Regensburg: Glorias Weihnachtsmarkt und der "romantische" Gegenprotest

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Weihnachtsmarkt – Symbolbild
Weihnachtsmarkt

Der alljährliche Weihnachtsmarkt im Schloss St. Emmeram gilt wegen seines märchenhaften Ambientes als ein Highlight für alle Freunde des Jahresendzeitfestes. Doch die feierliche Stimmung wird getrübt: Aufgrund der hohen Eintrittspreise wird Fürstin Gloria Profitgier vorgeworfen – ein Regensburger Bündnis plant deswegen einen "romantischen Weihnachtsprotest".

Die für ihre erzkatholischen und nationalkonservativen Positionen bekannte Hausherrin öffnet erneut die Tore ihres Schlosses für ihren alljährlichen Weihnachtsmarkt, bei dem sich "Gloria von Thurn und Taxis zusammen mit ihrer Familie zwanglos unter die Gäste" mischt. Auf der Homepage erfährt man, was Besucher in den nächsten Wochen im Schloss St. Emmeram erwartet: "In den Adventswochen bildet der Schlosshof die zauberhafte Kulisse für den Romantischen Weihnachtsmarkt. Kunsthandwerk aus der Region, musikalische Darbietungen, weihnachtliche Vorlesungen, Kinderprogramm und kulinarische Schmankerl machen den fürstlichen Weihnachtsmarkt zu einem der schönsten in Bayern."

Kritik an hohen Preisen und exklusivem Ambiente

An Glorias Weihnachtsmarkt gibt es seit Jahren Kritik, die sich vor allem gegen die hohen Eintrittspreise richtet. Anders als der Nürnberger Christkindlesmarkt ist Glorias Weihnachtsidylle nicht frei zugänglich: Erwachsene zahlen – je nach Wochentag – zwischen 9,50 Euro und 13,50 Euro Eintritt; nur montags ist es mit 6,50 Euro günstiger. Für eine vierköpfige Familie summiert sich der Besuch auf bis zu 34 Euro – ein Betrag, den sich viele Haushalte nicht leisten können.

Jedes Jahr besuchen bis zu 300.000 Menschen den Markt. Rechnet man zu den Eintrittspreisen noch die Einnahmen aus den Mieten für die rund 130 Marktstände hinzu (bezahlt wird mit der offiziellen Marktwährung "Thurn und Taxis Taler"), so spült das Weihnachtstreiben mehrere Millionen in die fürstlichen Kassen. Aber warum sollte die christliche Weihnachtsbotschaft auch kostenlos sein, wenn man gutes Geld damit verdienen kann?

Romantischer Protest statt exklusiver Weihnachtsglanz

Dieses Jahr ist eine Protestaktion gegen Glorias Millionenmarkt geplant: Ein Regensburger Aktionsbündnis, dem 22 Gruppen angehören – darunter Fridays for Future und die Seenotrettungsorganisation Sea-Eye –, lädt morgen zu einem "romantischen Weihnachtsprotest" am Emmeramsplatz ein, um zu zeigen, "dass ein winterliches Fest auch ohne Profitgier möglich ist". Punsch und süße sowie herzhafte Leckereien gibt es auf Spendenbasis, dazu ein Kulturprogramm und politische Reden. Die Veranstaltung versteht sich als Protestaktion "gegen die diskriminierenden und Klimawandel leugnenden Aussagen" der Fürstin und als Kritik am "kapitalistischen Wirtschafts- und Gesellschaftssystem". Außerdem wolle das Bündnis auf die Vernetzung der Fürstin mit autokratischen Nationalisten und Rechtspopulisten hinweisen – ein Thema, über das der hpd bereits ausführlich berichtet hat.

"Wir können nicht verantworten, dass Regensburgs Möchtegern-Fürstin international Kritik für ihr Verhalten bekommt und sich ihr hier aber niemand entgegenstellt. Wir müssen klare Kante zeigen gegen Menschen wie Thurn und Taxis, die rechte Verschwörungsmythen verbreiten und den Klimawandel leugnen, die körperliche und sexualisierte Gewalttaten relativieren und Geflüchtete zu ihrem Feindbild machen. Darum stehen wir hier und protestieren gegen ihre Geldmacherei", so eine Sprecherin des Bündnisses.

Der konservativen Mittelbayerischen Zeitung gefiel dieses Engagement überhaupt nicht. Unter der reißerischen Überschrift "Gewaltbereit – und gegen Gloria" wurden die Veranstalter des Weihnachtsprotestes dem "linksextremen Spektrum" zugeordnet und die Befürchtung geäußert, "dass sich offene Verfassungsfeinde unter den Demonstranten befinden". Das Bündnis wies diese Unterstellungen in einem Statement entschieden zurück.

Eine "stade Zeit"1 sieht jedenfalls anders aus – in Regensburg wird der Advent dieses Jahr politischer als gewohnt.

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1 Bayerisch für "stille Zeit"