Daud Haider - Dichter, Journalist und Humanist

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Fotos: F. Navissi

(hpd) Geboren in Babna, Bangladesh, als Sohn eines Zamindar und einer von sechs Brüdern, die alle Schriftsteller sind, wurde Daud Haider bereits als junger Mann mit den Themen Flucht, Exil und der Suche nach einem Platz in dieser Welt konfrontiert. Dies sollten auch bis heute seine Themen bleiben.

Haider besuchte das College und die Universität in Dhaka, wo er als vielversprechender junger Student Bengalische Literatur studierte und bereits Gedichte und Prosatexte in Zeitungen veröffentlichte.

1974 sollte sich sein Leben dramatisch ändern. Auslöser dafür war ein langes, religionskritisches Gedicht. Die Veröffentlichung weckte den Zorn verschiedenster religiöser Gruppen – vor allem muslimischer - und führte schließlich zu Morddrohungen und Attacken auf den Familiensitz in Babna.
Im Februar 1974 wurde er verhaftet und nach 6 Monaten Haft mit der Auflage entlassen, sofort das Land zu verlassen, da keine Garantie für seine Sicherheit gegeben werden konnte.
Mit der Begründung, dass er ein Kommunist sei, wurde ihm nahegelegt, in eines der damals noch kommunistischen Länder auszureisen. Haider weigerte sich jedoch, auszureisen.
Der damalige Präsident, Sheikh Mujibur Rahman, protegierte den religionskritischen Dichter und ermöglichte ihm so die (nicht freiwillige) Flucht nach Indien.

D. Haider gelang es jedoch, auf dem Weg nach Delhi den beiden Beamten, die ihn begleiteten, zu entfliehen. Das war in Kalkutta. Ausgerüstet mit einem Rucksack und 64 indischen Cents tauchte er unter, arbeitete unter anderem in einer Moschee oder als Diener unter falschem Namen, bis er schließlich wieder schreiben und veröffentlichen konnte und sich in Kalkutta an der Jadavpur Universität für vergleichende Literaturwissenschaft einschrieb.

1975 wurde der Präsident von Bengalen bei einen Militärputsch getötet und die Hoffnung für Haider, in seine Heimat zurückzukehren zu können, sollte für lange Zeit unerfüllt bleiben.

Es gelang ihm bis 1986 ohne Pass in Indien zu leben: „das geht nur in Indien“. 1986 kam es bei einem Treffen der SARC, South Asian Regional Countries zu einem Eklat zwischen Haider mit dem damaligen Präsidenten Bengalens, H.M. Ershad. Dieser forderte daraufhin die sofortige Auslieferung Haiders. Er bekam einen Brief vom indischen Innenminister, in dem er aufgefordert wurde, das Land binnen 7 Tagen zu verlassen.

In einem offenen Brief an den Premierminister von Kalkutta forderten die Intellektuellen von Kalkutta, Haider nicht auszuweisen. Dieser offene Brief löste eine Debatte im Parlament aus. UNHCR nahm Kontakt zu Haider auf, bot ihm einen Pass an und Unterstützung. Immer noch zögerte er, sein Exil zu verlassen und gegen ein neues zu tauschen.

Zu dieser Zeit hielt sich Günther Grass, damals Präsident der Akademie der Künste, in Kalkutta auf. Auch er erfuhr von dem „Fall Haider“ und zeigte großes Interesse an dem jungen Dichter. Er bot ihm bei einem Treffen an, nach Berlin zu kommen.
Auch der PEN-Club setzte sich für Daud Haider an, Susan Sontag und andere unterstützten die internationale Hilfsaktion.

Schließlich erhielt er, nachdem Hans Dietrich Genscher positiv auf einen Brief von Günther Grass reagierte, die Erlaubnis, für ein Jahr mit einem Stipendium „Resindence of writers“ nach Berlin zu reisen. Das Stipendium wurde vom Senat für ein weiteres Jahr verlängert.

Im Februar 1989 begann er als Journalist bei der deutschen Welle in der Abteilung Bangladesh zu arbeiten. Den Fall der Mauer erlebte er also bereits als Journalist in Berlin.
Er schrieb bisher 30 Bücher, die teilweise ins Englische, Deutsche, Französische, Russische, Japanische, in Hindi, Spanische übersetzt wurden.