Was heißt Selbstbestimmung im Alltag? (II)

INSEL

Aber nicht nur auf der Schulebene gibt es Initiativen. Eine Gruppe von hauptsächlich Studierenden, jungen Eltern und Auszubildenden hat sich zusammengetan.
Der aktive Kern besteht aus 30 Engagierten, 30 weitere unterstützen die Initiative. Viele kommen aus Leipzig und Berlin, doch nehmen verstreut aus ganz Deutschland Leute an der Initiative teil. Sie gründen ein Institut für selbst bestimmtes Lernen, die INSEL.

Was das genau heißt? Das Konzept ist geschrieben, nur über die praktische Ausführung wird noch diskutiert. Es richtet sich an Lehramtsstudierende und solche, die eine Zusatzausbildung in demokratischer Pädagogik machen wollen.
Dabei organisieren die Teilnehmenden ihr Lernen selbstständig, lernen voneinander oder organisieren zusammen Referenten von außerhalb. Allen aus Deutschland einen Zugang zu ermöglichen, gestaltet sich noch etwas schwierig. Denn die Kommunikation in persönlichen Treffen erscheint doch oft produktiver als per Internet.

In Leipzig startet eine Gruppe schon diesen Winter in das erste Semester.

Wozu dieses Institut?

Einmal, um Lehramtsstudenten zu ermöglichen, ihr Referendariat regelmäßig zu reflektieren und gemeinsam Ideen zu entwickeln, wie man neue Wege im Regelschulen gehen kann.
Die Zusatzausbildung richtet sich an diejenigen, die den demokratischen Ansatz in der Pädagogik praktisch erleben wollen.
Nach einer selbst organisierten Bildungsreise in freie Schulen, kam eine Gruppe von Studenten zur Erkenntnis, dass die praktische Umsetzung oft an den Mitarbeitern selber scheitere, da ihnen selbst die praktische Erfahrung in der Ausbildung fehle.

 

Erzieher/innenfachschule

Weiter ist eine Erzieher/innenfachschule vom humanistischen Verband in Planung. Die Ausbildung soll fern jeglichen kirchlichen Einflüssen statt finden und reformpädagogische Ansätze befolgen.

 

Politische Initiativen

Weitere Initiativen gibt es noch auf politischer Ebene.
Einmal die Kinderrechtinitiative K.R.Ä.T.Z.Ä.
Weiter gibt es noch die Volksinitiative „Schule in Freiheit“, die sich dafür einsetzt „dass die Schulen die Inhalte und Qualitätsmaßstäbe ihrer Arbeit selbst bestimmen können, dass alle öffentlichen Schulen gleichberechtigt finanziert werden und dass die Schulen auch organisatorisch selbstständig arbeiten können.“. Getragen wird diese von Bürgerinitiativen, die sich für mehr direkte Demokratie einsetzen.

Fazit:

Es gibt ein breites Spektrum an Initiativen, die versuchen, Demokratie auch im Alltag erlebbar und erlernbar gemacht wird. „Denn Demokratie ist die einzige Staatsform, die gelernt werden muss“ (Oskar Negt)

Über die Theorie von selbst bestimmten Lernen und Partizipation sind sich viele einig, doch die praktische Umsetzung gestaltet sich höchst verschieden. Auch wenn kritische Aspekte erwähnt worden sind, bin ich begeistert von dem Engagement und Willen der Leute, Risiken auf sich zu nehmen, um eine bessere Zukunft zu schaffen. Lohn und sicherer Arbeitsplatz spielen hier eine nebensächliche Rolle, das Wohl der Kinder schon eine größere. Und im Vergleich zu Regelschulen, sieht man das den meisten Kindern auch an: selbstbewusst, interessiert, hemmungslos, aber nicht respektlos, gesund eben. Und das ist unterstützenswert.

Theresa Siess