„Den Menschen zu zeigen, wo es zu Gott geht”

„Religion ist keine Privatsache“

„Religion ist keine Privatsache“, ermahnte zuvor schon Propst Wilhelm Zimmermann in der hl. Messe die Gläubigen in den voll besetzten Kirchenbänken, wo auch Oberbürgermeister Frank Baranowski saß und all die anderen guten Leute der KKV Buronia (Katholiken in Wirtschaft und Verwaltung), unter deren Schirmherrschaft die Segnung des Denkmals stattfand.

Klare Worte und sie freuen auch mich, das Heidenkind, das als schwarzes Schaf, ja, ich bekenne, als verlorenes Schäfchen des Militärbischofs, wankelmütig auf dieser Welt wandelt und werkelt und dem Manne nicht ganz trauen mag. Was passiert denn normalerweise mit Schäfchen, Schafen auch bei den besten Hirten? Sie werden geschoren, gemolken, geschlachtet. Aber das mit den Schäfchen meinen die Abergläubischen gar nicht so – glaube ich – das ist – sagen sie – nur eine Metapher für was Anderes. Aber für was?

Bevor Dr. theol Overbeck unser Buer besuchte, hatte er auch schon einmal gläubige Soldaten besucht, die von Mazar i Sharif und anderswo eine Wallfahrt nach Lourdes gemacht hatten. Auch dort war seine Exzellenz wieder ganz der Kumpel:

„Hier oben im Feldlager sind die Soldaten, die sonst harte Kerle sein müssen, nachdenklich. Zu ihnen ist der neue katholische Militärbischof, Franz-Josef Overbeck, gekommen. Seit einem Jahr, seit dem Rücktritt von Bischof Walter Mixa, war das Amt nicht besetzt. Nach dem Gottesdienst kommt der Essener Ruhrbischof zum Gemeinschaftsplatz, um mit ihnen zu reden, um sich vorzustellen. Er macht das ziemlich locker. Schon zuvor hat er erklärt, wie er sein Amt versteht. Er sei nicht ‚der’ Militärbischof, ‚ich bin der katholische Militärbischof der Deutschen Bundeswehr‘, sagt er der WAZ. (…). In Lourdes tragen Militärgeistliche anderer Länder auch militärische Abzeichen auf der Soutane. ‚Ich bin Zivilist‘, hält Overbeck dagegen. ‚Das Einzige, das ich tragen muss, ist eine Schutzweste.‘“

Eine Schutzweste? In Lourdes? Gegen was genau?

Unterm Stahlhelm – immer ein kluger Kopf

Tatsächlich in Schutzweste und das Haupt unterm Stahlhelm sieht man den Bischof dann in einem anderen WAZ-Bericht aus Afghanistan. Auch hier findet Zivilist, Christ und Militärbischof Dr. theol. Overbeck wieder die richtigen Worte: „Die Soldatinnen und Soldaten sind ganz anders aufeinander angewiesen, weil sie hier immer beieinander sind.“

Und die WAZ weiter: „Militärbischof Franz-Josef Overbeck kann Kirche und Gewalt am Hindukusch miteinander in Einklang bringen. Die katholische Kirche rede nicht mehr, wie es noch Kirchenlehrer Thomas von Aquin (1225-1274) tat, von einem ‚gerechten Krieg‘. ‚Wir reden von einem gerechten Frieden.‘ Gewalt könne nur die Ultima Ratio, das allerletzte Mittel sein. ‚Gewalt darf nur angewendet werden, wenn es das eigene Leben oder das Leben anderer schützt.‘ Er verstehe daher seine Aufgabe als Militärbischof auch als Aufgabe, für eine ethische Gewissensbildung der Soldaten sorgen.“ (sic!)

Screenshot aus der Internetseite: kmba.militärsseelsorge-bild..."Militärbischof in Afghanistan"

„Freude und Hoffnung“

Zuvor hatte der katholische Militärseelsorger Andreas Vogelmeier der WAZ gegenüber schon erklärt, dass er den Afghanistan-Krieg als Mann der Kirche mittragen könne.

„Er als Mann der Kirche könne das alles jedoch mittragen. ‚Ich stehe dazu, warum die Bundeswehr hier ist. Ich traue dem politischen Mandat, ich vertraue den Kontrollmechanismen.‘ Gestützt fühlt er sich auch durch ein Schreiben des Zweiten Vatikanischen Konzils ‚Gaudium et Spes‘ (Freude und Hoffnung). Es besagt, dass ein Soldat, der seine Aufgabe auf dem Boden des Grundgesetzes erfüllt, dem Frieden diene.“

Ein Soldat, der seine Aufgabe auf dem Boden des Grundgesetzes erfüllt, dient dem Frieden. Schön. Man darf Sprache eben nur nicht beim Wort nehmen, denn dann würde man bemerken: Der Afghanistan-Krieg findet eben nicht auf dem Boden des Grundgesetzes statt, sondern auf dem Afghanistans. Auf dem Boden des Grundgesetzes, das noch nicht ganz am Boden liegt, steht dagegen der Artikel 26: „(1) Handlungen, die geeignet sind und in der Absicht vorgenommen werden, das friedliche Zusammenleben der Völker zu stören, insbesondere die Führung eines Angriffskrieges vorzubereiten, sind verfassungswidrig. Sie sind unter Strafe zu stellen.“

Aber was soll’s. Kann man doch alles „reformieren“, novellieren, ein bisschen umformulieren. Das könnte man sich eigentlich auch mal für die zehn Gebote vornehmen, etwa das fünfte. Dabei sollte man allerdings sehr sorgfältig arbeiten, schließlich muss so ein Gebot wahrscheinlich wieder 2000 Jahre halten.

„Du sollst nicht töten – es sei denn für einen gerechten Frieden auf dem Boden des Grundgesetzes.“

Ginge das? Politisch korrekt wär’s. Hmmhh …

Ach, passt!

 

Erstveröffentlichung bei den Ruhrbaronen.