Mehrere amerikanische Teleevangelisten durften im staatlich gelenkten südafrikanischen Fernsehen predigen, da ihre strikt antikommunistische Haltung auf das Wohlwollen der Regierung stieß. Christliche Gruppierungen wie die Missionsorganisation Campus Crusade for Christ mit Sitz in den USA passten sich den örtlichen Gepflogenheiten an und errichten sowohl einen weißen, wie auch einen schwarzen Ableger in Südafrika.
Die zentrale Figur in der Verteidigung der Apartheid war jedoch Jerry Falwell. Inzwischen war er vom einfachen Pastor zum Fernsehprediger aufgestiegen und mit der Gründung der Moral Majority zur uneingeschränkten Führungsfigur der Christlichen Rechten aufgestiegen. Er schmiedete die Allianz zwischen Evangelikalen und Republikanern, die Ronald Reagan ins Weiße Haus trug.
1985 brach Falwell zu einer Reise nach Südafrika auf, um sich mit der Staatsführung zu unterhalten. Nach seiner Rückkehr in die USA erklärte er seine Haltung. Natürlich sei er gegen die Repressionen, äußerte jedoch Zuversicht, dass Botha sie lockern würde, sobald die Schwarzen sich endlich „ruhig“ verhielten. Natürlich lehne er Apartheid ab, aber der südafrikanische Präsident sei ein Reformer, der sie ohnehin schon abgeschafft habe. Falwell äußerte sich skeptisch über wirtschaftliche Sanktionen gegen das Land, da sie letztlich die schwarze Bevölkerung stärker treffen würden. Er meinte, dass die Schwarzen daher mehrheitlich gegen ein Embargo seien, was aber damaligen Umfrageergebnissen widersprach. Amerikaner sollten weiterhin in Krügerrand (Münzen) und südafrikanische Firmen investieren, damit das Land nicht aus wirtschaftlicher Not die Annäherung an die Sowjetunion suche. Diese und der „blutrote Fluss des Kommunismus“ bedrohten das mineralreiche Land am Kap der guten Hoffnung, das durch seine Position auch strategisch wichtig für den Schiffsverkehr sei.
Außerdem sei es heuchlerisch, nur auf Südafrika einzuschlagen, während auch andere Staaten harte Kritik verdienten. Falwell nannte Bischof Desmond Tutu, der für seine Opposition gegen die Apartheid mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet wurde, einen „Scharlatan" (eng. phony), wenn es darum ginge, die schwarze Bevölkerung zu repräsentieren und warf Mandela Sympathien für den Kommunismus vor. 1987 rief Falwell zum Boykott des Films „Mandela“ auf dem amerikanischen Sender HBO auf. Er und andere Konservative vermuteten kommunistische Propaganda hinter der Fernsehsendung.
Auch Pat Robertson, ein enger Weggefährte Falwells, hatte sich 1988 zugunsten der Apartheid geäußert. Zu diesem Zeitpunkt bewarb er sich um die republikanische Präsidentschaftskandidatur, während auf demokratischer Seite Kings Mitstreiter Jesse Jackson ins Weiße Haus strebte. Dieser hatte sich bereits mit Jerry Falwell über den richtigen Umgang mit Südafrika gestritten. Robertson griff seinen Konkurrenten indirekt an. Die Schwarzen hätten die Bürgerrechtsbewegung bis nach Südafrika erweitert und wüssten nicht, womit sie es wirklich zu tun haben. In Amerika werde es zunehmend üblich, auf Südafrika herumzuhacken, wenn man um die Wählerstimmen der Afro-Amerikaner werbe, was schlecht sei. Den Linken warf er vor, Südafrika fallen sehen zu wollen und kein Interesse an einer „freien Regierung zu haben.“
Die Kommunisten würden in Südafrika Aufstände provozieren, um dann genüsslich über die „Schlagstock-wirbelnde Polizei“ herzufallen und sie für ihre Propaganda zu benutzen. Die südafrikanische Regierung solle daher nicht so hart gegen die Aufständischen vorgehen. Letztlich vertritt Robertson damit eine NPD-Position, denn 2008 hatte der Kölner Lokalpolitiker Benedikt Frings Exilserben davor gewarnt, Gewalt gegen Albaner anzuwenden, weil dies der antiserbischen Propaganda nützen würde.
Außerdem sei es wichtig, dass die Mineralien Südafrikas weiter dem Westen zur Verfügung stünden, da dieser sonst ein Vasall der Sowjetunion werden könnte. Wer ökonomische Sanktionen fordere, unterstütze damit wissentlich oder unwissentlich eine marxistische Einparteienherrschaft. Südafrika stehe ein Blutbad bevor, wenn der ANC Mandelas die Macht erlange.
1992 kommentierte Robertson den Volksentscheid und die Abschaffung des Klassenwahlrechts in seiner Fernsehsendung folgendermaßen: „Ich denke 'ein Mann, eine Stimme,' also unbeschränkte Demokratie wäre nicht weise. Es muss eine bestimmte Art Schutz für die Minderheit, die die Weißen inzwischen darstellen, geben und sie haben ein Recht darauf, den Schutz ihrer Rechte einzufordern.“
Anlässlich ihres 150-jährigen Bestehens beschloss die Southern Baptist Convention 1995 in einer Stellungnahme, die Afro-Amerikaner um Verzeihung für die Sünden der Vergangenheit zu bitten. Auch Jerry Falwell überdachte seine Position in den Folgejahren. Die politischen Verhältnisse hatten sich geändert. Lange Zeit dominierten die Rassenfrage und der Kalte Krieg die Debatten in der Christlichen Rechten. Ab den 70er Jahren zeichnete sich jedoch immer deutlicher der Kampf gegen Abtreibungs- und Homosexuellenrechte als prägendes Thema ab. Hier war ein Entgegenkommen möglich, denn Afro-Amerikaner sind konservativer eingestellt als Weiße und daher seit dem Ende der Rassentrennung bereit für neue Bündnisse. Falwell fand zum Beispiel in Alveda King, einer Nichte des großen Bürgerrechtlers, eine Mitstreiterin. Zu Robertsons Verteidigung lässt sich sagen, dass seine Haltung sich rein aus seinem Antikommunismus heraus erklärt. Mit Schwarzen hatte er nie große Berührungsängste. Beispielsweise unterhielt er millionenschwere Geschäftsbeziehungen zu den Diktatoren Zaires und Liberias, Mobutu Sese Seko und Charles Taylor.
Lukas Mihr