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14. 10.

Dulden – Strafen – Anerkennen

Vortrag von Prof. Dr. Wolfgang Neuser an der Hochschule Konstanz

Es geht um die Frage nach Begründung von Toleranz und deren Grenzen, die bis heute die Diskussion mutatis mutandis prägt und im Mittelpunkt des Vortrags steht: Inwieweit sollen wir eine unbegrenzte Toleranz anstreben, wie es Bayle und Voltaire angestrebt haben und wie Lessing es für alle Religionen gedacht hat, oder müssen wir wie Locke Toleranz auf bestimmte Personengruppen und Haltungen beschränken?

In der Geschichte spielt Toleranz eine hervorragende Rolle, insbesondere im Umgang mit Religion und Politik, mit Andersgläubigen und Andersdenkenden, und mit anderen Lebensweisen, die sozial oder kulturell von der (lokalen) Mehrheit abweichen. Während im Mittelalter Toleranz – das Erdulden von Schmerz und Leid – aus religiösen Gründen gefordert, ausgeübt oder verweigert wird, beginnt in der Neuzeit eine Reflexion auf die Gedankenfreiheit und Verantwortung des Staatsbürgers, die mit zunehmenden Diskursen über Staatsverfassungen im Verständnis von Toleranz auch gesellschaftliche und politische Haltungen einbezieht. »Toleranz« wird nun theoretisch begründet und als individuelle Freiheit des Denkens, Glaubens und Gewissens gefordert.

Verschiedene Aspekte des historisch gewachsenenToleranzbegriffs verweisen auf eine Geisteshaltung, bei der Sozialverhalten Dritter geduldet wird, das nach Anwendungen der Regeln der Gemeinschaft Ächtung und Strafe nach sich ziehen könnte. Gleichzeitig wird durch Toleranz dieses gesellschaftliche Regelwerk anerkannt und dem abweichenden Sozialverhalten die Anerkennung verweigert. Es ist lediglich geduldet. Toleranz ist also situiert zwischen ausgesetzter Strafe und verweigerter Anerkennung.

Zum Referenten:
Wolfgang Neuser diplomierte in Physik mit Schwerpunkt in der theoretischen Astrophysik, promovierte in Philosophie mit einer Arbeit zu Hegels Naturphilosophie und Logik und habilitierte sich in Philosophie und Wissenschaftsgeschichte mit Arbeiten zur Physik von der Renaissance bis zur Quantenmechanik und der Biologie des 17., 18. und 19. Jahrhunderts. Er hatte von 1995 bis 2017 den Lehrstuhl für Philosophie an der Technischen Universität Kaiserslautern inne. Arbeitsschwerpunkte sind u. a. die Metaphysik und Ethik der Wissensgesellschaft.

Die Veranstaltung findet im Rahmen der öffentlichen Vortragsreihe »Toleranz: ein Gebot und seine Grenzen« im »Studium generale« 2024/25 der Hochschule Konstanz statt.