Durch den Klimawandel stellen sich klimaethische Fragen: Was bewirkt mein Verhalten? Wie können die Folgen des Klimawandels gerecht verteilt werden? Und soll der Mensch versuchen, im Sinne eines "Climate Engineering" ins Klima einzugreifen?
Der Klimawandel
Wir messen, dass sich die durchschnittliche Temperatur auf unserem Planeten laufend erhöht. Wie ist das zu erklären? Der Mechanismus, mit dem man den von Menschen verursachten Anteil dieses Klimawandels erklärt, ist der Treibhauseffekt. CO2 und andere Treibhausgase steigen in die Atmosphäre auf und verweilen langanhaltend. Diese Treibhausgase lassen die Sonnenstrahlung passieren. Sie trifft auf die Erde und wird zeitverzögert als langwellige Wärmestrahlung von der Erde wieder abgestrahlt. Die Treibhausgase lassen diese von der Erde zurückgestrahlte Wärme nicht ungehindert in das All austreten, sondern sie absorbieren die Strahlung zum Teil und strahlen sie in alle Richtungen gleichmäßig wieder ab. Ähnlich wie das Dach eines Treibhauses reflektieren sie einen Teil der aufsteigenden Wärme zurück zur Erde, was dort zu einem "Wärmestau" führt. Der Treibhauseffekt ist ein natürlicher Vorgang und es gibt von je her Treibhausgase in der Atmosphäre. Nun emittieren die Menschen aber immer mehr Treibhausgase, die lange in der Atmosphäre verweilen. Damit und durch die Zerstörung von CO2-Speichern (zum Beispiel Wäldern) wird die Konzentration der Treibhausgase in der Atmosphäre und damit der natürliche Treibhauseffekt verstärkt.
Das Fazit, das etwa die Potsdamer Klimaforscher S. Rahmstorf und H.-J. Schellnhuber daraus ziehen: "Die Klimageschichte ist ein sensibles System, das in der Vergangenheit schon auf recht kleine Änderungen in der Energiebilanz empfindlich reagiert hat. ... Das Klima ist kein ‚träges Faultier, sondern gleicht einem wilden Biest‘."1 Die zahlreichen Gefahren durch den Klimawandel sind in aller Munde. Diese Befunde gehen auf den IPCC (Intergovernmental Panel on Climate Change) zurück, ein Gremium der UNO, das fast alle renommierten Klimaforscher und auch andere Wissenschaftler repräsentiert. Es gibt auch Zweifel an diesen Befunden, die einer genaueren Analyse aber kaum standhalten.2 Es muss zudem immer gefragt werden, ob bestimmte Ansichten nicht absichtlich von gesellschaftlichen Gruppen gestreut werden, die ihre Profitinteressen schützen wollen.
Klimaethik – Vermeidung und Anpassung
Die Klimaethik fragt, welches Handeln angesichts des Klimawandels moralisch ist. Die Disziplin teilt sich in drei Teilbereiche auf, die im Folgenden dargestellt werden. Erstens geht es um moralische Muster der Vermeidung von Emissionen, zweitens um moralische Gestaltung von Anpassung an zu erwartende Schäden. Beispielsweise wäre eine Erhöhung von Dämmen eine solche Maßnahme. Drittens wird die Moral von "Climate Engineering" (CE) diskutiert. Das sind Eingriffe ins Klima, um die Erderwärmung zu begrenzen. Sie werden mit technologischen Mitteln auf meist globalem Niveau geplant. Eine wichtige Frage in der Klimaethik ist die nach der individuellen Verantwortung für geringe Emissionsmengen.3 Was bewirkt mein Verhalten? Zudem wird diskutiert, welche politischen Voraussetzungen gute Klimapolitik braucht. Im Mittelpunkt der bisherigen Klimaethik steht aber die Klimagerechtigkeit. Dabei werden Vermeidung und Anpassung parallel behandelt. Es läuft darauf hinaus, konkrete Verteilungsprinzipien auf ihre Gerechtigkeit zu prüfen. Die gehaltvollsten Prinzipien sind:
a. Das Subsistenzemissionsprinzip: Eine (notwendige) Bedingung für Gerechtigkeit besteht darin, dass das Existenzminimum der Vertreter der gegenwärtigen Generationen bei der Verteilung des Wohlstands gewahrt bleibt.
b. Das Gleiche-pro-Kopf-Rechte-Prinzip: Eine elementare Bedingung für Gerechtigkeit besteht darin, dass jedem gegenwärtigen und zukünftigen Menschen dasselbe Recht zugestanden wird, CO2 zu emittieren.
c. Das Verursacherprinzip: Eine elementare Bedingung für Gerechtigkeit besteht darin, dass die Verursacher von Klimaschäden diese reparieren oder ausgleichen.
d. Das Nutznießerprinzip: Eine elementare Bedingung für Gerechtigkeit besteht darin, dass alle Nutznießer vergangener und gegenwärtiger Schadenshandlungen für die entstandenen Schäden aus diesen Handlungen aufkommen.
Vertiefen wir das, indem wir die Debatte um das Verursacherprinzip (VUP) exemplarisch betrachten.
Das Verursacherprinzip (VUP)
Alle Länder (oder Personen) haben prinzipiell das gleiche Recht, die Erdatmosphäre zu nutzen. Gemessen an den begrenzten Kapazitäten der Erde haben die Industrieländer (beziehungsweise ihre Bewohner) diese Recht überstrapaziert und müssen dafür einen Ausgleich zahlen. Die vergangene und zukünftige Übernutzung muss durch deren Verursacher ausgeglichen werden, um zum Ideal gleicher Nutzung durch jeden zurückzufinden. Die Verursacher werden meist auf der Ebene ganzer Staaten identifiziert.4 Um VUP konkret anzuwenden, könnte man die global notwendige Reduktionsmenge ermitteln und die Lasten auf Staaten proportional zu ihrem kausalen Beitrag zur Klimakrise verteilen.
Kritik – Gerechtigkeit: Man kann Staaten und Individuen eventuell nur für jene Emissionen verantwortlich machen, die sie im Wissen um deren Wirkung in die Luft entlassen haben.5 Dieses Wissen war aber vielleicht erst ab 1990 (Erster Bericht des IPCC) verfügbar und ist durch ein ständiges Verwirrspiel der Klimaskeptiker verschleiert worden. Weiterhin ist fraglich, ob alle Bürger eines Staates einen emissionsintensiven Lebensstil gepflegt haben. VUP differenziert nicht zwischen "Yuppies" und "Ökos".6 Es kann gerecht sein, wenn einige mehr als andere emittieren, weil sie zum Beispiel in Regionen leben, wo man ohne intensives Heizen oder ohne Auto nicht leben kann.7
Zudem könnte man VUP als Plädoyer für eine Kollektivschuld von Staatsbürgern auffassen. Viele Verursacher sind bereits tot, und es wäre ungerecht, wenn die lebenden Verursacher alle Kosten zahlen müssten, denn sie hätten den Schaden nicht alleine angerichtet.8 Letztlich bedarf es einer Festlegung, ob die Verschmutzer unbegrenzt den vollen Umfang der Schäden zahlen sollen oder ob man meint, ihr (wie definiertes?) Existenzminimum dürfe dabei nicht gefährdet werden.
Zugunsten von VUP könnte man vorbringen: Wenn X das Leben von Y bedroht und Y verletzt, und wenn beide das merken, muss X dann nicht sofort mit seiner Handlung aufhören und Y zudem heilen? Gilt dies auch, wenn X vorher nicht um die Wirkung seiner Tat wusste? Allerdings verletzen, wie gesagt, nicht alle Bürger reicher Staaten andere Menschen.
Auf diese Gerechtigkeitsprobleme von VUP wird mit einer Modifikation des Prinzips reagiert, dem Nutznießerprinzip. Gegen dieses Prinzip lassen sich aber auch wieder Gerechtigkeitseinwände vorbringen. Der gewichtigste: Der gegenwärtige Wohlstand basiere nicht nur auf Kohlenstoffverbrennung, sondern auch auf vielen anderen Faktoren, z. B. "harter Arbeit". Vertreter des Prinzips würden die Ursachen des Wohlstand unzulässig auf CO2-Verbrennung reduzieren.9
Mit John Stuart Mill lässt sich daher behaupten, dass es eine unauflösbare Verschiedenartigkeit von Konzeptionen der Gerechtigkeit gibt.10 Diese konkurrieren miteinander, sodass eine einheitliche Definition und Zuschreibung von Gerechtigkeit zumindest schwierig, wenn nicht gar unmöglich ist. Vielleicht muss sich die Klimaethik vom Wettlauf um Gerechtigkeit als Leitwert lösen. Andere moralische Konzeptionen könnten die Gerechtigkeitsüberlegungen aufnehmen und Blockaden lösen. Der ethische Utilitarismus bietet sich hier an.11
Climate Engineering (CE)
Manche sehen die Bemühungen um Emissionsvermeidung als zum Scheitern verurteilt an. Sie setzen auf CE. Im Vordergrund stehen Techniken des "Solar Radiation Management": Dabei wird Sulfat in die Stratosphäre eingebracht, das die Erwärmung kurzfristig stoppt. Das Sulfat ist nach zwei Jahren ausgewaschen. Das CO2 steigt davon unbeeindruckt an und wenn die Kühlung versagt, ist die Hitze durch die inzwischen gestiegene CO2-Konzentration wieder da. Also muss man zum Erhalt der kühlenden Wirkung permanent nachspritzen und dauerhaft CO2 vermeiden, sonst verschiebt man nur einige Symptome. Wichtige Gegenargumente sind:
• Ist das technisch machbar und bezahlbar?
• Welche Nebeneffekte sind zu erwarten?12
• Wie ist das Problem lösbar, dass CE global eingesetzt werden muss und einigen Regionen dabei nutzen kann, während es anderen massiv schaden kann?
Für CE wird oft über den Verweis auf Handlungsfolgen (konsequentialistisch) argumentiert: Unsere politische Untätigkeit lasse eine Katastrophe wahrscheinlich werden. CE sei ein Übel, aber ein geringeres als eine globale Klimakatastrophe, die derzeit sonst unvermeidlich scheine: Wir sollten daher sofort mit der Forschung beginnen.13 Allerdings ist auch ein solch konsequentialistisches Urteil über CE unklar, da sehr viele Informationen fehlen, um die Folgen überhaupt abwägen zu können.
Gegen die Ausübung und Erforschung dieser Techniken plädiert derzeit besonders Gardiner.14 Er argumentiert pflichtethisch: Einige Übel wie die Nebenwirkungen und unbeabsichtigten Effekte von CE seien so groß, dass sie auch nicht als geringere Übel in Kauf genommen werden können. Der Zweck heilige nicht die Mittel. Wenn man CE betreibe, werde z. B. die Vermeidung von CO2 nicht mehr ernsthaft verfolgt, da man eine Versicherung für den Notfall zu haben meine. Das verringere sozusagen den "Druck im Kessel" und biete dem beliebten Vertagen und Aussitzen wieder neuen Raum.
Kritiker Gardiners verfolgen einen "Portfolioansatz". Wie beim Anlegen von Geld sei es gut, Risiko zu streuen und auf viele verschiedene Lösungen zu setzen. CE gehöre in dieses Portfolio, nur dann sei es im Ernstfall weit genug entwickelt. Und es sei immerhin wahrscheinlich, dass die Vermeidungsstrategie nicht rechtzeitig greift. Daher wäre es nicht verantwortbar, diese Chance unbeachtet zu lassen, auch wenn sie Gefahren birgt. Wenn man sicherstellen kann, dass CE nicht die Erforschung anderer Optionen oder die Vermeidung beeinträchtigt, könnte das vernünftig sein.
Literatur
Caldeira, R, Keith, D. 2010, "The Need for Climate Enigneering Research”, in: Issues in Science and Technology 27, 57-62
Caney, S. 2006, "Environmental Degradation, Reparations, and the Moral Significance of History”, in: Journal of Social Science 37-3, 464-482.
Gardiner, S. 2004, "Ethics and Global Climate Change”, in: Ethics, 114-3, 555-600.
Gardiner, S. 2011, A perfect Moral Storm, Oxford.
Gesang, B. 2011, Klimaethik, Berlin.
Gesang, B. 2017, "Climate Change—Do I Make a Difference?”, in: Environmental Ethics, Vol 39.
Mill, J. S. 2000, Der Utilitarismus, Stuttgart.
Rahmstorf, S., Schellnhuber, H-J. 2007, Der Klimawandel, München.
Schüssler, R. 2008, "Global Governance and Climate Change: A Question of Historical Justice?”, in: The Philosophical Yearbook 21, Supplement, 51-65.
Singer, P. 2002, One World, New Haven, London.
Dieser Text ist unter der Creative Commons Lizenz veröffentlicht. by-nc-nd/3.0/, Autor: Prof. Dr. Bernward Gesang für bpb.de
- Rahmstorf, Schellnhuber 2007, 28. ↩︎
- Gesang, 2011, 1. Kpt. ↩︎
- Gesang 2013. ↩︎
- Gardiner 2004, 579f.; Singer 2002, 31f. ↩︎
- Gardiner 2004, 581. ↩︎
- Vgl. Schüssler 2008, Abschnitt 3. ↩︎
- Gardiner 2004, 584. ↩︎
- Caney 2006, 473. ↩︎
- Schüssler 2008, Abschnitt 4. ↩︎
- Mill 2000, 96, 101. ↩︎
- Singer 2002, Gesang 2011. ↩︎
- Zur Technik: Royal Society "Geoengineering the climate", http://www.royalsociety,org/WorkArea/DownloadAsset.aspx?id=10768 Zuletzt aufgerufen: (01.08. 2017). ↩︎
- Caldera/Keith 2010. ↩︎
- Gardiner 2011. ↩︎
13 Kommentare
Kommentare
Ulf am Permanenter Link
Der mittlerweile quasi religiöse Kampf gegen den Klimawandel nimmt langsam aber sicher bedrohliche Formen an.
Das Klima war noch nie eine Konstante, die Komplexität der Stellschrauben sind nicht annähernd bekannt, aber man posaunt den Verlauf des Klimas der nächsten 1000 Jahre in die Mikrofone und spielt daraus ableitend mit unser aller Gesundheit.
Lasst uns die Umwelt und die Arten schützen, die Meere und Flüsse sauber halten, Wälder regenerieren, aber hört auf Pseudogöttern gleich Temperaturen rauf und runter regeln zu wollen.
Die Produktion von Aluminiumoxid hinterläßt eine mit giftigen Schwermetallen kontaminierte Umwelt, Schwefeldioxid ist ebenfalls giftig und verantwortlich für sauren Regen, ja sagt mal, gehts noch?
Glaube denen, die die Wahrheit suchen und zweifle an denen, die sie gefunden haben (Andre Gide)
Manfred H. am Permanenter Link
Ich kann Ihnen ehrlich gesagt Schellnhubers "Selbstverbrennung" nur wärmstens ans Herz legen. Wenn Sie es gelesen haben, werden Sie in Zukunft vielleicht weniger Stuss über den Mann schreiben.
Ulf am Permanenter Link
Sehr geehrter Herr Manfred H.
ihre Buchempfehlung verhält sich ungefähr so, als würde man einem Religionskritiker die Bibel empfehlen, damit er endlich geheilt werde, von seinem permanenten Unglauben...
Die gemeinsten Meinungen und was jedermann für ausgemacht hält, verdienen oft am meisten untersucht zu werden...
Ich lehne, auch auf Basis der jetzigen Prognosen, weiterhin strikt Climate Engineering ab, dies halte ich aus o.g. Gründen absolut für unverantwortlich. Ich bin aber für die weitere Verringerung von CO2 Einträgen und v.a. für Umweltschutz, der den Namen verdient, gleichwohl er vermutlich weniger Profite geriert
Freundliche Grüße
Manfred H. am Permanenter Link
"ihre Buchempfehlung verhält sich ungefähr so, als würde man einem Religionskritiker die Bibel empfehlen, damit er endlich geheilt werde, von seinem permanenten Unglauben..."
Nein, aber ein Bibelkritiker sollte die Bibel zumindest in groben Zügen gelesen haben. Daher habe ich persönlich genau das getan, gerade weil ich Atheist bin und Bibelkritiker bin.
Ansonsten kann man gerne darauf verweisen, daß man kein Interesse an den Inhalten von vermeintlich heiligen Büchern hat, aber das sollte es dann auch gewesen sein.
Das war es, was mich störte. Wo haben Sie das mit der "jeder wissenschaftlichen Vernunft und Ethik bewegende Hybris, wie sie beispielsweise ein Herrn Schellnhuber postuliert" denn abgeschrieben?
Ulf am Permanenter Link
Sehr geehrter Herr Manfred H.,
diesen, von ihnen genannten Satz, habe ich nirgendwo abgeschrieben, auch wenn es heutzutage offensichtlich schwer fällt, Menschen die nicht uneingeschränkt der eigenen, meist angelesenen Meinung sind, überhaupt auch nur eine Fähigkeit zum Satzbau zuzugestehen.
Zu Herrn Schellnhuber: Ich betrachte diesen Mann ambivalent , ich gestehe ihm zu, dass er das Beste will, was immer er darunter versteht. Sein Antrieb ist daher sicher philantropisch geprägt, aber nach allem, was man von außen beurteilen kann, hält er sich selbst für ein unfehlbares Genie und blickt mit kaum verhohlener Verachtung vom Olymp auf Millionen Menschen des "gemeinen" Volkes, die nicht mehr in der Lage wären, den Erkenntnissen seiner Klimaforschung, die freilich aus Konjunktiven besteht, zu folgen.(O-Ton: Letztendlich ist Wissenschaft so kompliziert geworden, dass große Teile der Bevölkerung ihr nicht mehr folgen können)
Auf dieser postulierten Basis verlangt er Einfluss auf politische Entscheidungen. Dies bedeutet zweierlei: a) eine Entdemokratisierung zu Gunsten einer Institution, die allein weiß, was Gut für alle ist und daher seine "Grosse Transformation der Gesellschaft" umsetzt
und b) eine Immunisierung seiner Gedanken gegen jegliche (auch begründete wissenschaftliche) Kritik.
Hier meldet sich mit vernehmlichen Grimmen mein Totalitärwarnometer!
Angesichts solch alarmistisch-populistischen Zukunfts-Prophezeiungen aber, wie: Zitat Schellnhuber: Wenn die Weltgemeinschaft so weitermache wie bisher, sei eine „globale Enteisung“ die unvermeidliche Konsequenz. Man müsse mit einer Erderwärmung von vier bis sechs Grad in den kommenden 40 Jahren rechnen und mit einem Anstieg des Meeresspiegels um etwa 70 Meter. Zitatende,
sind doch begründete Kritiken bitter nötig.
Zumindest seine (Schellnhubers) Vorhersage von 2009 (ungeprüft aus dem IPCC Bericht 2007 übernommen) dass der Himalaya innerhalb von 30-40 Jahren seine Gletscher verliert, ging bereits kurz darauf gewaltig in die Hose, als echte Gletscherexperten wie Georg Kaser diese Vorstellung als völlig absurd bezeichneten und den Nachweis erbrachten, dass dies in diesem kurzen Zeitraum angesichts der schieren Masse an Eis und des nicht gleichmäßigen Bildes der Gletscher ( Zu-und Abnahmen des Volumens im Beobachtungszeitraum) nicht möglich ist...
Und wenn wir derartig pseudoreligiöse Aussagen wie folgende lesen:
Hans Joachim Schellnhuber, Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung, hat wiederholt vor den verheerenden Folgen des Klimawandels gewarnt. Im Hinblick auf den Wirbelsturm „Irma“ sagte er: „Die Elemente Feuer, Wasser und Luft wenden sich nun gegen uns, weil wir den Planeten aus dem Gleichgewicht bringen“ (vgl. http://t.maz-online.de/Brandenburg/Potsdamer-Klimaforscher-warnt-vor-Wueste-in-Europa)
fragt man sich doch, was genau unterscheidet Herrn Schellhuber in seinem allwissenden Sendungsbewußtsein inkl.dem versuchten Griff nach Macht noch von Fundamentalchristen vom Schlage eines Pat Robertson oder eines Graham Dow die Hurrikans, Überschwemmungen und Erdbeben als Strafe Gottes für die angeblichen vielfältigen Sünden der Menschheit instrumentalisieren. Wissenschaft definiere ich jedenfalls anders.
Grüsse
Manfred H. am Permanenter Link
Lieber Ulf,
vielen Dank für Ihre ausführliche Antwort. Da will ich mich nun nicht lumpen lassen.
Ich füchte aber, sie sind hier einer üblen Klimaskeptiker-Propaganda aufgesessen.
Glauben Sie allen Ernstes, daß HJS tatsächlich derartig offenkundigen Blödsinn von sich gegeben hat? Wir reden hier nicht über Donald Trump – Schellnhuber ist eine Koryphäe und kein Idiot!
Schellnhuber hat das alles natürlich nicht gesagt. Tatsächlich hat er sich 2011 so geäußert: „Wenn wir nüchtern analysieren, was nach dem Klimagipfel in Kopenhagen an nationalen Maßnahmen versprochen wurde, dann kommen wir bis 2100 auf drei bis vier Grad. Aber die Erwärmung würde danach nicht aufhören. Nach unseren Szenarien sind wir auf einem Kurs, der bis 2300 auf sechs Grad Erderwärmung oder mehr führen kann.“ (Das war übrigens ein echtes Zitat!)
Sie beziehen Ihre Informationen vermutlich aus einem Kommentar von Henryk M. Broder in der Welt vor knapp drei Jahren. Broder war offensichtlich nicht in der Lage, den Inhalt eines Kurzvortrages Schellnhubers (auf einer Ausschusssitzung des Bundestages am 3.12.2014) korrekt wiederzugeben. War das nun Vorsatz oder ist Broder ab und an nur etwas schwer von Begriff?
Sehen Sie selbst, das Video ist immer noch in der Mediathek vorrätig: http://dbtg.tv/cvid/4227231. Schellnhubers Vortrag dauert ca. 20 Minuten und die fragliche Passage, mit deren Interpretation Broder offenbar überfordert war, kommt im Stream bei ca. 20:25.
Es freut mich aber, daß Sie sich offenbar aufrichtig für die Sache interessieren. Daher hier noch der Link zu dem vorgestellten Gutachten des WBGU :http://www.bundestag.de/blob/343750/5b6b3c816fa06702aba369df…
Freundliche Grüße!
Ulf am Permanenter Link
Sehr geehrter Herr Manfred H.
Ich hatte drei Aussagen Schellnhubers dem Kontext meiner Erwiderung zu Grunde gelegt.
Die Quelle zur Elementenlehre die sich gegen die sündige Menschheit richtet, war bereits genannt.
Zur ersten Aussage mit der globalen Enteisung, 70m Meeresspiegelanstieg und 4 bis 6 Grad mehr innerhalb von 40 Jahren siehe hier:
https://www.bundestag.de/dokumente/textarchiv/2014/kw49_pa_umwelt/342126
Zur zweiten Aussage bezüglich der Gletscher im Himalaya siehe zuerst hier
http://www.focus.de/magazin/archiv/focussiert-gletscher-auch-in-100-jahren_aid_473504.html
und anschliessend vor allem hier (ZDF Lange Nacht des Klimas 13/16 ab min 9:09:
https://m.youtube.com/watch?feature=youtu.be&v=lIGt2MC_FCE
Ich bleibe daher bis auf weiteres bei meinen Aussagen zum Papstberater und konjunktiven Katastrophenpropheten Herrn Schellnhuber...
Grüsse
Manfred H. am Permanenter Link
Vielen Dank, Ulf, für die Antwort.
Verblüfft bin ich tatsächlich über die redaktionelle Zusammenfassung auf der Seite des Deutschen Bundestages, wo es - und da gebe ich Ihnen recht - tatsächlich fehlerhafterweise heißt: "In 40 Jahren drohe daher eine Erderwärmung von vier bis sechs Grad." Eine Bombe!
Jetzt haben wir beide aber inzwischen (also ich hoffe doch sehr, daß es sich auch bei Ihnen so verhält) das Video mit dem Kurzvortrag Schellnhubers zu Gemüte geführt und festgestellt, daß er das keineswegs gesagt hat (Sie haben die Aussage der "Münzgraphiken" schon verstanden, oder!?).
Damit haben wir beide jetzt gleichzeitig ein schönes Beispiel dafür, daß Fehler einfach immer wieder passieren und dass sich anschließend ziemlich ungute Folgen ergeben können:
- Ein Wissenschaftler hält einen fachlich korrekten Vortrag.
- Ein offenbar bzgl. des Themas Klimawandel nicht besonders versiertes Mitglied des Redaktionsteams des Bundestages schreibt einen Bericht, in welchem sich prompt ein grober Fehler findet, der sogar jedem Laien sofort ins Auge stößt.
- Ein klimaskeptischer Journalist schreibt die Passage einfach ab und verwendet sie in einem polemischen Kommentar, um den Wissenschaftler zu diskreditieren. Journalistische Sorgfaltspflicht sieht selbstverständlich anders aus.
- Der Kommentar erscheint in einer der auflagenstärksten Zeitungen Deutschlands.
Schlimm ist m.E. nicht, daß ein Fehler passiert ist. Schlimm ist, wie dieser Fehler daraufhin von einer großen Tageszeitung zu nichts als billigem Tratsch mißbraucht wurde.
P.S.: Einen traurigerweise ziemlich ähnlichen Ablauf hatte übrigens die Geschichte mit dem Himalaya-Fehler im Anhang eines Nebenberichts eines IPCC-Reports.
Manfred H. am Permanenter Link
Hallo Ulf,
mittlerweile habe ich mir auch das Video zur langen Nacht des Klimas angesehen. Worum geht es?
"Im Januar 2010 stellte sich heraus, dass eine Angabe zur Schmelze der Gletscher im Himalaya im Berichtsteil der Arbeitsgruppe II fehlerhaft ist. Im IPCC-Bericht stand, dass die Gletscher im Himalaya bis 2035 komplett abschmelzen würden. Als Quelle diente eine Studie aus den 1990er Jahren, die angab, dass nichtpolare Gletscher bis 2350 abschmelzen würden." (https://de.wikipedia.org/wiki/Vierter_Sachstandsbericht_des_IPCC)
Sie schrieben: "Zumindest seine (Schellnhubers) Vorhersage von 2009 (ungeprüft aus dem IPCC Bericht 2007 übernommen) dass der Himalaya innerhalb von 30-40 Jahren seine Gletscher verliert".
Tatsächlich sagte Schellnhuber hingegen in dem von Ihnen verlinkten Video: "Wenn jetzt, und das kann man sehr leicht ausrechnen, in den nächsten 30, 40 Jahren, und bei 2 Grad Erwärmung würde das mit Sicherheit passieren, wenn diese Gletscher verschwinden zum größten Teil, dann werden eben diese Flüsse im Sommer trocken fallen und im Winter werden die Niederschläge als Regen ins Tal rauschen."
Ich bin immer noch der Ansicht, das er hier etwas anderes gesagt hat, als Sie ihm unterstellen.
Sven Plöger schreibt in seinem Buch "Gute Aussichten für morgen" (steht bei mir im Regal direkt neben Schellnhuber) zu den Auswirkungen für Asien: "Asien wird ebenfalls große Probleme mit der Wasserversorgung bekommen, denn durch die sich immer weiter zurückziehenden Gletscher wird es immer weniger Süßwasser in de großen Flüssen geben. Bis Mitte des 21. Jahrhunderts könnten davon bereits eine Milliarde Menschen betroffen sein."
Damit unterscheidet sich Plöger bzgl. der Folgen nicht von Schellnhuber.
little Louis am Permanenter Link
Der vorsichtigen Skepsis von Ulf kann ich nur beipflichten.
.Dazu ein Zitat aus dem Büchlein"Klimapolitik" (Edenhofer/Jakob):
".......Einige wenige Düsenjetz würden ausreichen, um das erfrorderliche SO2 einzubringen,alternativ könnte man es auch dem Flugbenzin der Linienmaschinen beimischen".....(Zitatende)
Ziemlich reale Chemtrail- Spinnereien!?
Halte mich selbst für eien Skeptiker. Aber auch für einen Skeptiker- Skeptiker!
Kann ich nur empfehlen.
Manfred H. am Permanenter Link
Welche führenden deutschen Skeptiker sollen das denn sein?
Manfred H. am Permanenter Link
Hier ein aktueller Artikel zur Lage in Deutschland von einem Experten: https://scilogs.spektrum.de/klimalounge/die-koalitionsgespraeche-und-das-deutsche-emissionsbudget/
Michael Fischer am Permanenter Link
Sehr gut zum Thema passt auch die arte-Doku "Die Klima-Spione". (https://tvheute.at/arte-mediathek/video/die-klima-spione-doku_67918147)
Hier kommen zwar nur russische und amerikanische Wissenschaftler zu Wort, aber die Zukunftsprognosen am Ende des Films fallen ähnlich düster aus.