Christenverfolgung, Mission und Open Doors

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Bildhafte Darstellung des Kreuzzugsgedanken: Christus auf dem Weg nach Jerusalem, gefolgt von Rittern. 14.Jh. British Museum

STUTTGART. (hpd) Die Anschlagsserie in Pakistan vom 11. Jan. 2013, die sich gegen muslimische Schiiten richtete und mehr als 100 Tote forderte, zeigt exemplarisch, dass religiöse Gruppierungen und radikale religiöse Minderheiten ebenso wie Ungläubige und Atheisten heute vielerorts von religiös motivierten Auseinandersetzungen betroffen sind, denen die Welt hilflos gegenübersteht. Auch christlicher Missionare.

Die verschiedensten, teilweise radikalen Ausrichtungen des Islam bekämpfen sich gegenseitig, je nach den Machtverhältnissen und der wirtschaftlichen Situationen eines Landes. Ex-Muslime und bekennende Atheisten sind in diesen Ländern noch mehr gefährdet als bekennende Christen.

Das Problem ist die fehlende Religionsfreiheit und Freiheit von der Religion in islamfreundlichen Staaten.

Mit falscher Toleranz, Selbstzensur und Einknicken vor radikalen Drohungen verschaffen wir uns in Deutschland keinen Respekt, sondern bieten den Freiraum für die Aktivitäten radikaler Gruppierungen.

Die Bundesregierung sollte nicht einseitig die Christenverfolgung in diesen Ländern beklagen, sondern sich für die Umsetzung des Allgemeinen Menschenrechts der Religionsfreiheit einsetzen.

Darüber hinaus sollte die Bundesregierung keinerlei Aktivitäten, auch keine Entwicklungshilfeprojekte von mehr oder weniger missionarisch tätigen christlichen Hilfseinrichtungen (Misereor, Brot für die Welt, World Vision, Open Doors – alles „offiziell“ harmlose wohltätige Hilfseinrichtungen mit christlich-missionarischem Hintergrund) – mit öffentlichen Geldern aus dem Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung („Entwicklungshilfe“) unterstützen.

Im Gegenteil, es wäre angebracht, sich von missionarischen christlichen Bewegungen zu distanzieren. Dazu muss man offensichtlich die Medien und die Bevölkerung erst einmal informieren und dann den Politikern und der Bundesregierung Fragen stellen.

In Deutschland ist es weitgehend unbekannt, dass christliche Hilfsorganisationen verdeckte missionarisch tätige Organisationen sind! Unter dem Namen „Brot für die Welt“ firmiert z. B. eine Hilfsorganisation der evangelischen Seite, unter „Misereor“ firmiert das katholische Hilfswerk.

Gemeinsam ist diesen Einrichtungen, dass sie sich überwiegend aus staatlichen Zuschüssen (!) finanzieren – und unter dem Deckmantel der Hilfsaktionen missionarische Ziele verfolgen. Sie treten offiziell als wohltätige Organisationen auf  (Hungerhilfe, Kinderpatenschaften, etc.). Nebenbei verteilen sie Millionen Bibeln und weitere Traktate und verbinden Hilfe mit Missionierung.

Diese Organisationen sammeln zusätzlich Spenden und setzen Kirchenmittel ein. Das ist auch Bedingung für den missionarischen Anteil, der nicht aus Entwicklungshilfemitteln finanziert werden darf. Wenn man die Jahresberichte findet und studiert, kommt allerdings oft der größte Anteil der Einnahmen aus öffentlichen Mitteln des BMZ (Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung).

Solche christlich-orientierte Hilfsorganisationen bringen säkulare humanitäre Hilfseinrichtungen in Misskredit und unter Generalverdacht.

Plädoyer für unabhängige Hilfseinrichtungen

Die Vermischung von humanitärer Hilfe und missionarischen Zielen sowie staatlichen Interessen ist problematisch. Gelegentlich erfährt man in den Nachrichten, dass sich auch neutrale Hilfsorganisationen zurückziehen müssen, weil radikale Kräfte nicht differenzieren und deshalb alle Einrichtungen als unerwünscht einstufen.

Die staatliche deutsche Entwicklungshilfe sollte an unabhängige humanitäre Einrichtungen und Projekte gehen und nicht an Organisationen und Projekte mit christlich-missionarischem Hintergrund und Verbindung zu Religionsgemeinschaften, die auch Bibeln verteilen und offen oder verdeckt missionarisch tätig sind.

Warum reicht es nicht, das Technische Hilfswerk THW, die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit GIZ, das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen (UNHCR), das Kinderhilfswerk terre des hommes Deutschland e.V. oder Ärzte-ohne-Grenzen zu unterstützen?

Für humanistische und weltanschaulich neutrale Hilfseinrichtungen wäre es eine Erleichterung, wenn nicht bei einigen Hilfseinrichtungen und deren Mitarbeitern missionarische Umtriebe im Spiel wären. Das würde vermeiden, dass auch neutrale Organisationen unter dem Generalverdacht missionarischer Tätigkeit stehen, leicht in Misskredit geraten und deshalb auch angegriffen werden.

Zum Thema Kinderpatenschaften wird terre des hommes häufig angefragt und hat eine bemerkenswerte Position dazu ausgearbeitet: „Kinderpatenschaften sind unserer Ansicht nach nicht vereinbar mit den bewährten Prinzipien einer wirksamen und nachhaltigen Entwicklungsarbeit und ihrer Darstellung in der Öffentlichkeit.“

Evangelikale, Fundamentalistische Christen

Die Evangelikalen sind eine theologische Richtung innerhalb des Protestantismus, die pietistisch und besonders bibeltreu sind – bis hin zum Kreationismus. Kreationisten lehnen z. B. die Evolutionslehre von Darwin und naturwissenschaftliche Erkenntnisse ab; sie glauben die Schöpfungsgeschichte wörtlich, wonach die Erde und die Menschheit gut 6.000 Jahre alt sein sollen. Die Kreationisten versuchen, ausgehend von den USA, ihren Einfluss geltend zu machen um Biologiebücher umzuschreiben.

Diese Ziele findet man auch bei den evangelikal geprägten missionarisch tätigen „Hilfseinrichtungen“. Hintergrundinformation über Evangelikale und Fundamentalistische Christen in Deutschland findet man unter „Mission Gottesreich“.

Evangelikale Christen missionieren auch in Afrika

Es ist festzustellen, dass manches, was über verfolgten Christen berichtet wird, bei näherem Hinsehen sehr suspekt ist.

Nicht nur in Afrika sind verschiedene fundamental-evangelikale Christen missionarisch tätig.

Im Zeichen des Kreuzes geschehen dort grausamste Dinge. So sei z.B. der deutsche Prediger Bonnke, mit seiner Bewegung „Christus für alle Nationen“ mitschuldig an der Folterung und dem Tod einiger tausend Kinder in Nigeria, indem er den Hexenwahn neu kultivierte. Er hetzt die Christen auf und „befeuert“ (Titel seiner Schrift „Evangelism by Fire“, „Im Feuer Gottes“) die Konflikte zwischen Christen und Muslimen. Die passende Schlagzeile dazu: Ein Deutscher als „Mähdrescher Gottes“ in Afrika!

Zu den Auswüchsen evangelikaler Bewegungen beispielsweise in Nigeria sollte man sich einmal das Video „Kinderhexen in Afrika“ (Child 'witches' in Africa) ansehen oder den Bericht lesen "Children are targets of Nigerian witch hunt”. Diese neue unglaubliche Hexenverfolgung ist nicht auf Nigeria beschränkt. Siehe Beispiel aus der Demokratischen Rep. Kongo: „Hexenkinder" in Kinshasa - Opfer religiösen Fanatismus“ (Niederländisch) oder aus Malawi „Studie über Hexenverfolgung in Malawi“.

Eine weitere Anmerkung, die zeigt, wie wenig wir von den „Christen“ in Afrika wissen: in einigen afrikanischen Staaten, z. B. Nigeria, gehört die Beschneidung Neugeborener (vorwiegend bei Mädchen) für christliche Familien zur Tradition.

Angebliche Christenverfolgung

Die Studie über die Christenverfolgung, die um die Jahreswende in den Medien in Deutschland vielfach publiziert wurde, ist von dem „Hilfswerk" Open Doors erstellt.

Die Organisation Open Doors veranlasst Politiker wie Volker Kauder und Angela Merkel, sich für die verfolgten Christen einzusetzen. Sie fordern quasi den Schutz der Bundesregierung für ihre fundamentalistischen Tätigkeiten.

Die Bundeskanzlerin und die CDU übernehmen die Argumentation der Evangelikalen und setzen sich für verfolgte Christen ein. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat das Christentum als die "verfolgteste Religion auf der Welt" bezeichnet. Der Schutz verfolgter Christen sei deshalb ein wichtiger Teil deutscher Außenpolitik, sagte sie auf der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) am 5 November 2012 im Ostseebad Timmendorfer Strand.

Unionsfraktionschef Volker Kauder hat die umstrittene Aussage von Bundeskanzlerin Angela Merkel (beide CDU) zu der Verfolgung von Christen gegen Kritik u.a. vom Deutschland-Direktor von Human Rights Watch, Wenzel Michalski, verteidigt. Volker Kauder hat auch ein Buch „Verfolgte Christen“ geschrieben und zeigt Sympathien mit der evangelikalen Bewegung.

Focus hat ein Plädoyer „Der deutsche Staat muss die verfolgten Christen schützen“ des CDU-Innenministers von Niedersachsen, Uwe Schünemann, veröffentlicht.

Vertreter von Human Rights Watch und Amnesty International sowie der UN-Sonderberichterstatter über Religions- und Weltanschauungsfreiheit, Heiner Bielefeldt (Erlangen), lehnen es ab, verfolgte Religionsgemeinschaften miteinander zu vergleichen. Alle bedrohten Minderheiten müssten geschützt werden. Bei der Bekämpfung von Menschenrechtsverletzungen sei es „nicht besonders hilfreich“, wenn man die Religionen gegeneinander ausspiele.

Open Doors, christlich-missionarisches Hilfswerk

Open Doors interessiert sich einseitig nur für die Christianisierung und das Wohlergehen der Christen. Für die oftmals verfolgten ethnischen Minderheiten, für die verfolgten religiösen Minderheiten (muslimische, jüdische, konfessionsfreie) interessiert sich Open Doors nicht. Dieser Fokus entlarvt die Interessen der „Hilfsorganisation“.

Open Doors ist nicht eine „wohltätige Organisation, die sich für bedrängte christliche Gemeinden und Individuen einsetzt", sondern ein Missionswerk und Mitglied der Evangelischen Allianz, ein Zusammenschluss so genannter „bibeltreuer" evangelikaler Christen, die Mission und Evangelisation als ihre Hauptaufgabe betrachten.

Das „Hilfswerk" Open Doors wurde 1955 durch einen Holländer initiiert, der unter dem Namen „Bruder Andrew" oder der „Schmuggler Gottes" bekannt wurde, da er in seinem VW-Käfer Bibeln in die Staaten des Ostblocks schmuggelte. Der Name der Organisation leitet sich aus der Bibel ab: „Werde wach und stärke das andere, das sterben will!" (Offb. 3,2) und „Siehe, ich habe vor dir eine Tür aufgetan, und niemand kann sie zuschließen." (Offb. 3,8)

In der Selbstdarstellung der Organisation heißt es: „Im Mittelpunkt steht der Dienst an verfolgten oder benachteiligten Christen. Ziel ist, sie in ihrem Glauben zu stärken, damit sie auch in einer feindlich gesinnten Umwelt das Evangelium verkünden." Und als Auftrag von Open Doors wird als erstes genannt: „Wir stärken die Kirche, den Leib Christi, wo sie verfolgt und unterdrückt wird, indem wir für ihre Bedürfnisse sorgen: mit Bibeln, Schulungsmaterial, Ausbildungskursen und sozialer und humanitärer Hilfe."

Laut dem Jahresbericht der Organisation Open Doors wurden im Jahr 2010 ca. 3,4 Millionen Bibeln, Kinderbibeln und andere Literatur in 50 Ländern verteilt. Über die Einnahmequellen und das Budget der Organisation finden sich im Jahresbericht keine Angaben.

Dass diese evangelikalen Organisationen beträchtliche Mittel über Spenden einwerben können, ist schwer erklärbar. Der Hintergrund christliche Kirche und die Bilder mit Kindern, Armut und Not sind für die Sammlung von Spenden offensichtlich hilfreich und die Verwendung der Mittel wird nicht weiter hinterfragt. Die Bilder von Trockenheit, Überschwemmungen, Naturkatastrophen, Hunger in Afrika, etc. wirken und lassen die Spendengelder an missionarische Hilfsorganisationen fließen. So baut sich die Kirche sogar ein positives Image auf.

Evangelikale Bewegung in Deutschland / in der Region Stuttgart

Zu der Evangelikalen Bewegung in Deutschland zählen aus unserer Region z. B. die Liebenzeller Mission, Das Licht im Osten (Korntal), das Diakonissenmutterhaus Aidlingen, sowie verschiedene Einrichtungen in Stuttgart.

Es gibt noch viele weitere „christliche Missionare“. Ein Beispiel für eine besonders missionarisch auftretende Organisation ist die Deutschen Missionsgemeinschaft (DMG) in Sinsheim [39]. Die DMG arbeitet auf der theologischen Basis der Deutschen Evangelischen Allianz und ist Mitglied der Arbeitsgemeinschaft Evangelikaler Missionen e. V. AEM.

Alle genannten Organisationen sind weltweit missionarisch tätig. Die oben genannten Organisationen finanzieren sich aus steuerfreien Einkünften und Spenden und veröffentlichen keinen finanziellen Jahresbericht, der über die Mittelherkunft und –verwendung informiert.

Zu den evangelikalen Einrichtungen zählt auch die erste MegaChurch in Deutschland, das Gospel-Forum in Stuttgart-Feuerbach (Wikipedia).

Islamische (Bruder-)kämpfe - den Islamisten ist nichts heilig!

Vielerorts bekämpfen radikale Islamisten nicht nur vorgeblich „Ungläubige“, sondern auch andere islamische Religionsgruppen, die nicht derselben (radikalen) Denkschule folgen. Das schließt ein, dass Islamisten Bomben auf Moscheen und Moscheebesucher werfen. Sunniten gegen Schiiten, Radikale gegen gemäßigte.

In Mali werden von „Steinzeit“-Islamisten (Anmerkung: die Bewaffnung dieser Gruppen stammt aus den Beständen Libyens – dem vorhergehenden „Einsatzgebiet“), die gegen die Totenkultur und Heiligenverehrung sind, Mausoleen zerstört, die zum UNESCO-Weltkulturerbe gehören und die sterblichen Überreste islamischer Gelehrter und historische Schriften beherbergen.

In Afghanistan sind die Buddha-Statuen der Zerstörungswut der Taliban zum Opfer gefallen.

Im Islam gibt es viele unterschiedliche Abspaltungen und Richtungen die sich uneins sind. Darunter gibt es auch religiös-fundamentalistische Gruppierungen (Islamisten, Salafisten, Taliban, ...).

Es gibt auch Gruppierungen, die im Namen des Islam Macht ausüben und Geschäfte betreiben inklusive Entführungen, Erpressungen, Drogenhandel, Piraterie, ... Auch Terroristen berufen sich auf den Islam und den Auftrag des militärischen Kampfes („Heiliger Krieg“, Dschihad) im Koran und der Sunna. Leider hört man selten islamischen Führer und Religionsgelehrte, die sich vernehmlich dieser Entwicklung entgegen stellen. Angeblich soll der Islam doch eine friedliche Religion sein.

Wo eine der konkurrierenden islamischen Gruppierungen dominant ist, werden andere islamische Gruppierungen mehr oder weniger offen oder verdeckt schikaniert, verfolgt, unterdrückt, terrorisiert, bekämpft. Oft kommt Korruption hinzu. In manchen Ländern ist die Wirtschaft teilweise unter der Kontrolle des Militärs oder fließen Einnahmen aus dem Ölgeschäft in die Taschen von korrupten Machtinhabern.

Das waren die Auslöser z. B. für den Aufstand in Tunesien, Libyen, Ägypten und Syrien und das ist die Ursache für Auseinandersetzungen in Pakistan genauso wie im Irak.

Den Missbrauch einer Religion für die Machtausübung kennt man auch aus unserer Geschichte – es ist leider nichts Neues. Viele der Terroristen und Gefolgsleute können auch nichts anderes und haben gelernt, sich auf diese Art und Weise durchzuschlagen.

In islamfreundlichen Staaten werden nicht nur Christen benachteiligt oder verfolgt, sondern u.a. auch Ex-Muslime. Der Wechsel von einer muslimischen Religion zum säkularen Muslim oder Atheist steht unter Strafe, teilweise unter Todesstrafe, da der „Abfall vom Glauben“ im Koran als Sünde verdammt wird.

Um nicht einseitig zu erscheinen, sollte man ergänzend darauf hinweisen, dass es friedliche islamische Richtungen gibt, die die Gleichberechtigung der Frau anerkennen, die nicht die Scharia als Rechtssystem durchsetzen wollen und die mit den Rechten und Pflichten einer Demokratie ohne Konflikte leben können. Von diesen Muslimen hört man aber wenig. Teils liefern sie keinen Konfliktstoff, teils wagen sie wohl nicht ihre Stimme zu erheben, um nicht selbst zur Zielscheibe radikaler Islamisten zu werden.

Atheistenverfolgung in Afrika, Ex-Muslime, ….

Am Beispiel Nigerias kann man exemplarisch aufzeigen, wie schwer es für einen Muslim ist, sich als Atheist zu outen. Das gilt im Prinzip für ganz Afrika und weitere Teile der Welt.

In Nigeria z. B. ist Atheismus ein Tabu, Ungläubige haben einen sehr schweren Stand, ein normales Leben zu führen, sobald sie sich outen. Im muslimisch dominierten Norden, meint Leo Igwe, Begründer der humanistischen Bewegung in Nigeria, gebe es nur zwei Orte für Atheisten: die Verborgenheit oder das Grab.

Die humanistische Bewegung in Nigeria ist nicht stark, denn es gibt großen sozialen, politischen und auch gewalttätigen Druck, sich zu einer Religion zu bekennen beziehungsweise religiös zu bleiben. Das gilt für Nigeria und auch für ganz Afrika.

Vor allem im Norden in den Scharia-Staaten ist es nicht so, dass die Regierung Humanisten unterstützt, akzeptiert oder schützt. Im Norden Nigerias (arme Region, überwiegend muslimisch orientiert – im Gegensatz zu der reicheren südlichen Region, die überwiegend christlich orientiert ist) kann jeder, der sich als Atheist zu erkennen gibt, von den Behörden ins Gefängnis geworfen oder durch Fanatiker ermordet, gesteinigt oder enthauptet werden.

In vielen Ländern wäre eine Organisation wie der „Zentralrat der Ex-Muslime“ nicht vorstellbar. Innerhalb der muslimischen Glaubensgemeinschaft gilt der "Abfall vom Glauben" als Todsünde und wird entsprechend bestraft. Leider stellt der Abfall vom muslimischen Glauben sogar in Deutschland ein Tabu dar. Siehe auch Information über die Kampagne des Zentralrats der Ex-Muslime in Deutschland.

Öffentliche Mittel für christliche Hilfsprojekte mit Missionierungscharakter

„Christliche“ Hilfsaktionen sind verdeckte missionarische Aktionen! Unter dem Namen „Brot für die Welt“ firmiert eine Hilfsaktion der evangelischen Seite, unter „Misereor“ firmiert ein katholisches Hilfswerk (es gibt weitere: Johanniter-Auslandshilfe, Katholischen Missionsrat, Kolpingwerk..).

Die Hauptempfänger von öffentlichen Mitteln sind MISEREOR und Brot für die Welt, die im Jahr 2011 jeweils mehr als 100 Millionen öffentliche Mittel erhalten haben. Zusätzlich hat das katholische Kolpingwerk 7,5 Millionen Euro und die christlich-evangelikale Einrichtung World Vision Deutschland (WVD) hat 10.8 Millionen Euro öffentliche Mittel erhalten.

Das bischöfliche Hilfswerk MISEREOR hat im Jahr 2011 insgesamt 181 Millionen Euro eingenommen. Neben 62,9 Millionen Euro aus Kollekten und Spenden (Anteil: 34,7%) wurden Misereor 107,4 Millionen Euro (Anteil: 59,3%) aus Mitteln des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ), sowie 8,3 Millionen Euro aus kirchlichen Haushaltsmitteln zur Verfügung gestellt (Anteil 4,6%).

Die Stiftung „Brot für die Welt“ ist Teil des Diakonischen Werks der Evangelischen Kirche in Deutschland e.V. (DW EKD). Zusammen haben die Stiftung Brot für die Welt und der Evangelische Entwicklungsdienst (EED) laut Jahresbericht und EED-Arbeitsbericht über 248 Millionen eingenommen, davon stammen 61,6 Millionen Euro (Anteil: 24,8%) aus Spenden und Kollekten; 127,4 Millionen Euro (Anteil 51,3%) über die Evangelische Zentralstelle für Entwicklungshilfe EZE aus Mitteln des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ), inklusive Mittel aus dem BMZ-Programm „Ziviler Friedensdienst“( 2,3 Millionen Euro) und für Programme wie „Weltwärts“ (5,2 Millionen Euro).

World Vision, evangelisch orientiert, wirbt offiziell für Kinderpatenschaften und Hungerhilfe, veranstaltet auch vermeintlich neutrale Musikkonzerte – und verteilt „nebenbei“ Bibeln. World Vision erhielt (im Jahr 2011) 10,8 Millionen aus öffentlichen Mitteln.

Die Einnahmen aus Spenden betrugen ca. 12 Millionen Euro. Die Einnahmen von Kooperationspartnern betrugen 10 Millionen Euro. Vom Gesamtbudget ohne Patenschaftsbeiträgen stammen demnach 31,7% aus öffentlichen Mitteln und 35,1% aus Spenden. Die Einnahmen aus zweckgebundenen Patenschaftsbeiträgen betrugen im Jahr 2011 57,5 Millionen Euro.

World Vision Deutschland (WVD) arbeitet als Mitglied des christlich-evangelikalen Dachverbandes World Vision International (WVI) vor dem für alle WVI-Partner verbindlichen christlichen Selbstverständnis („Core Values“), das auf die Bewegung des evangelikalen Erweckungspredigers Billy Graham und das daraus entstandene evangelikale World Vision (Vereinigte Staaten) (WV US) zurück geht. WVI wird als

evangelikal eingeordnet.
World Vision Deutschland (WVD) wird von Annette Scheunpflug in einer Studie zur Werbung für Kinderpatenschaften ebenfalls als christlich charakterisiert; dabei werde von World Vision die Zusammenarbeit mit Menschen unabhängig von ihrem religiösen Hintergrund betont. WVD unterscheide sich in diesem Punkt erkennbar von WV US, welches eine Nähe zu evangelikalem, fundamentalistischen Christentum zeige und missionarische Aktivitäten erkennen liesse.

Das katholische Kolpingwerk hatte im Jahr 2011 laut Jahresbericht Einnahmen in Höhe von ca. 10,1 Millionen Euro, davon der überwiegende Teil in Höhe von 7,5 Millionen Euro (75%) aus öffentlichen Mitteln des BMZ und 2,2 Millionen (22%) aus Spenden.

Aus dem Grundsatzdokument des Kolpingwerkes und Themenheften, die über die Kolpingarbeit berichten, lassen sich zahlreiche Beispiele zitieren, die zeigen, dass Entwicklungshilfe (z. B: Bildungsarbeit) und Kircheninteressen Hand in Hand gehen.

Das Wort „Mission“, das in MISEREOR-Publikationen vermieden wird, taucht beim Kolpingwerk in dem Grundsatz-Dokument häufig auf. Hinweise auf Bibelverteilung kann man im Themenheft „15 Jahre Kolpingarbeit in Moldawien“ finden

Gemeinsam ist diesen Einrichtungen, dass sie sich überwiegend aus staatlichen Zuschüssen („Entwicklungshilfe“) finanzieren – und unter dem Deckmantel der Hilfsaktionen missionarische Ziele verfolgen. Sie sammeln auch Spenden, die wohl den kleinsten Teil der Einnahmen ausmachen.

MISEREOR arbeitet in der Regel in den Empfängerländern mit ortsansässigen Partnerorganisationen zusammen. MISEREOR-Partner kommen aus Ortskirchen, Missionsorganisationen, Caritas, Missio, Selbsthilfeinitiativen, Kooperativen, Menschenrechtsgruppen und anderen nichtstaatlichen Organisationen. Partner sind vielfach Rechtsträger der katholischen Kirche (Diözesen, Orden, Bischofskonferenzen). Unter den Partnerorganisationen findet man z. B. Das Missionsärztliches Institut in Würzburg und das Kindermissionswerk „Die Sternsinger“. Diese Organisationen erhalten direkt keine öffentlichen Mittel vom BMZ und sind offen missionarisch tätig. Diese Organisationen erhalten jedoch als Partnerorganisationen von MISEREOR in den Empfängerländern Aufträge und Geldmittel und damit indirekt auch Mittel des BMZ.

Aktivitäten der Bibelverteilung werden bei Open Doors und beim katholischen Kindermissionswerk „Die Sternsinger“ offen dokumentiert. Beide Organisationen scheinen keine öffentliche Mittel zu erhalten. Bei den Organisationen, die öffentliche Mittel erhalten, gibt es einzelne Hinweise auf Bibelverteilung wie beim Kolpingwerk. Von World Vision gibt es Hinweise zur Bibelverteilung aus inoffiziellen Berichten.

Öffentliche Gelder für missionarisch tätige christliche Organisationen

Die deutsche Entwicklungshilfe fließt bevorzugt in solche christlich-missionarische Projekte, die überwiegend vom Steuerzahler finanziert werden. (Siehe auch: Carsten Frerk, Violettbuch Kirchenfinanzen – wie der Staat die Kirchen finanziert)

Es ist wegen der (Unterstellung: absichtlich) mangelnden Transparenz der vielfältigen christlichen Einrichtungen mühsam, diese Informationen zusammenzutragen und zu einem vollständigen, objektiven Bild zu gelangen.

Die Zusammenarbeit Kirchen/Staat wurde von Adenauer eingeführt und besteht unverändert seit mehr als 50 Jahren. Zahlen und Fakten: Die Mittel gehen in etwa paritätisch an evangelische und katholische Entwicklungshilfeeinrichtungen. Im Jahr 2011 hat das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung dafür 233,3 Mio. Euro zur Verfügung gestellt. Diese Mittel werden frei von politischen Auflagen zur Verfügung gestellt: Einzige Bedingung: Die Kirchen dürfen die Steuermittel nicht für Verkündungsprojekte einsetzen. Siehe: 50 Jahre Kooperation von Staat und Kirchen in der Entwicklungszusammenarbeit. Die Hilfe wird vorrangig für Maßnahmen der Bildung, der Gesundheit und andere soziale Zwecke bereitgestellt. Seelsorgerische Maßnahmen, insbesondere der Verkündigung, sind von der öffentlichen Hilfe ausgenommen; hierfür werden ausschließlich kirchliche Mittel verwendet. Die Kirchen müssen zu den Projekten mindestens 25 Prozent Eigenmittel bereitstellen.

Die Kirchen müssen Eigenmittel einsetzen und zusätzlich zusätzliche Spendenmittel einwerben und können dann wunderbar Entwicklungshilfe-Projektarbeiten und christliche Missionierung kombinieren. Die Kirchen können durch Entwicklungshilfeprojekte und kircheneigene Missionsarbeit Synergien erzielen, die überwiegend der Steuerzahler finanziert. Laut Jahresbericht 2011 wurden beim Evangelischen Entwicklungsdienst ziemlich genau die geforderten 25 Prozent Eigenmittel (46,1 Millionen Euro) eingesetzt; bei dem bischöflichen Hilfswerk MISEREOR wurden lediglich 8,3 Millionen Euro (Anteil: 4,6%) an kirchlichen Haushaltsmitteln ausgewiesen.

Diese Zusammenhänge werden in Deutschland verborgen gehalten. Statt Trennung von Kirche und Staat überwiegen gemeinsame Interessen von Politikern und Kirchenvertretern zur gegenseitigen wohlwollenden Unterstützung. In Köln nennt man solche Zustände „Klüngel“ – ein System auf Gegenseitigkeit beruhender Hilfeleistungen und Gefälligkeiten „eine Hand wäscht die andere“. Hier wäre Transparenz und eine Trennung von Kirche und Staat heilsam.

Missionsarbeit wird in der Öffentlichkeit in Deutschland kritisch wahrgenommen; öffentliche Geldgeber stellen ihre Mittel dafür nicht zur Verfügung und in den Empfängerländern ist Missionsarbeit teils verboten oder unerwünscht. In den Unterlagen von MISEREOR und Brot für die Welt, z. B. in Projektberichten und Jahresberichten findet man kaum Hinweise auf missionarische Absichten. Offiziell bestreitet das bischöfliche Hilfswerk MISEREOR missionarische Absichten. Eine ähnliche Sichtweise darf man auch von der Stiftung Brot für die Welt erwarten.

Die katholische Kirche ist ihrem Wesen nach „missionarisch“

Wer das nicht glaubt oder bestreitet, kann es auf einer katholischen Internetseite unter den Stichworten „Mission“, „Missio“ nachlesen:

Mission
Lat. missio = "Auftrag, Sendung"; die Verkündigung des Evangeliums unter Nichtchristen. Gemäß dem Zweiten Vatikanischen Konzil ist die kath. Kirche ihrem Wesen nach "missionarisch". Es ist urchristlicher Auftrag, den Glauben an den auferstandenen Jesus zu verkünden ("Geht hinaus in die ganze Welt und verkündet das Evangelium allen Geschöpfen", Mk 16, 15; "Darum geht zu allen Völkern und macht die Menschen zu meinen Jüngern!", Mt 28, 19). In der Reflexion des eigenen Verhaltens hat sich die Kirche von gewalttätiger Mission in der Vergangenheit distanziert und Fehler eingestanden. Der christliche Missionsauftrag kann nur so erfüllt werden, dass sich Menschen von einem überzeugend gelebten Glauben ansprechen lassen.

Missio
Lat. "Sendung"; internationales kath. Missionswerk mit Sitz in Aachen und München, 1832 gegründet, eines von weltweit über 100 päpstlichen Missionswerken. Seine Aufgabe besteht darin, partnerschaftliche Beziehungen zu den Kirchen in Afrika, Asien und Ozeanien zu unterhalten, Projekte dieser Kirchen zu unterstützen und in Deutschland Bewusstseinsbildung zu leisten. Finanziert werden diese Projekte überwiegend aus Spenden und dem Ergebnis der Kollekte am Weltmissionssonntag, aber auch aus Kirchensteuermitteln.

Auszug Weltkirche katholisch zum Thema „Mission“:

Die Kirche ist daher wesentlich „missionarisch“, es geht um Inkulturation auf allen sechs Kontinenten. Auch Johannes Paul II. betonte in seiner Missionsenzyklika Redemptoris missio (1990), dass die Kirche zu neuen Ufern aufbrechen müsse und nahm daher neue soziale Welten wie Armut, Großstädte und Migranten in den Blick. Missionarische Tätigkeit im integralen Sinn umfasst neben dem Lebenszeugnis und der Verkündigung den Einsatz im Bildungs- und Gesundheitswesen und in der Entwicklungszusammenarbeit.

„Die missionierende Weltkirche ist eine kommunikative Lerngemeinschaft, eine spirituelle Gebetsgemeinschaft und eine diakonische Solidargemeinschaft.“

Die deutschen Katholiken unterstützen die Weltkirche mit den kirchlichen Hilfswerken und den missionierenden Orden, aber auch durch die zahlreichen Gruppen und Initiativen, die sich für die Eine Welt einsetzen. Die deutschen Bischöfe haben mit dem Dokument Allen Völkern Sein Heil (2004) programmatisch dazu beigetragen. Sie sehen eine missionierende Weltkirche als kommunikative Lerngemeinschaft, als spirituelle Gebetsgemeinschaft und als diakonische Solidargemeinschaft.

Bibelverteilung in islamischen Ländern / Koranverteilung in Deutschland

In Deutschland klingt es zunächst harmlos, wenn christliche orientierte Organisationen jährlich Millionen Bibeln und andere christliche Traktate in islamischen Ländern verteilen.

Um die öffentliche Wirkung in muslimischen dominierten Regionen zu verstehen, sollte man sich in Erinnerung rufen, welches Echo die Koranverteilung durch islamische Salafisten im Jahr 2012 in Deutschland ausgelöst hat [22]. Es hat nicht lange gedauert, bis der öffentliche Druck auf die Druckerei dazu geführt hat, dass diese keine Koran-Ausgaben mehr gedruckt hat. Auch der Verfassungsschutz kritisiert die Koran-Verteilung. Die Ulmer Druckerei hat den Druck eingestellt, nachdem von den 25 Millionen geplanten Exemplaren 300.000 gedruckt waren.

Nach dieser Erfahrung in Deutschland sollte man sich nicht länger wundern, dass christliche Missionierung und Bibelverteilung in islamischen Ländern ebenfalls Ressentiments auslöst.

Missionierung ist ein Übel

Missionierung ist ein Übel und bekanntermaßen das Ziel jeder religiösen Organisationen. Sie darf vom deutschen Staat nicht unterstützt werden.

Die Mehrheit der Deutschen will keine vom Steuerzahler finanzierten christlichen Missionen und christliche Entwicklungshilfe im Ausland. Andere Nationen und viele neutrale Hilfseinrichtungen leisten Entwicklungshilfe ohne dies „Amtskirchen“ anzuvertrauen.

Altbundeskanzler Helmut Schmidt sagt sehr deutlich in seiner Weltethos-Rede in Tübingen: „Dem Ziel des Friedens dient es nicht, wenn die Gläubigen und die Priester einer Religion versuchen, die Gläubigen einer anderen Religion zu bekehren und zu missionieren. Deshalb stehe ich dem Grundanliegen der Mission des Glaubens mit tiefer Skepsis gegenüber.“ Dieselbe Aussage findet man in seinem Buch „Religion in der Verantwortung: Gefährdungen des Friedens im Zeitalter der Globalisierung“.

Im Gegenteil, es wäre für die Bundesregierung angebracht sich von missionarischen christlichen Bewegungen zu distanzieren. Dazu müssen offensichtlich die Medien und die Bevölkerung erst einmal informiert sein und dann den Politikern und der Bundesregierung Fragen stellen.

Werner Koch

 

Die ZEIT für Propaganda (Open Doors) vom 19.6.2007