmitglieder haben das gleiche Mitspracherecht. Doch bei vielen in stabilen Gruppen lebenden Arten wie zum Beispiel Primaten und Vögeln monopolisieren die dominanten Gruppenmitglieder oft beispielsweise die reichsten Nahrungsgebiete und den Zugang zu Geschlechtspartnern.
Religiösen Menschen werden oftmals sehr positive Eigenschaften wie vermehrte Hilfsbereitschaft, Altruismus oder Empathie zugeschrieben. Befasst man sich näher mit der Materie, bekommt man jedoch ein anderes Bild vermittelt. Die Autorin hat ihre Bachelorarbeit mit dem Titel: "Der Zusammenhang zwischen Religion bzw. Religiosität und prosozialen Tendenzen: Ein systematisches Review der empirischen Forschungsliteratur" für den hpd zusammengefasst.
Wenn Menschen miteinander kooperieren wollen, berücksichtigen sie ihre Erfahrungen mit den potenziellen Kooperationspartnern und deren Eignung für eine bestimmte Aufgabe. Sie überlegen, ob die in Frage kommenden Partner zuverlässig sind oder ob vielleicht ein besserer Kandidat verfügbar ist. Zwei Primatenarten, die in komplexen sozialen Gruppen leben, wählen ihre Fellpflegepartner anhand einer Vielzahl von Kriterien aus, darunter ihrer sozialen Beziehung zum Partner und dessen Rangs.
Damit wir in Gemeinschaften zusammenleben können, müssen wir miteinander kooperieren. Um das zu organisieren, bestrafen wir Mitmenschen, wenn sich diese unkooperativ verhalten. Bisher war unklar, wann sich in uns der Antrieb entwickelt, dieses Verhalten zu bestrafen – und ob diese Eigenschaft eine rein menschliche ist. Wissenschaftler der Max-Planck-Institute für Kognitions- und Neurowissenschaften und für evolutionäre Anthropologie in Leipzig haben nun herausgefunden, dass bereits sechsjährige Kinder und Schimpansen unsoziales Handeln rügen wollen – und dafür sogar Kosten und Mühen auf sich nehmen, um selbst bei der Bestrafung dabei sein zu können.
Menschen schließen nicht nur komplexe und lang anhaltende soziale Beziehungen mit Freunden, Familie und romantischen Partnern. Sie registrieren auch mögliche Bedrohungen, denen diese Beziehungen ausgesetzt sind, und schützen sie eifersüchtig vor Außenseitern. Menschen beobachten auch Veränderungen im Beziehungsgeflecht um sie herum und versuchen Bündnisse zu verhindern, die ihnen langfristig schaden könnten.
Für uns Menschen ist es eine Selbstverständlichkeit: Wir belohnen andere als Zeichen unserer Dankbarkeit. Wissenschaftler der Max-Planck-Institute für evolutionäre Anthropologie und für Mathematik in den Naturwissenschaften in Leipzig haben nun ähnliche soziale Verhaltensweisen auch bei Schimpansen nachgewiesen. In einem Verhaltensexperiment belohnt ein Tier ein anderes mit Futter, wenn dieses ihm zuvor geholfen hat. Offenbar hat nicht erst der Mensch aus diesem Grund kooperiert, schon der Vorfahr von Mensch und Schimpanse hat offenbar aus einer ähnlichen Motivation heraus untereinander geteilt. Die Studie zeigt, warum Schimpansen dies tun und bestätigt Ergebnisse aus der Spieltheorie.
Eine aktuelle Studie untersucht den Zusammenhang von Altruismus und Lebenszeit. Dabei zeigte sich, dass ältere Menschen, die andere unterstützen, länger leben. Die Studie wurde in der Fachzeitschrift Evolution and Human Behavior veröffentlicht. Daran beteiligt waren Forschende der Universität Basel, der Edith Cowan University, der University of Western Australia, der Humboldt-Universität zu Berlin und des Max-Planck-Instituts für Bildungsforschung in Berlin.
Wenn Menschen und andere in sozialen Gemeinschaften lebende Tiere Stress ausgesetzt sind, werden sie oft krank und sterben früher. Die Unterstützung von Freunden und Verwandten kann die negativen Auswirkungen von Stress eindämmen. Doch wie dieser Prozess funktioniert, ist unklar. Ein Team unter der Leitung von Roman Wittig, Catherine Crockford und Tobias Deschner vom Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie in Leipzig hat untersucht, wie frei lebende Schimpansen in An- oder Abwesenheit eines Freundes mit stressigen und nicht stressigen Situationen zurechtkommen.