Obwohl sich die Ampelkoalition 2021 in ihrem Koalitionsvertrag geeinigt hatte, das Wort "Rasse" aus dem Grundgesetz zu streichen, bleibt es weiterhin dort stehen. Über die Argumente und Hintergründe.
Am 11. März 1874, vor genau 150 Jahren also, eröffnete der Hamburger Tierhändler Carl Hagenbeck (1844-1913) – in Konkurrenz zu einem schon Anfang der 1860er aus der Hamburger Bürgerschaft heraus begründeten "Zoologischen Garten" – einen privaten "Thierpark", in dem er die bis dahin sowohl in Hamburg als auch in den anderen Zoologischen Gärten (Berlin, Frankfurt am Main, Köln, Dresden, Karlsruhe, Hannover) übliche simple Zurschaustellung exotischer Wildtiere mit jeder Menge Zirkus- und Rummelplatzattraktionen verknüpfte.
Dass der Einsatz gegen die Diskriminierung von Minderheitenangehörigen eine gute Sache ist, dem dürften hierzulande vermutlich viele Menschen zustimmen. Doch ob der Weg, den linke Identitätspolitik hierbei einschlägt, der richtige ist, ist zweifelhaft. Aber was genau ist eigentlich an Identitätspolitik problematisch?
Mit dem Fall "303 Creative LLC v. Elenis" hat der Supreme Court of the United States (SCOTUS) kurz vor der Sommerpause noch einmal für entsetztes Staunen gesorgt. Angehörige sogenannter "expressiver Berufe" – wen genau das umfasst ließ der SCOTUS unglücklicherweise unbezeichnet – dürfen künftig offen Menschen diskriminieren, deren Lebensweise ihren eigenen religiösen Überzeugungen widerspricht. Fehlgeleiteter hätte dieses Urteil kaum sein können: Ein Kommentar.
Charles W. Mills Monographie "The Racial Contract" von 1997 gilt heute als moderner vertragstheoretischer Klassiker, kritisierte er darin doch frühe Denker aufgrund ihrer Ignoranz gegenüber dem Rassismus. Berechtigt macht der Autor auf diese Defizite aufmerksam, ignoriert dabei aber, dass man das gemeinte Denken auch und gerade gegen diese Ignoranz wenden kann, was eben gerade dessen Modernität und Offenheit veranschaulicht.
Gruppen-Identitäten beherrschen derzeit viele politische Debatten. Der Ethnologe Christoph Antweiler lenkt in seinem Buch "Heimat Mensch" den Blick auf die zahlreichen fundamentalen Gemeinsamkeiten, die alle Menschen miteinander teilen. Der hpd sprach mit ihm über Vielfalt und Gleichheit, Identitätspolitik und Universalismus.
Nach dem rassistisch motivierten Anschlag von Hanau im Februar 2020 mit neun Getöteten wurde in Berlin auf Betreiben des damaligen Justizsenators Dirk Behrendt (Bündnis 90/Die Grünen) eine Expert*innenkommission zu antimuslimischem Rassismus eingesetzt, die im Februar 2021 ihre Arbeit aufnahm. Nun hat die fünfköpfige Kommission "Handlungsempfehlungen" vorgelegt, die allerdings kaum Wirkung gegen Rassismus entfalten werden, da sie vor allem darauf abzielen, religiöse vor anderen zivilgesellschaftlichen Akteuren zu bevorzugen.
Der von Eleonora Roldán Mendívil und Bafta Sarbo herausgegebene Sammelband "Die Diversität der Ausbeutung. Zur Kritik des herrschenden Antirassismus" will den Kapitalismus-Rassismus-Zusammenhang stärker betonen. Die damit einhergehenden monokausalen Deutungen ignorieren nicht nur Rassismus in nicht-kapitalistischen Zusammenhängen, sie verfehlen trotz gelegentlich interessanter Reflexionen dann doch ihr im Untertitel versprochenes Ziel.
Um den Weltrekord im "selektiven Zitieren" kämpft die Anthroposophie schon lange mit – dank Spitzen-Anthroposophen wie Ralf Sonnenberg und Detlef Hardorp. Auf der Website "Anthroposophie gegen Rassismus" der Anthroposophischen Gesellschaft in Deutschland wird aktuell ein neuer "Wahnsinns"-Rekordversuch unternommen.
Religionsfreiheit bedeutet für den Autoren Amed Sherwan das Recht nicht zu glauben und sein Leben frei von religiösen Vorschriften zu gestalten. Diese Freiheit hatte er als Kind nicht und musste sie sich hart erkämpfen. Mittlerweile hat er ein entspanntes Verhältnis zu religiösen Traditionen und Praktiken und wünscht sich, dass jede Person ihr Leben so gestalten kann, dass es ihrer Weltanschauung entspricht. Von außen werden ihm jedoch andere Eigenschaften und Ansichten zugeschrieben, beruhend auf den Narrativen der dominanten Islamverbände.
Nach einjähriger Tätigkeit soll der Arbeitskreis "Politischer Islamismus", der von der Großen Koalition eingerichtet wurde, seine Arbeit einstellen. Auf Anfrage der dpa teilte eine Sprecherin des Bundesinnenministeriums mit, dass "die wissenschaftliche Perspektive hinreichend eingegrenzt sei" und man nun mit einem "regelmäßig stattfindenden Fachtag" fortfahren werde.
Die Expert*innenkommission antimuslimischer Rassismus empfiehlt dem Berliner Senat die Abschaffung des Neutralitätsgesetzes, weil es eine "systematische und institutionalisierte Diskriminierung gegenüber Frauen mit Kopftuch ohne sachliche Rechtfertigung" darstelle. Eine bewusst einseitige und nicht haltbare Sicht auf das Neutralitätsgesetz, findet hpd-Redakteurin Daniela Wakonigg.
"Selbstbestimmung am Ende des Lebens" lautet das Titelthema der MIZ 2/22. Dabei stehen die Positionen der säkularen Verbände und die Frage nach der Selbstbestimmung im Vordergrund.
Es gibt eine jahrzehntelange anthroposophische Tradition des Leugnens von Rudolf Steiners Rassismus. In der vom "Bund der Freien Waldorfschulen" herausgegebenen Zeitschrift "Erziehungskunst" führt Jost Schieren, Professor an der anthroposophischen Alanus Hochschule, diese alte Tradition unter dem neuen Label "Waldorf & Wissenschaft" fort. In seinem Artikel "Anthroposophie in der Kritik" schreibt Schieren: "Rudolf Steiner war kein Rassist". Eine Aussage, die an Eindeutigkeit nicht zu überbieten ist, nicht wahr?
Die "Critical Philosophy of Race" beschäftigt sich schon seit Jahrzehnten mit dem Rassismus in den USA. Ein Reader zum Thema bringt erstmals von wichtigen Texten deutschsprachige Übersetzungen. Indessen wirken auch viele Aussagen etwas abgehoben und müssten vor dem Hintergrund der Situation in den USA verstanden werden.