Die Krankheit des Propheten

Das Gemeinsame der drei monotheistischen Religionen

Erfrischend ist die Herstellung zur aktuellen Zeit, unter anderem zu den drei monotheistischen Religionen heute, die ein strategisches Interesse daran haben die Gemeinsamkeit der drei Religionen zu betonen damit die Entzauberung der Theologie des Islam nicht auch „die Fundamente der eigenen Glaubenswahrheiten nachhaltig erschüttert.“

Armin Geus stellt immer wieder den Bezug zu unserer Gesellschaft her und den für dieses Thema fachkundigen Menschen bzw. ihre Erkenntnisse. Dem Leser wird vorgeführt, wie breit gefächert und tief die diesbezüglichen Erkenntnisse schon bisher waren. Er stellt aber auch Bezüge her zu Menschen, wie zur Islamwissenschaftlerin Annemarie Schimmel, die in ihrer Hingabe sogar viele Islamisten übertraf oder Gudrun Krämer, die, die offizielle Anerkennung Mohammeds als Prophet forderte.

Dieses Buch ist eine Fundgrube für Leser, die interessiert sind, zu erfahren, welche Wissenschaftler sich im Laufe der Zeitgeschichte zur Religion und Schizophrenie geäußert haben oder zu verstehen bzw. Grundinformationen zu bekommen. Die Leichtigkeit seiner Sprache ermöglicht einem breiten Spektrum von Lesern sich ein solch schwieriges Thema anzunehmen.

Mohammed ist kein Türke

Doch an einigen Stellen muss auch der geneigte Leser nachsichtig mit gewissen Verallgemeinerungen umgehen. Schade, dass der Autor seine Aussagen über Türken verallgemeinert, bzw. unverständlich, warum er den Islam mit Türken gleichsetzt. So zitiert er aus einem Brief Voltaires an Friedrich den Großen, in dem dieser über die Greueltaten Mohammeds schreibt: „....Mohammed ...... Väter erwürgt, Töchter fortschleift, dass er den Geschlagenen die freie Wahl zwischen Tod und seinem Glauben lässt: das ist nun mit Sicherheit etwas, das kein Mensch entschuldigen kann, es sei denn, er ist als Türke auf die Welt gekommen, es sei denn der Aberglaube hat ihm jedes natürliche Licht erstickt.“

Ich vermisse hier die Distanz des Autors, der in dieser unserer hoch entwickelten Gesellschaft durch die technische Vereinfachung der Wissenserlangung eher die Möglichkeit hätte, mehr zu erfahren als Voltaire. Für die von Voltaire genannten Grausamkeiten gibt es viele Belege aus den Quellen der anerkannten streng islamischen Literatur, wie Tabari, Sahihi Buchari. Mohammed jedoch ist und bleibt ein Araber und um ganz genau zu sein, ein Araber aus dem Stamm Qureischi. Also, kein Türke. Schließlich erfolgte die Islamisierung anderer arabischer Stämme und der Türken in Zentralasien durch die Eroberungen arabischer Raubheere, durch eine unfassbare Grausamkeit, welche die Phantasie des Menschlichen übersteigt und die den heutigen Türken weitgehend unbekannt ist. Diese Grausamkeit führte möglicherweise zu einer kollektiven Auslöschung des Bewusstseins für die eigene Kultur und die eigene Geschichte.

Es war kein Zufall, dass nach Mohammeds Tod die Berber sich von Islam abwenden wollten und auch viele andere arabische Stämme sich eigene Propheten ausdachten, was jedoch blutig unterdrückt wurde.

Und wenn der türkische Leser die erste Verallgemeinerung übersprungen hatte, kommt er spätestens auf Seite achtzehn wieder in Versuchung das Buch verärgert beiseite zu legen. Denn dort zitiert der Autor Gottwald & Kolmers polemische Sichtweise: „Obwohl nach deutschem Recht nur betäubte Tiere von ausgebildeten Fachkräften geschlachtet werden dürfen, dulden die hiesigen Behörden das brutale Gemetzel türkischer Familienväter und ihrer halbwüchsigen Söhne, an dem sie sich alljährlich berauschen“.

Was sollen die liberalen und nicht gläubigen türkischen Leser von so einer Aussage halten? Was soll ich von so einer Aussage halten, die viele Türken kennt und auch deren Söhne, aber keinen einzigen, der schächtet? Sicher gibt es solche, aber es gibt auch Andere. Das müsste der von mir geschätzte Autor Herr Geus auch wissen.

Arzu Toker

Armin Geus, Die Krankheit des Propheten, Basilisken-Presse, Marburg. 219 Seiten, 6 Abb., ISBN 978-3-941365-15-5, EUR 36.