BERLIN. (hpd) "Pokémon Go" ist innerhalb weniger Tage zum Hype geworden. Weltweit erfreut sich das Spiel hoher Beliebtheit. Manche religiöse Sittenwächter halten allerdings wenig von dem Hype.
Am 6. Juli 2016 veröffentlichte Nintendo das Augmented-Reality-Spiel "Pokémon Go". Offiziell ist das Spiel bisher in den USA, Australien, Vereinigtes Königreich, Spanien, Deutschland, Österreich, Schweiz, Portugal, Neuseeland und Italien verfügbar.
Bei "Pokémon Go" können Spieler mit ihrem Smartphone virtuelle Pokémon in der realen Welt fangen, diese trainieren und in virtuelle Kämpfe gegen andere Pokémon schicken. Das Spiel wird im Freien gespielt und nutzt unter anderem Sehenswürdigkeiten und andere auffällige Objekte der realen Welt zur Gestaltung einer virtuellen Spielwelt. Mittels GPS- und Mobilfunk-Ortung werden die Standortdaten der Spieler ermittelt.
Kritik von religiöser Seite
Schon seit Jahren wird "Pokémon" von religiös motivierter Kritik begleitet. So gab es an christlichen Schulen häufiger Vorbehalte gegen die Serie von Videospielen und Fernsehsendungen, da diese angeblich anti-christliche Elemente wie Okkultismus, Psychokenese und die Evolutionstheorie enthalten. Ein freikirchlicher Pastor in Dänemark soll sogar Pokémon-Karten verbrannt haben, da er sie "für ein Werk des Teufels hält und die Produzenten als 'von Dämonen geleitet' ansieht", heißt es in einer Meldung der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsens.
2001 wurden Pokémon-Spiele in Saudi-Arabien verboten, da Symbole wie der Davidsstern verwendet würden. Dieser sei mit dem internationalen Zionismus verbunden und stelle ein nationales Wahrzeichen von Israel dar – so die Begründung eines Muftis laut einem Bericht von BBC.
Nun steht auch das neue Spiel "Pokémon Go" im religiösen Kreuzfeuer: Der einflussreiche islamische Theologe und Vize-Scheich der renommierten Kairoer Al-Azhar, Abbas Schuman, erklärte das Spiel zur Sünde. Das Spiel sei vergleichbar mit Alkohol und müsse ebenso verboten werden.
Noch drastischer ging der evangelikale Pastor Rick Wiles mit "Pokémon Go" ins Gericht: Das Spiel sei ein "Magnet für dämonische Mächte" und entfessele "digitale Cyber-Dämonen". Durch die Technologie des Spiels, könnten Christen in den USA ermordet werden, sollte sie in die Hände von islamistischen Terroristen fallen.
4 Kommentare
Kommentare
Mark Fraser am Permanenter Link
Erst beim zweiten Lesen wurde mir klar, dass sich die Links zum Teil auf das ursprüngliche Kartenspiel beziehen. Die "Meldung" der Landeskirche in Sachsen stammt aus dem Jahr 2000.
Aktuelle kirchliche Reaktionen sind zum Teil positiv, wie z.B. die der Anglikanischen Kirche in England.
Satanische Cyber-Dämonen habe ich noch nicht gesehen, da kann ich Wiles beruhigen, dass solche Spiele Suchtpotenzial haben ist allerdings offensichtlich. Mal abgesehen von den Unfällen, die es bereits gegeben hat...
Noncredist am Permanenter Link
>> Ein freikirchlicher Pastor in Dänemark soll sogar Pokémon-Karten verbrannt haben, da er sie "für ein Werk des Teufels hält und die Produzenten als 'von Dämonen geleitet' ansieht" <<<
Ich bin leider kein freikirchlicher Pastor, aber selbst als Mensch ist mir leider die Möglichkeit nicht gegeben worden, Dämonen und Teufelswerk fehlerfrei erkennen und differenzieren zu können. Die einzigste mir zugängliche Möglichkeit ist die wortwörtliche Befolgung von Schriften, die einen wissenschaftlichen Standard besitzen, welche im Vergleich zur heutigen eindeutig als "falsch" zu bezeichnen ist. Deshalb werden die Schriften im Allgemeinem auch als "Glaubensaussagen" bezeichnet, was dem Charakter des Wahrheitsgehaltes am besten entspricht.
Der Pastor muss entweder über eine neue Überprüfungsmöglichkeit der Realität besitzen, welche ihm leider noch keinen Nobelpreis erbracht hat. Oder er hat die Fähigkeit verloren, zwischen fiktionaler Literatur und der empirischen Realität unterscheiden zu können. Ein klassischer Fall von akuter Religiotie ;)
>> Der einflussreiche islamische Theologe und Vize-Scheich der renommierten Kairoer Al-Azhar, Abbas Schuman, erklärte das Spiel zur Sünde. Das Spiel sei vergleichbar mit Alkohol und müsse ebenso verboten werden. <<
Das Spiel an sich koppelt sich weniger an Rezeptoren an, noch wird es oral eingeführt. Zumindest wird es offiziell nicht empfohlen ;)
Die "Wirkung" des Spieles ist hingegen die, eines jeden "Phänomens" auf diesem Planeten. Wenn Menschen sich *extrem intensiv* auf etwas konzentrieren, können sie die Umgebung um sie herum wortwörtlich ignorieren - bis hin zum laufen gegen eine Wand. Das Gehirn ist z.Bsp. mit der Erkundung eines Bildes und der Erwartung einer Belohnung durch eine Punktzahl oder einem neuen Pokemon beschäftigt. Diese Leistung fehlt z.Bsp. bei der Erkennung der Gefahren im Straßenverkehr, dem oralem Sex im Ehebett oder dem gemeinsamen Gebet im Glaubenshaus. Herr Schuman wird wohl solches Sündenverhalten auch in sozialen Netzwerken, religiös basierte punktzahljagende Videospiele oder in Fotoapps mit Verzerrfunktion finden können, denn sie alle besitzen das Potenzial eines sündigen Suchtverhaltens. Ja, ich gehe sogar so weit, dass ich Religiösität als ein potenzielles suchtgefährdetes Phänomen sehe. Möglicherweise würde der übermäßige Umgang mit Religion zu einer Handlung führen, bei der sich selbsternannte Religionskenner für die eigene Profilierung zu einem ihnen nicht erschließbaren Thema äußern, nur um damit "kontroverse Diskussionen" auszulösen. Könnte dies der Anfang einer religiös basierten Profilneurose sein? ;)
>> Noch drastischer ging der evangelikale Pastor Rick Wiles mit "Pokémon Go" ins Gericht: Das Spiel sei ein "Magnet für dämonische Mächte" und entfessele "digitale Cyber-Dämonen". <<
Dämonische Kräfte? Kann man diese Kräfte in elektrische Energie umwandeln? Dann hätten wir eine mögliche Energiewende vor der Tür ;) Das sie magnetisch seien, würde ich gerne überprüfen wollen. Leider ... siehe oben ... ist es für evidenzbasierte Menschen wie mich bis heute nicht möglich. Dazu müsste ich abgergläubische Handlungen ausüben, die mit Wissenschaft rein gar nichts mehr gemeinsam haben. Ich bin leider nicht bereit, meine Vernunft einfach abzuschalten. Es würde mich z.Bsp. schon interessieren, ob "digitale" Cyber-Dämonen sich körperlich von "analogen" klassischen Dämonen unterscheiden. Gehen die Dämonenkinder in unterschiedliche Schulen? Werden sie geimpft? Mögen digitale Cyber-Dämonen vielleicht meinen gekochten Spinat? Manch einer meint, ich könnte damit Dämonen austreiben ;)
>> Durch die Technologie des Spiels, könnten Christen in den USA ermordet werden, sollte sie in die Hände von islamistischen Terroristen fallen. <<
Na, dann sind ja Atheisten, Hinduisten, Buddhisten und andere -isten fein raus. Das islamistische Terroristen tagtäglich muslimische(!) Menschen ermorden, ist dem Herrn Wiles leider entgangen.
Denn islamistische Terroristen sind tagtäglich darauf bedacht, (nur? wirklich?) Christen in den USA mit bunten Pokemon-Comicbilder zu "ermorden". Durch exzessives Ansehen der Bilder? Bei jedem American Football Spiel schauen mehr Menschen dem Jagen nach dem Ei zu, und Dämonen sind bis jetzt nirgends nachgewiesen worden. Baseball hat bekanntlich ebenfalls Fans mit Sammelwahn für Sammelbilder nachweisen können. Interessanterweise wurde nicht vor analogen Klebebilder-Dämonen gewarnt. Ist dies vielleicht ein möglicher Grund für die auffallende Frisur von Donald Trump? Ob ein christlicher Verschwörungstheoretiker und Bettkumpane von Cyber-Dämonen jemals hierzu eine Antwort finden wird? ;)
Dr. Emmerich Lakatha am Permanenter Link
Was bin ich doch für ein schrecklicher Opa.
Wolfgang am Permanenter Link
Die Kirchen gehen am Kreuz. Die Angst der Kirchen um den Verlust ihrer Gläubigen geht um. Da hilft ein einfaches Spiel und schon sind die Prediger aus dem Häuschen.