AHA! Astro-Physiker

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Collage und Bearbeitung: F. Lorenz

(hpd) „Der Weltraum... unendliche Weiten“ – es gab (und gibt) einige Menschen, die sich der Erforschung der unendlichen Weiten verschrieben haben. Einige von ihnen sind zugleich Humanisten, Atheisten und Agnostiker. Ihre Begründungen dafür sind oftmals unterhaltsam, klug und vorbildlich. Sechs von ihnen stellt der hpd heute vor: Astronomen und Astrophysiker.

 

Wieso Astro-Physiker und nicht Astrophysiker? Die Schreibweise ist auf die ungleiche bzw. abweichende Berufsbezeichnung mancher der hier vorgestellten Wissenschaftler zurückzuführen. Die einen waren Astronomen, die anderen Astrophysiker, aber die Tätigkeitsbereiche scheinen sehr ähnlich. Somit wurden die Berufsbezeichnungen zusammengefasst zu Astro-Physiker.

 

Die Astro-Physiker sind nach Geburtsdatum sortiert:

 

Edmond Halley, 8. November 1656 – 14. Januar 1742, war ein englischer Astronom, Geophysiker, Mathematiker, Meteorologe und Physiker. Am ehesten ist er dafür bekannt, den Orbit des gleichnamigen Halleyschen Kometen berechnet zu haben. Er war der zweite Königliche Astronom Britanniens.
1691 bewarb sich Halley um den Posten der Savilian Professur für Astronomie in Oxford. Dagegen legten jedoch der Erzbischof von Canterbury, John Tillotson, und Bischof Stillingfleet Widerspruch ein, aufgrund von Halleys wohlbekanntem Atheismus. Der Posten ging stattdessen an David Gregory, der von Isaac Newton unterstützt wurde.
1692 brachte Halley die Idee einer hohlen Erde hervor, die aus einer Hülle von etwa 800 km Durchmesser bestünde, aus zwei inneren, konzentrischen Hüllen und einem inneren Kern, der in etwa den Durchmessern der Planeten Venus, Mars und Merkur entspräche. Er legte nah, dass diese Hüllen durch Atmosphären getrennt wären und jede Hülle ihre eigenen Magnetpole hätte, wobei jede Sphäre mit unterschiedlicher Geschwindigkeit rotierte. Halley schlug dieses Schema vor, um anomale Kompassausschläge zu erklären. Er stellte sich vor, dass jede innere Region eine Atmosphäre hätte, leuchten würde (und möglicherweise bewohnt wäre) und spekulierte, dass ausweichendes Gas die Aurora Borealis (Nord- bzw. Polarlicht) verursachen könnte.
1693 veröffentlichte Halley einen Artikel über Lebensrenten, welche eine Analyse des Alters bei Todeseintritt auf der Basis der Breslauer Statistiken von Caspar Neumann aufwies. Dieser Artikel erlaubte der britischen Regierung, Lebensrenten zu einem angemessenen Preis zu verkaufen, basierend auf dem Alter des Käufers. Halleys Arbeit beeinflusste die Entwicklung der Versicherungsmathematik sehr stark. Die Konstruktion der Lebenstafel für Breslau wird nun als wichtiges Ereignis in der Geschichte der Demographie angesehen.
Bis 1706 hatte Halley Arabisch gelernt und vollendete die Übersetzung, die Edward Bernard von den Büchern V-VII von Apollonius’ Kegeln begonnen hatte, von Kopien, die in Leiden und in Oxford gefunden worden waren. Er vollendet auch eine neue Übersetzung der ersten vier Bücher aus dem griechischen Original, die vom verstorbenen David Gregory begonnen worden waren. Halley veröffentlichte diese zusammen mit seiner eigenen Rekonstruktion des Buches VII in der ersten vollständigen lateinischen Ausgabe in 1710.

 

Pierre-Simone Marquis de Laplace,  23. März 1749 - 5. März 1827, war ein französischer Mathematiker und Astronom, dessen Werk grundlegend für die Entwicklung der mathematischen Astronomie und Statistik war. Er fasste das Werk seiner Vorgänger in seinem fünfbändigen Mécanique Céleste (1799-1825) zusammen und erweiterte es. Dieses Werk übersetzte die geometrische Studie der klassischen Mechanik auf eine, die auf Analysis basierte, und öffnete damit ein breiteres Spektrum an Aufgaben. In der Statistik wurde der so genannten bayessche Wahrscheinlichkeitsbegriff vor allem von Laplace entwickelt.
Er formulierte die Laplace-Gleichung und bereitete den Weg für die Laplace-Transformation, welche in vielen Zweigen der mathematischen Physik auftaucht, einem Feld, welches er hauptsächlich formte. Der Laplace-Operator, der in der Mathematik häufig gebraucht wird, ist ebenfalls nach ihm benannt.
Laplace formulierte die Nebularhypothese zum Ursprung des Sonnensystems neu, entwickelte sie weiter und war einer der ersten Wissenschaftler, der die Existenz Schwarzer Löcher sowie de Idee des gravitationsbedingten Kollapses postulierte.
Er wird als einer der größten Wissenschaftler aller Zeiten erinnert, manchmal nennt man ihn den französischen Newton oder den Newton Frankreichs, mit einem phänomenalen natürlichen mathematischen Vermögen, das jenes seiner Zeitgenossen weit übertraf.
Zwischen Laplace und Napoleon gab es ein legendäres Treffen:
Laplace ging zu Napoleon, um diesem feierlich eine Kopie seines Werkes zu überreichen. Jemand hatte Napoleon erzählt, das Buch enthielte keine Erwähnung Gottes; Napoleon, der gerne peinliche Fragen stellte, nahm das Buch mit der Bemerkung entgegen: “M. Laplace, man erzählt mir, Sie hätten dieses große Buch über das Universum geschrieben und dessen Schöpfer nicht erwähnt”. Laplace erwiderte zum großen Amüsement Napoleons steif: “Je n'avais pas besoin de cette hypothèse-là.” (Ich benötige diese Hypothese nicht.)
Laplace went in state to Napoleon to present a copy of his work, and the following account of the interview is well authenticated, and so characteristic of all the parties concerned that I quote it in full. Someone had told Napoleon that the book contained no mention of the name of God; Napoleon, who was fond of putting embarrassing questions, received it with the remark, 'M. Laplace, they tell me you have written this large book on the system of the universe, and have never even mentioned its Creator.' Laplace, who, though the most supple of politicians, was as stiff as a martyr on every point of his philosophy, drew himself up and answered bluntly, Je n'avais pas besoin de cette hypothèse-là. ("I had no need of that hypothesis.")

 

Fritz Zwicky, 14. Februar 1898 – 8. Februar 1974, war ein Schweizer Astronom. Er arbeitete die meiste Zeit seines Lebens am California Institute of Technology (Caltech) in den USA, wo er viele wichtige Beiträge zur theoretischen und empirischen Astronomie leistete.
Er war verantwortlich für eine Vielzahl kosmologischer Theorien, die eine starke Auswirkung auf unser heutiges Verständnis des Universums haben. Zwicky wurde 1942 zum Professor der Astronomie am Caltech berufen und arbeitete auch als Forschungsleiter/Berater für die Aerojet Engineering Corporation (1943-1961) sowie als Mitarbeiter des Mount Wilson Observatory und des Palomar Observatory für den überwiegenden Teil seiner Karriere.
Zwicky entwickelte einige der frühen Düsenmotoren und hat mehr als 50 Patente. Mit seinem Kollegen Walter Baade zusammen war Zwicky Wegbereiter und Förderer der Nutzung des ersten Schmidt-Teleskops, der 1935 in einem Observatorium genutzt wurde. Er brachte eigenhändig die Schmidt-Linse aus Deutschland mit, die vom Optiker Bernard Schmidt poliert worden war.
1934 prägten er und Baade den Begriff „Supernova“ und entwickelten die Hypothese, dass diese sowohl den Übergang normaler Sterne in Neutronensterne darstellten als auch den Ursprung kosmischer Strahlung. Diese vorausschauende Einsicht hatte eine enorme Auswirkung darauf, die Größe und das Alter des Universums in den nachfolgenden Jahrzehnten zu bestimmen.
Um seine Hypothese zu stützen begann Zwicky nach Supernovae zu suchen und fand 120 im Laufe von 52 Jahren – ein Rekord, der 2006 noch stand.
Auch der Begriff Dunkle Materie lässt sich auf Zwicky zurückführen.
Obgleich er im zwischenmenschlichen Bereich als schwierig galt, war er zugleich ein großzügiger Menschenfreund, der sich für die Gesellschaft einsetzte. Im Zweiten Weltkrieg arbeitete Zwicky beispielsweise hart, um Tonnen von Büchern über Astronomie und andere Themen zu sammeln und diese an die wissenschaftlichen Bibliotheken in Europa und Asien zu senden, die im Krieg zerstört worden waren. Auch war er lange Zeit Teil der wohltätigen Pestalozzi Stiftung Amerika, die Waisenhäuser unterstützte und erhielt 1955 deren Goldmedaille in Anerkennung seiner Dienste.
Zwicky war ein strenger Kritiker organisierter Religion, jedoch nicht des persönlichen Glaubens. Er kritisierte den Gebrauch von Nuklearwaffen im Zweiten Weltkrieg.
Zwicky nahm an, die Hoffnung für die Welt läge in freien Menschen mit gutem Willen, die zusammenarbeiteten, wie es notwendig wäre, ohne Institutionen oder dauerhafte Organisationen.

 

 

Subrahmanyan Chandrasekhar, 19. Oktober 1910 – 21. August 1995, war ein indisch-amerikanischer Astrophysiker, der mit William A. Fowler 1983 den Nobelpreis für Physik erhielt, für Schlüsselentdeckungen, die zur derzeit akzeptierten Theorie bezüglich der späteren evolutionären Stadien massiver Sterne führten. Chandrasekhar war der Neffe von Sir Chandrasekhara Venkata Raman, der 1930 den Nobelpreis für Physik erhielt.
Chandrasekhar war an der University of Chicago von 1937 bis zu seinem Tode im Alter von 84 Jahren. 1953 wurde er in die Vereinigten Staaten eingebürgert.
Er entwickelte einen Stil, für einige Jahre kontinuierlich in einem bestimmten Bereich der Physik zu arbeiten; konsequenterweise kann sein Arbeitsleben in klar unterscheidbare Perioden eingeteilt werden. Er studierte von 1929 bis 1939 die Stellarstruktur, einschließlich der Theorie der Weißen Zwerge, danach konzentrierte er sich bis 1943 auf die stellare Dynamik.
In den Jahren darauf erforschte er unter anderem die allgemeine Relativität, die mathematische Theorie der Schwarzen Löcher und die Theorie kollidierender Gravitationswellen.
Am bemerkenswertesten war Chandrasekhars astrophysische Chandrasekhar-Grenze. Die Grenze beschreibt die maximale Masse eines Weißen Zwergs, etwa 1,44 Sonnen-Massen, oder, gleichwertig, die minimale Masse oberhalb derer ein Stern letztlich zu einem Neutronenstern oder Schwarzen Loch kollabiert (nach einer Supernova).
1999 benannte die NASA die dritte ihrer vier „Großen Observatorien“ nach Chandrasekhar – dies nach einem Namensgebungswettbewerb, bei dem 6.000 Eingaben aus 50 Staaten und 61 Ländern erfolgten.
In seinen späteren Jahren gab Chandra offen zu, ein Atheist zu sein, was auch bedeutete, dass er keiner Religion im gewöhnlichen Wortsinn angehörte.“
“In his later years, Chandra had openly admitted to being an atheist which also meant that he subscribed to no religion in the customary sense of the word.” (Vishveshwara, S. 2000. Leaves from an unwritten diary: S. Chandrasekhar, Reminiscences and Reflections, Current Science, 78(8):1025-1033.)

 

 

Vitaly Lazaverich Ginzburg, 4. Oktober 1916 – 8. November 2009, war ein sowjetischer theoretischer Physiker, Astrophysiker, Nobelpreisträger, Mitglied der Sowjetischen und Russischen Akademie der Wissenschaften und einer der Väter der sowjetischen Wasserstoffbombe.
Er war der Nachfolger von Igor Tamm als Leiter der Abteilung für Theoretische Physik des physikalischen Instituts der Akademie (FIAN) und ein ausgesprochener Atheist.
Ginzburg definierte sich als säkularen Juden. Nach dem Zusammenbruch des Kommunismus in der ehemaligen Sowjetunion nahm er sehr aktiv am jüdischen Leben teil, vor allem in Russland, wo er im Beirat des Russischen Jüdischen Kongresses war. Er ist auch dafür bekannt, Antisemitismus zu bekämpfen und den Staat Israel zu unterstützen.
Im ersten Jahrzehnt 2000 war Ginzburg politisch aktiv und unterstützte die russische liberale Opposition und die Menschenrechtsbewegung. Er verteidigte Igor Sutyagin und Valentin Danilov gegen Spionagevorwürfe der Behörden. 2009 beschuldigte Ginzburg in einem Interview mit Radio Liberty die FSB als eine Institution, die Russland Schaden zufüge und die Ausdehnung ihrer Autorität als eine Rückkehr zum Stalinismus.
Ginzburg war bekennender Atheist. Er kritisierte den Klerikalismus in der Presse und schrieb einige Bücher, die sich mit der Frage der Religion und des Atheismus beschäftigten. Aus diesem Grund griffen ihn einige orthodoxe christliche Gruppen an und meinten, kein Wissenschaftspreis könne seine verbalen Attacken gegen die russisch-orthodoxe Kirche entschuldigen. Er war einer der Unterzeichner eines Offenen Briefes der Russischen Akademie der Wissenschaften an den Präsidenten Vladimir Putin gegen die Klerikalisierung Russlands.
In seiner Autobiographie anlässlich des Nobelpreises meinte er: „Ein wirklich wichtiger Punkt ist, zu verstehen, dass Materialismus eine 'intuitive Einschätzung’ darstellt, die weder bewiesen noch widerlegt werden kann. Atheismus und der Glaube an Gott sind ebenfalls intuitive Einschätzungen. Ich bin Atheist, das heißt, ich denke, außerhalb und jenseits der Natur existiert nichts. Innerhalb der Grenzen meines zweifelsohne unzulänglichen Wissens über die Geschichte der Philosophie sehe ich faktisch keinen Unterschied zwischen Atheismus und dem Pantheismus Spinozas.“
“A really important point is understanding that materialism is ‘an intuitive judgment’ (using the term especially widely used by E.L. Feinberg) which can be neither proved nor disproved. Atheism and belief in the existence of God are also intuitive judgments. I am an atheist, that is, I think nothing exists except and beyond nature. Within the limits of my, undoubtedly insufficient knowledge of the history of philosophy, I do not see in fact any difference between atheism and the pantheism of Spinoza.”

 

 

Carl Edward Sagan, 9. November 1934 – 20. Dezember 1996, geboren in Brooklyn, New York, war ein amerikanischer Astronom, Astrophysiker, Kosmologe, Autor, Wissenschafts-„Beliebtmacher“ und -Sprecher für Astronomie und Naturwissenschaften. Er veröffentlichte über 600 wissenschaftliche Arbeiten und Artikel und war Autor, Co-Autor oder Herausgeber von mehr als 20 Büchern. Sagan trat ein für wissenschaftlich-skeptische Prüfung und die wissenschaftliche Methode, war Pionier für Exobiologie und förderte die Suche nach extraterrestrischer Intelligenz (SETI).
Seine 13-teilige Fernsehserie Cosmos: A Personal Voyage in den 1980ern erhielt mehrere Preise und war lange Zeit die meistgesehene Serie in der Geschichte des amerikanischen Fernsehens.
Von Beginn an war Sagan mit dem amerikanischen Weltraumprogramm verbunden. Er arbeitete als Berater der NASA, eine seiner Aufgaben bestand darin, die Apollo-Astronauten vor ihren Mondflügen einzuweisen.
Sagan schrieb auch Bücher, um Wissenschaft zu popularisieren, die einige Themen von A Personal Voyage reflektierten und ausweiteten, was das meistverkaufte Wissenschaftsbuch wurde, das je auf Englisch publiziert wurde. Für The Dragons of Eden: Speculations on the Evolution of Human Intelligence gewann Sagan den Pulitzer-Preis. Er schrieb auch den Science-Fiction-Bestseller Contact (1985), welcher 1997 mit Jodie Foster (bekennende Atheistin) in der Hauptrolle verfilmt wurde.
Carl Sagan schrieb häufig über Religion und die Beziehung zwischen Religion und Wissenschaft, wobei er seine Skepsis bezüglich der herkömmlichen Sichtweise von Gott als weisem Wesen zum Ausdruck brachte, zum Beispiel: „Manche Menschen denken, Gott sei ein übergroßer, hellhäutiger Mann mit einem langen weißen Bart, der irgendwo oben im Himmel auf einem Thron sitzt und den Fall eines jeden Spatzen abzählt. Andere – beispielsweise Baruch Spinoza und Albert Einstein – sahen Gott im Wesentlichen als Gesamtsumme der physikalischen Gesetze, welche das Universum beschreiben. Ich kenne keine zwingende Evidenz für anthropomorphe Patriarchen, die das menschliche Schicksal von irgendeinem verborgenen himmlischen Aussichtspunkt aus kontrollieren, aber es wäre Wahnsinn, die Existenz physikalischer Gesetze zu bestreiten.“
“Some people think God is an outsized, light-skinned male with a long white beard, sitting on a throne somewhere up there in the sky, busily tallying the fall of every sparrow. Others—for example Baruch Spinoza and Albert Einstein—considered God to be essentially the sum total of the physical laws which describe the universe. I do not know of any compelling evidence for anthropomorphic patriarchs controlling human destiny from some hidden celestial vantage point, but it would be madness to deny the existence of physical laws.”
Als Atheist sah sich Sagan jedoch nicht: „Ein Atheist muss viel mehr wissen als ich. Ein Atheist ist jemand, der weiß, dass es keinen Gott gibt. Nach einigen Definitionen ist Atheismus sehr dumm.“
„An atheist has to know a lot more than I know. An atheist is someone who knows there is no god. By some definitions atheism is very stupid.”
Carl Sagan war Humanistischer Preisträger in der International Academy of Humanism.

 

Fiona Lorenz

 

Anmerkung: Die Originalzitate sind – sofern nicht anders gekennzeichnet – wikipedia.org entnommen

 

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