Notizen zu Nordkorea (4)

Nordkorea erwartet gute Getreideernte

Obwohl genaue Zahlen nicht veröffentlicht werden, erwartet Kwon Tae-jin, Vize-Präsident des südkoreanischen Korea Rural Economic Institute (KREI), dass die derzeit laufende Getreideernte dank guter Wetterbedingungen und einer relativ problemlosen Versorgung mit landwirtschaftlichem Gerät einen um über 5 Prozent höheren Ertrag als die Ernte des Vorjahres einbringen und 5 Millionen Tonnen überschreiten werde. Eine andere, chinesische Quelle geht von einer ähnlichen Größenordnung aus und spricht von 5,3 Millionen Tonnen, einer 7,7%-Steigerung gegenüber den 4,92 Millionen Tonnen des letzten Jahres. Dies würde bedeuten, dass mit der diesjährigen Ernte der jährliche, durch das KREI ermittelte Bedarf von 5,4 Millionen Tonnen Getreide annähernd gedeckt werden könnte.

Die Rodong Sinmun („Arbeiterzeitung“), Organ des Zentralkomitees der Partei der Arbeit Koreas, berichtet, dass die Getreideernte in der Provinz Nord-Hwanghae, der Kornkammer Nordkoreas, viel besser verlaufe als erwartet und eine effiziente Verwendung von Dünger die Wurzeln der Pflanzen stärke, so dass sie von Naturkatastrophen weniger beeinflusst würden.

Auch aus der Provinz Ryanggang kommen guten Nachrichten bezüglich der Ernteerträge. Im Kreis Daehongdan wurde verglichen mit letztem Jahr eine mehr als doppelt so große Ration Kartoffeln an die Bevölkerung verteilt. Vor kurzem gab es Irritationen bezüglich der Verteilung, da den Bürgern mitgeteilt wurde, dass nur Lehrer Rationen bekommen würden, aber nicht die Arbeiter. Daraufhin gab es anscheinend Widerstand aus der Bevölkerung, so dass nun neben dieser ungewöhnlich hohen Menge an Kartoffeln auch fermentierte Sojabohnenpaste, eine wichtige Proteinquelle, an die Anwohner verteilt wurde. Diese würden normalerweise nur an das Militär und andere Sicherheitsorgane ausgegeben.  

Nordkorea: Bundesstaaten bestes System bei Wiedervereinigung

Nordkorea bekräftigte seinen Standpunkt, dass ein gegenseitig akzeptierter Föderalismus der einzig gangbare Weg zu einer Wiedervereinigung der beiden Koreas sei, schreibt das Organ des Zentralkomitees der Partei der Arbeit Koreas, Rodong Sinmun. Die Gründung einer "Demokratischen Föderativen Republik Koryo" wurde vom "Ewigen Präsidenten" Kim Il-sung im Oktober 1980 vorgeschlagen, weil so sichergestellt werde, dass Nord und Süd gegenseitig Ideen und soziale Systeme anerkennen und tolerieren und eine Regierung gebildet werden könne, in der die beiden Seiten auf gleicher Augenhöhe und unter Ausübung regionaler Autonomien mit jeweils gleichen Rechten vertreten seien.

Koryo steht dabei für die Gesamtheit Koreas und soll als neutraler Name weder Nord- noch Südkorea bevorzugen, denn die Kurzbezeichnungen der gegenwärtigen Staaten lauten für Nordkorea "Chosŏn" und für Südkorea "Hanguk".

Quelle: Yonhap

"Camp 14 - Total Control Zone" als DVD erschienen

Marc Wieses Dokumentation "Camp 14 - Total Control Zone" berichtet über Shin Dong-hyuk, der als Kind zweier Häftlinge in dem nordkoreanischen Umerziehungslager Camp 14 geboren wurde und aus diesem erst im Alter von 23 Jahren durch Zufall entfliehen kann. Bis dahin muss er mit ständigem Hunger, mit Folterungen und in ständiger Angst vor dem Tod leben und hat keine Vorstellung von der Welt außerhalb des Lagers.

Im Film beschreibt er sehr zögernd, wie er Mutter und Bruder denunziert und emotionslos deren Hinrichtung verfolgt, weil ihm das Konzept einer Familie nie vermittelt wurde. Ergänzt werden seine verstörenden Schilderungen durch Aussagen eines früheren Kommandanten der Wache von Camp 22 und eines ehemaligen Geheimdienstmitarbeiter. Beide leben heute in relativem Wohlstand in Südkorea und geben zu, Morde, Vergewaltigungen und Folterungen begangen zu haben, aber damit straflos davonkamen.

Der Dokumentarfilm ist in Deutschland seit dem 27.8.2013 als DVD erhältlich.

Quellen: theguardian.com, theguardian.com

Zum Kino-Start im November 2012 berichtete der HPD bereits über den Film. Die Rezension finden Sie hier und die HPD-Rezension zum gleichnamigen Buch hier.

Nordkoreas Luxus-Skiresort eröffnet

Am 10. Oktober, dem 68. Geburtstag der Partei der Arbeit Koreas, wurde das Prestige- und Propagandaprojekt des Regimes, das Skigebiet am Masik-Pass, Ergebnis 10-monatiger harter Arbeit und Signal an das Ausland, dass Nordkorea Zivilisation und Kultur besitzt, eröffnet.

Ski-Lifte fehlen allerdings (noch): die internationalen Sanktionen gegen Nordkorea verbieten die Lieferung von Luxusgütern und die Schweizer Regierung untersagte daher die Ausfuhr von Ausrüstungsgegenständen im Wert von 7,7 Millionen US-Dollar. Berichten zufolge hätten Österreichische und Französische Hersteller ebenfalls den Export ihrer Produkte nach Nordkorea verweigert.

"Die Entscheidung ist eine schwere Menschenrechtsverletzung gegen das koreanische Volk", behauptet die nordkoreanische Nachrichtenagentur KCNA. Aber:  "Wir bauen Atomwaffen und Raketen", so der Vorsitzende von Nordkoreas Skiverband Kim Tae-yong. "Wir können auch Skilifte bauen."

Nordkoreanischen Behörden erwarten, dass 5.000 Menschen an 250 Tagen im Jahr das Masik-ryong-Skigebiet besuchen werden. Bei Ticketpreisen um 50 US-Dollar rechnen die Volkskomitees in Kangwon und das Sportministerium Nordkoreas mit Netto-Einnahmen von 62,5 Millionen US-Dollar durch das Skigebiet pro Jahr und damit einem verbleibenden Gewinn von 43,75 Millionen US-Dollar.

Quellen: theguardian.com, Spiegel.de, Süddeutsche.de, NK News

Nordkoreanischer Cyberkrieg kostet Südkorea über eine halbe Milliarde Euro

Ein Vertreter des Verteidigungsministeriums von Südkorea teilte mit, dass die jüngste Welle von Cyber-Angriffen zwischen dem 20. März und dem 25. Juni den Staat 800 Mrd. Won (ca. € 550 Millionen) gekostet hätte, berichtet die britische Zeitung "Guardian". Die zweitschädlichste Attacke sei ein Distributed Denial of Service (DDoS)-Angriff im Jahr 2009 gewesen, der Schäden im Bereich von 50 Milliarden Won (ca. 34 Mio. Euro) verursacht hätte, gefolgt von einem weiteren 10 Milliarden Won (ca. 7 Mio. Euro) teuren DDoS-Angriff im März 2011.

Seit 2010 habe Nordkorea mehr als 6.000 Cyber-Angriffe gegen den Süden geführt, führte der Sprecher aus und erläuterte im Einzelnen, dass in diesem Sommer die Webseite der südkoreanischen Präsidentin nicht mehr aufrufbar gewesen sei und im März dieses Jahres sechs Banken Ziel eines erfolgreichen Angriffs gewesen seien, der 30.000 Computer beeinträchtigt und landesweit finanzielle Dienstleistungen gestört habe. Ergänzend fügte er hinzu, dass Nordkorea 3.000 Cyberkrieger hätte, während Südkorea lediglich 400 aufbieten könne und es sowohl personelle als auch in der Budgetierung ernstliche Engpässe gebe.

Der elektronische Krieg zwischen den beiden Ländern hat in den letzten Jahren ungewöhnliche Wendungen erfahren: Da GPS-Daten nicht in nordkoreanische Hände gelangen sollen, können Firmen wie Google im Süden keine satellitengestützte Navigation anbieten, während Nordkorea nunmehr versucht, südkoreanische Daten eher auszuspähen als sie wie früher zu löschen.

Allerdings gelten die nordkoreanischen Angriffen unter Sicherheitsexperten als "naiv": Die jüngste Sicherheitslücke wurde durch einfaches, kleines Programm verursacht, das Dokumente des von südkoreanischen Beamten benutzten Hangul-Textverarbeitungsprogramms finden und stehlen sollte.

Anonym
(Name der Redaktion bekannt)