Armuts- und Reichtumsbericht

Vor allem - so die Berichterstatter - müssen alleinerziehende Mütter und Familien mit geringem Einkommen unterstützt werden. Derzeit ist es genau anders herum. Nur Kinder wohlhabender und nicht-bildungsferner Familien könnten an z.B. außerschulischen Aktivitäten teilnehmen. "Nur ein Fünftel der Kinder, deren Mutter keinen Berufsabschluss besitzt, nimmt außerhäusliche Angebote wahr. Von denjenigen, deren Mutter über einen Berufsabschluss verfügt, tun dies hingegen über die Hälfte." Hier sei der Staat gefordert, Chancengleichheit herzustellen.

Vor allem die Sprachförderung wird als Schlüssel für einen Erfolg in Schule und Beruf benannt. Dies betrifft gleichermaßen "Kinder mit und ohne Migrationshintergrund". Wobei vor allem der zweiten Gruppe ein erhöhtes Interesse entgegengebracht werden müsse, denn "im Jahre 2010 [hatten] rund 28 Prozent aller Kinder und Jugendlichen unter 25 Jahren in Deutschland einen Migrationshintergrund (5,6 Mio), während es bei den unter Fünfjähringen bereits rund 35 Prozent waren." Dabei übernehmen Krippen und Kindergärten eine wichtige Funktion zur Ausbildung von Sprachkompotenz.

Doch gerade diese Gruppe an Aufwachsenden ist die, die am seltensten in den Kindergärten und -krippen anzutreffen sei:

 

"Kinder mit Migrationshintergrund nehmen nicht nur seltener die Bildungsangebote einer Kindertagesstätte wahr, sie verteilen sich darüber hinaus nicht entsprechend ihres Anteils an der Bevölkerung gleichmäßig auf die Einrichtungen. Jedes dritte Kind in Westdeutschland mit nicht deutscher Familiensprache wird in einem Umfeld betreut, in dem Deutsch sprechende gleichaltrige Kinder in der Minderheit sind."

Auch bei der Einschulung gibt es Unterschiede zwischen den Kindern, die sich dann später durch die gesamte Biographie ziehen: "Kinder aus Familien mit niedrigem sozioökonomischen Status werden im Durchschnitt später eingeschult als Kinder aus Familien mit hohem..." Das jedoch - so der Bericht - liegt nicht daran, dass es an Geld für die Einschulung fehlt, sondern daran, dass bei den Kindern während der Einschulungsuntersuchung bis zu dreimal häufiger Entwicklungsverzögerungen, Sprach- und Sprechstörungen sowie psychomotorische Störungen festgestellt werden.

Insofern wird im Armutsbericht nicht so sonderlich viel Neues berichtet. Es wird aber Vieles mit vielen Zahlen und Statistiken und Diagrammen vermittelt und bewiesen. Und aufgezeigt, dass es im deutschen Bildungssystem an allen Ecken und Kanten bröckelt.

Der Bericht ist nicht halb so schlecht wie der (mediale) Ruf, der ihm vorauseilte. Doch was die Politik aus den Anregungen macht, die der Armuts- und Reichtumsbericht macht... das steht auf einem ganz anderen Blatt. Viel wird es wohl nicht werden. Denn wer versucht, Realitäten durch Streichungen zu verändern wird kaum die konstruktiven Ansätze des Berichts wahrnehmen. Geschweige denn: beachten und umsetzen.

F.N.