Eindrucksvolle Nachahmer unter Wasser

Erstaunliche Entdeckung

In den 1990er-Jahren gelang Sporttauchern die Entdeckung eines sehr langarmigen Kraken in Indonesien, der als erster bekannter Cephalopode offensichtlich giftige Tiere imitiert. Der Mimikry-Krake lebt im flachen Küstenwasser auf Sand und Geröll, aus dem er tagsüber zum Umherstöbern herauskommt. Wenn er sich verfolgt fühlt, droht er mit einigen Verhaltensmustern, die deutlich andere Tiere darstellen. So ahmt er Plattfische, Feuerfische und gebänderte Seekobras nach. Es wurde weiter beobachtet, dass dieser Oktopus sogar Schlangenaale, Stechrochen, einzelne Anemonen und auch Palmblätter imitierte. Diese Subjekte sind entweder giftig, gefährlich oder von geringem Fresswert. Er zeigt aber nicht nur die Körpermuster dieser Meeresbewohner, sondern bewegt sich in dieser Verkleidung auch noch mit passenden Körperhaltungen wie jene. Im Falle der Seekobra-Mimikry hebt und unduliert er seine Arme, um der Schlangenbewegung gleich zu sein. Wenn er eine Flunder nachahmt, huscht er wie diese über den Boden und macht deren wellenförmige seitliche Flossenbewegung perfekt nach!

Nachahmer-Krake: (oben) Flunder Mimikry, (unten) Seeschlangen Mimikry

Der Populärname des Mimikry-Kraken stammt also von der Fähigkeit dieser Tintenschnecke (um einmal seine "unfischige" evolutionäre Herkunft im Stamm der Weichtiere/Mollusca zu betonen), die Form und das Verhalten anderer Tiere im gleichen Lebensraum nachzuahmen, insbesondere giftiger Tiere. Die Cephalopoden-Experten, die ihn 2005 wissenschaftlich beschrieben, festigten diese unglaublichen Fähigkeiten für ein wirbelloses Tier und nannten ihn Thaumoctopus mimicus (thauma = griech. für wunderbar). Sein Körper wird bis zu 6 cm lang und die Arme erreichen maximal 30 cm Länge. Inzwischen hat man den tagaktiven Mimikry-Kraken auch von den Philippinen bis Neu-Kaledonien beobachtet, wie er Krebstiere und kleine Fische erbeutet, die in Sand oder Schlamm eingraben leben. Er jagt, indem er mit seinen langen Armen Grabbauten sondiert oder selbst in Löcher kriecht. Manchmal "schwimmt" er durch den Sand oder Seegras, um abseits des Höhleneingangs wieder hervorzukommen. Er bleibt nachts im Boden versteckt und nutzt Löcher und Bodenverstecke anderer Meerestiere als temporäre Wohnbauten.