Eine Woche Erfolg

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Frauen, die andere inspirieren / Foto: privat

KÖLN. (hpd) Eine ereignisreiche Woche, zwei Kontinente, drei Länder: Mina Ahadi erzählt von einer versteckten Kamera in einer schwedischen Moschee, erfolgreichen Asylanträgen aufgrund der Freiheit von Religion und starken Frauen sowie einem US-Botschafter in Brasilien.

Ich bin vor wenigen Tagen aus Stockholm zurückgekommen. Dort haben wir über einen Film gesprochen, den die schwedischen Medien veröffentlicht haben. Man kann darin genau sehen, was Imame und Moscheen in Wirklichkeit machen. Mit einer versteckten Kamera hat eine Mitarbeiterin des Fernsehens in einer Moschee mit einem Imam über ihre privaten Probleme mit ihrem Ehemann gesprochen und ihn gefragt, was soll ich mit meinem Ehemann machen, der mich schlägt, soll ich ihn anzeigen? Und der Imam sagte, nein, du musst es akzeptieren und keine Anzeige und…

Der Zentralrat der Ex-Muslime in Schweden hat mit einigen anderen Organisationen eine Konferenz über diesen wichtigen Film organisiert, alle schwedischen Parteien der Regierung und Opposition eingeladen und sie gefragt, was ist ihre Meinung, und was soll man mit dieser reaktionären und frauenfeindlichen Praxis von Imamen und Moscheen machen?

Asylgrund Freiheit von Religion

Am Montagnachmittag kam ich in Köln an und meine erste E-Mail war diese:
Danke an alle Menschen, die mir geholfen haben, besonders danke an Mina! Ich habe Asyl bekommen und bin anerkannt als politischer Flüchtling in Deutschland. Ahmad Rahmani“

Ich antworte: „Lieber Ahmad, das ist eine sehr wichtige Nachricht, weil du mit diesem Papier ab heute die deutsche Sprache lernen kannst, arbeiten gehen kannst und nicht in einem Heim ohne Arbeit, ohne Programm und ohne Hoffnung bleiben musst. Du bist jung und du hast sehr viel Kapazität, dir hier eine Zukunft zu schaffen und diese Gesellschaft zu erweitern und ihr zu helfen.“

Ahmad ist einer der sieben Ex-Muslime, die in den vergangenen drei Jahren Asyl bekommen haben, weil er im Iran die Religion abgelehnt hat und als Ex-Muslim aktiv war. Ich habe über seine Aktivität im Iran und auch in Deutschland mit seinem Richter gesprochen und inzwischen haben Gerichte in Deutschland eine Vorstellung davon, wie schwer es im Iran und auch in anderen islamischen Ländern für Ex-Muslime ist.

In den letzten Monaten habe ich auch Nachricht bekommen von fünf Ex-Muslimen, die in Würzburg und Umgebung Asyl bekommen haben, und derzeit haben wir eine Ex-Muslima aus Aserbaidschan sowie einen Philosophen und Mitarbeiter von Rafik Tagie, der nach einer Fatwa vom iranischen Regime in Aserbaidschan ermordet wurde, die Asyl beantragt haben. Agalar Mammadov flüchtete nach Deutschland und möchte hier Asyl, weil er Ex-Muslim ist. Mammadov ist ein Doktor der Philosophie und war Koordinator der Abteilung Philosophie und Geisteswissenschaften an der Universität Khazar und Mitarbeiter der wissenschaftlichen Akademie in Baku.

Frauen, die andere inspirieren

Am Mittwoch, dem 4. Juli, bin ich erst aus Brasilien zurückgekommen. Am 2. Juli habe ich in São Paolo an einer sehr großen internationalen Konferenz über Frauenrechte teilgenommen: Frauen, die andere inspirieren (no 1º Fórum Mulheres Reais que Inspiram). Dort waren Frauen aus Afghanistan, dem Kongo und dem Iran sowie Frauen und Männer aus Brasilien und den USA, die Reden hielten.

Maman Marie Nzoli aus dem Kongo ist eine sehr sympathische und auch starke Frau. Sie erzählte, das sei das erste Mal, dass sie ihr Land verlässt. Sie war vier Tage unterwegs. Maman Marie Nzoli sprach über das Leben von Frauen in einem Kriegszustand. Sie berichtete über Frauenrechtsverletzungen in brutaler Form und warb um Solidarität für diese Frauen. Fawzia Koofi aus Afghanistan ist Kandidatin für die Präsidentschaft in Afghanistan. Sie sprach über verschiedene Probleme, die Frauen in Afghanistan haben. Über Frauen in Brasilien und junge Frauen und die Beteiligung dieser Frauen in der brasilianischen Gesellschaft wurde gesprochen, und über Schönheitswahn und Medien und…

Der Gouverneur von São Paolo und der US-Botschafter waren ebenfalls Redner auf dieser Veranstaltung. 70 Medienvertreter waren vor Ort und mehrere Interviews wurden gemacht.

Es war, kurz gesagt, eine sehr interessante Tagung mit 600 Teilnehmern.

Ich habe über meine Lebensgeschichte und meine Aktivitäten in 30 Jahren Kampf gegen die islamische Bewegung, den politischen Islam und die islamische Regierung im Iran gesprochen. Ahmadinedschad war eine Woche vor meiner Reise in Brasilien, aber die brasilianische Regierung hat ihn ignoriert und im Gegensatz zu ihm hat sie mich sehr warm begrüßt und … das war ein Thema.

Nach meiner Rede, die das Publikum sehr warm angenommen hat, sollte der amerikanische Botschafter seine Rede halten und er hat gesagt, nach dieser sehr wichtigen Rede – was kann ich sagen?

Diese Woche habe ich außerdem Nazanin Afshin-Jams und Susan McClellands Buch über Nazanin Fatehis Kampagne gelesen, die sie dort beschreiben („The Tale of Two Nazanins"). In dem Buch steht, dass in Gefängnissen wie Evin oder Rajai Shahr Frauen meinen Namen kannten. Es war eine Vertrauensfrage zwischen Frauen, die einander fragten: Kennst du Mina?

Ich war diese Woche unterwegs und relativ müde, aber ich bin sehr zufrieden, weil ich in meinem Leben einigen Menschen geholfen habe, die hier und heute besser leben können. Ich bin froh wegen unserer Arbeit weltweit, die sehr viele Menschen vor Steinigung und der Todesstrafe gerettet hat. Wir haben betroffenen Frauen ein Gesicht gegeben.

Ich bin glücklich, dass unsere Arbeit mittlerweile weltweit anerkannt ist und hoffe, dass eines Tages im Iran und weltweit alle Frauen und Menschen ein besseres Leben haben und dass ich einen Teil dazu beitragen konnte.

Mina Ahadi
 

Mina Ahadi setzt sich für Menschenrechte und negative Religionsfreiheit ein. Ahadi kämpft gegen die Todesstrafe, besonders die Steinigung. 2001 gründete sie das Internationale Komitee gegen Steinigung. Sie ist Vorsitzende des 2004 gegründeten International Committee Against Executions (I.C.A.E.) und des 2007 gegründeten deutschen Zentralrats der Ex-Muslime.