Nehmt den Kirchen ihre Pfründe!

Claudius Prösser kommentiert und kritsiert in der TAZ die Privilegien, die den beiden Großkirchen in Deutschland noch immer eingeräumt werden.

Trotz des bereits in der Weimarer Verfassung festgelegten Ablöseauftrages werden den Kirchen noch immer 460 Millionen Euro je Jahr an Staatmitteln zugestanden. Ein Antrag der LINKEN im Bundestag, diese Staatsleistungen abzulösen, wurde von der Mehrheit der Bundestagsabgeordneten abgelehnt. Der Linken-Abgeordnete Raju Sharma fand das zu Recht "armselig".

Dabei siehr die gesellschaftliche Realität inzwischen so aus: "ie Schnee nach einem langen Winter schmelzen die Bindungen der Deutschen zu den Großkirchen ab. Weniger als 60 Prozent gehören einer von beiden an, nach dem Krieg waren es noch 95 Prozent. Und die demografische Entwicklung der kommenden Jahrzehnte wird die Erosion weiter vorantreiben. Statt diesem Bedeutungsverlust Rechnung zu tragen, sucht die Politik aber weiter die Nähe zu Soutane und Talar und schmettert fürsorglich Angriffe ab."

Weiter heißt es: "Neben der Linken sind die Piraten die einzige Partei mit halbwegs reeller Chance auf den Einzug in den Bundestag, die den Abbau kirchlicher Vorrechte fordern. Wobei es nicht nur um Staatsleistungen geht. Es geht um enorme steuerliche Privilegien, um die höchst umstrittenen Sonderrechte der Kirchen als Arbeitgeber, um ihre Präsenz an öffentlichen Schulen, Sitze in den Rundfunkräten usw.

Dass CDU und CSU den Kirchen ihre Pfründen nicht streitig machen, wundert nicht. Bei den Sozialdemokraten wiederum ist die Furcht vor dem Ruch der „gottlosen Gesellen“ so groß, dass Katholik und Schönsprecher Wolfgang Thierse zum Parteigewissen geadelt wird, während das Grüppchen bekennender Laizisten nicht mal einen Arbeitskreis bilden darf. Und bei den Grünen sind die personellen Überlappungen, etwa in Gestalt der EKD-Funktionärin Katrin Göring-Eckardt, nicht zu übersehen."

Und fast klingt der Artikel wie eine Wahlempfehlung für säkulare Wähler, wenn er endet mit: "Grund genug, Joseph Ratzingers berühmt gewordener Forderung nach „Entweltlichung“ der Kirche nachzugeben. Ergebnisse liegen da noch in weiter Ferne. Immerhin ist halbwegs klar, von wem man sie beim besten Willen nicht erwarten darf."