Aufarbeitung des sexuellen Kindesmissbrauchs

Täterprofile zeigten sich: In 93 % der Fälle waren Männer die Täter, bei sieben von Hundert waren es Täterinnen. 29 Prozent der hier bekannt geworden Fälle sexueller Gewalt fand in katholischen Institutionen statt, 11 Prozent in evangelischen.

Zentrales Thema der Arbeit ist, die Folgen des Missbrauchs zu erfassen, eine Enttabuisierung des Themas zu erreichen und die Botschaften der Betroffenen in die Politik bringen. Beispielsweise artikulieren die Betroffenen ihre Wünsche: „Therapie und Beratung" steht an erster Stelle mit 17 Prozent, „Vertrauen" 16 Prozent, an dritter Stelle der Ruf von 15 Prozent nach „Entschädigung".

Die Empfehlungen

Die Empfehlungen der Unabhängigen Beauftragten Christine Bergmann sieht u a. vor: Therapien aus Kassenleistungen, das Schließen von Versorgungslücken und das Anliegen der Betroffenen zu beachten.

Sie unterbreitet die Empfehlung, ein "Therapeutisches Ambivalenzmodell" einzurichten, an dem Fachpersonal wie auch Betroffene beteiligt sind. Hier wären zeitnah, ohne Umwege und Wartezeiten, die Diagnose zu erstellen, Beratungen durchzuführen, Hilfen und Erleichterungen für die Betroffenen zu finden.

Ein gesetzlich verankertes Recht auf Fachberatung, die verbindliche Verankerung auf eine öffentliche Finanzierung, so sehen ihre Empfehlungen u.a. aus. Darüber hinaus schließt sie sich an den Vorschlag des Justizministeriums an, die Verjährungsfrist auf 30 Jahre zu verlängern, sieht Nachverhandlungsbedarf z. B. bei der strafrechtlichen Verjährungsfrist und dem Beginn der Verjährungsfrist vom 21. Lebensjahr an.

Weitere Empfehlungen des Abschlussberichts:

  • Gemeinsames Hilfs-System für "verjährte Fälle", wenn der Missbrauch in einer Institution oder in der Familie stattfand,
  • Folgeentschädigung, wenn die Kasse nicht eintritt,
  • Clearingstelle, dass Entschädigungsleistung zu erfolgen hat,
  • Unabhängigen-Gremium, das auf einfachem Wege schnell entscheidet,
  • Reform des Opferentschädigungsgesetzes, Wegfall der Härteklausel und der Bedürftigkeit.

Bezüglich der DDR-Heime ist Aufklärung darüber erforderlich, was in diesem Heimen eigentlich passiert ist. Christiane Bergmann fordert speziell die ehemals dortigen Heimkinder auf, sich einzumischen und das Gefühl zur Seite zu schieben, scheinbar nicht reden zu dürfen.

In diesem Zusammenhang erinnerte Christine Bergmann an ihren Auftrag, der sich auf Empfehlungen im immateriellen wie materiellen Bereich erstrecke sowie dass eine Wiedergutmachung in der Hand der jeweiligen Institution liege. Dafür sehe sie es als notwendig an, einen Standard festzulegen. Diese Summe solle sich an dem Einzelschicksal orientieren, also nach der Schwere der jeweiligen Tat. Die Frage sei zu stellen: Wie wäre die Entschädigung, wenn die Tat heute im Gerichtssaal verhandelt werden würde.

"Das Thema muss präsent bleiben, es ist mit diesem Bericht nicht erledigt. Noch viel zu wenig ist hingeguckt worden. Wir haben unser Bestes getan, es müssen noch sehr viel mehr Menschen ihr Bestes tun."

Der Druck der Öffentlichkeit ist da, das hilft, Handlungsbedarf durchzusetzen, das war ein letzter Satz und im Ohr ist mir dabei die Antwort von Christiane Bergmann, als eine Journalist sie bat, lauter zu sprechen, es waren ihre Worte in der Art: Ich spreche schon laut. Gut, ich brülle ... Und auf die Frage, wann sie sich mit dem Finanzminister treffen werde kam gut gelaunt ihre Antwort: „In Kürze.“

Evelin Frerk

 

Weitere Informationen:
http://www.beauftragte-missbrauch.de/
und
http://www.sprechen-hilft.de/