Das Nicht-Glauben hat viele Gesichter. Im Rahmen der hpd Themenwoche Nicht-Glauben zeigen wir einige davon. Hier: Ricarda Hinz.
Ich bin zutiefst ungläubig, weil das Leben so viel lebenswerter wurde, als die Rechtssprechung begann sich auf überprüfbare Fakten anstelle auf Glaubens-Ideen zu verlassen.
Ich bin zutiefst ungläubig, weil uns Menschen durch die Aufklärung ein Licht aufging und weil die Naturwissenschaft die Evolution erkannte.
Ich bin zutiefst ungläubig, weil das Leben soviel lebenswerter wurde, als kein Jenseits mehr das Diesseits abwertete und die Menschenrechte möglich wurden, weil die Kleriker in ihre Schranken verwiesen wurden.
Religion genießt immer noch ein viel zu positives Image, weil uns die Religions-PR-Maschine von der Taufe über den Kindergarten bis zur Beerdigung besülzt. Ich bin zutiefst ungläubig, weil jede Religion Teil des Problems und nicht Teil der Lösung ist. Weil Religionen Antworten geben, wo offene Fragen unsere Neugier und unseren Forscherdrang wecken sollten. Religionen ersticken die Vernunft. Aber bisher hat noch keine Gesellschaft unter einem Zuviel an Vernunft gelitten. Dafür leiden viele Gesellschaften unter einem Zuviel an Religion.
Nebenbei bemerkt leben wir Frauen schon seit über dreitausend Jahren ohne unsere große Göttin. Jungs traut Euch: lasst endlich los! Die Zeit drängt, denn wir müssen uns um Forschung und Bildung kümmern und können uns nicht ewig die Köpfe darüber einschlagen, wessen Gott nun der größte sei. Mann!
Ricarda Hinz
Ricarda Hinz ist Dokumentarfilmerin. Unter anderem drehte sie "Die hasserfüllten Augen des Herrn Deschner".
13 Kommentare
Kommentare
Guido W. Reichert am Permanenter Link
Liebe Ricarda Hinz,
das ist ein sehr schönes Nicht-Glaubensbekenntnis, vielen Dank dafür. Ich muss allerdings als Mann etwas der Ansicht widersprechen, dass es vor allem die Männer seien, die Religion los lassen müssten.
Meines Wissens haben vor allem Frauen und ihr Einfluss auf den Nachwuchs dem Christentum zum Durchbruch verholfen - nicht umsonst wird Helena, die Mutter Konstantin des Großen als Heilige verehrt. Ein Blick in typische Frauenzeitschriften zeigt, den noch immer großen Hang der Zielgruppe zu Esoterik und Glauben.
Ich sage: Mädels emanzipiert euch und lasst euch nicht von Männern und Göttern sagen, was ihr denken und tun sollt. :-)
Hans am Permanenter Link
die Kirchen sind voll von Frauen, also alleine an den Männern liegt es nicht. und esoterik ist auch frauensache. oder im bekanntenkreis die frauen die zum homöopathen rennen.
und das komische ist, die religionen werten die frauen ab und die frauen gehen dorthin
Thomas Gießl am Permanenter Link
Nur ein Gefühl meinerseits:
Ich glaube Frau Hinz hat sich hier dem Stilmittel der Ironie bedient. Ihr ist schon klar, dass Frauen eine Rolle bei der Weitergabe von Religion spielen. Aber faktisch gibt's zumindest in einem nicht geringen Teil der Welt dank der abrahamitischen Religionen keine Göttinnen mehr. Und das schon seit mehreren Jahrtausenden. In der Hinsicht sind uns die Frauen tatsächlich mehr als einen kleinen Schritt voraus.
Guido W. Reichert am Permanenter Link
Wie auf Bestellung bestätigt die ARD-Umfrage dies nun:
http://www.tagesschau.de/inland/deutschlandtrend-821.html
Es sind also wohl eher die Frauen, die loslassen sollten.
Marion Olthoff am Permanenter Link
Endlich eine ungläubige Frau in der Serie! Wurde auch Zeit...
Gert Hantke am Permanenter Link
Vom letzten Absatz abgesehen -da stimme ich Herrn Reichert zu-, möchte ich alles gern unterschreiben.
Tobias Seyb am Permanenter Link
Zustimmung zum ersten Kommentar.
Und, Mädels, benutzt euren Verstand, nicht nur euer Bauchgefühl.
Der erste Mensch, der Einfluss auf uns hat, ist die eigene Mutter. Lernen wir von ihr, dass Glaube Unsinn ist, sind wir den Kirchen auf ewig verloren und können ein vernünftiges Leben führen.
Kay Krause am Permanenter Link
Frau Hinz liegt richtig, wenn sie die männlich dominierte katholische Kirche meint und damit heuchlerische und bigotte Männer, die selbst nicht an die Märchen glauben, die sie von der Kanzel predigen.
Herrn Reichert muß ich ebenfalls zustimmen: die Präsenz der Religion in Familie, Vereinen und Öffentlichkeit geschieht wohl eher durch Frauen.
Beispiel: ich durfte gestern zwangsläufig 3 frohe Leichnahms-Umzüge in Polen erleben.
Einer davon geschätzte 500 Meter lang und so breit wie die Hauptstraße, mit Baldachinen und Würdenträgern darunter, mit Pauken, Trompeten, Bannern und Fahnen. Die gesamte Innenstadt war für den Verkehr gesperrt, mein Argument gegenüber der Polizei, dass ich Atheist sei und damit nichts zu tun habe, half mir leider nicht weiter. Da gab's nur eines: stehenbleiben und zuschauen. Aber -und darum geht's hier - geschätze 80% dieser vor sich hinschlurfenden Gebetsmasse waren FRAUEN, und bei den Liedern und gemurmelten Gebeten, welche hier öffentlich zum besten gegeben wurden, handelte es sich - soweit ich das verstanden habe - ebenfalls um Frauen, nämlich Maria und Consorten.
Ein weiteres Beispiel sind die sonntäglichen "Gottesdienste" (witziges Wort!), sowie die wochentäglichen Früh- und Spätmessen in katholischen Kirchen: die Anzahl der weiblichen Besucher überwiegt die der männlichen bei weitem!
Dieter Bauer am Permanenter Link
Nicht nur die Katholiken sondern auch die Protestanten zeigen dieses Verhalten des Nichtglaubens. Hierzu eine kleine Begebenheit.
Warum geht er dann auf die Kanzel und verbreitet Unsinn?????
Wolfgang am Permanenter Link
Weil die dummen Menschen Dummheiten lieben und außerdem wäre der "Kanzler" seinen Job los, wenn er nicht die Dummheit seiner Gläubigen pflegt. Lauter Pflegefälle.
Cornelia Cramer am Permanenter Link
Dem ist eigentlich nichts hinzuzufügen. Endlich wird mal fundiert erklärt warum uns der Glaube meistens im Wege steht! Das wäre mir so auf den Punkt gebracht nicht eingefallen. Super!
Roland am Permanenter Link
"Ich bin zutiefst ungläubig" klingt ungewollt fatalistisch.
Besser sollte man einfach sagen:
So lange mir mein Verstand und mein Wissen mehr überzeugende Antworten, Erklärungen und Wahrscheinlichkeiten liefern als eine Glaubensvorlage, sehe ich keinerlei Grund dieser zu glauben.
Ernst zu nehmender und zu respektierender Glaube beginnt nicht da, wo jemand einfach beschließt, aufzuhören zu denken, sondern erst da, wo sich keinerlei Erklärungen mehr finden lassen.
Bei den herrschenden Religionen findet man eine Fülle von Fakten, bei denen man mit Denken sogar gerade das Gegenteil des Glaubensinhalts beweisen oder erschließen kann, aber nichts, was ihre Inhalte plausibler macht als Naturgesetze, Logik, Motive und Herrschsucht.
Günter Rapior am Permanenter Link
Das beste Statement seit Langem. Chapeau.