"Hoffnung Mensch" in Frankfurt

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Foto: © Dennis Merbach

FRANKFURT. (hpd) Vor vollem Haus las Michael Schmidt-Salomon in Frankfurt aus seinem aktuellen Buch "Hoffnung Mensch". Er war auf Einladung der Säkularen Humanisten / gbs Rhein-Main in den Saalbau Gutleut gekommen.

 

Schmidt-Salomons Vortrag war dreigeteilt wie sein Buch. Im ersten Teil "Die bedrängte Spezies" zitierte der Philosoph den Pessimisten Schopenhauer, der über die "kleinen, größeren und großen Widrigkeiten des Lebens" schrieb, und Shakespeares König Macbeth, der ebenso über die Vergeblichkeit menschlichen Strebens klagte. Nicht nur mit Blick auf weltweite Armut hielt Schmidt-Salomon fest, dass der Mensch mit allen erdenklichen Arten des physischen und psychischen Leids konfrontiert ist - und dabei weiß, dass er diesen Übeln nicht entgehen kann, sosehr er sich auch immer anstrengt.

Dennoch zeitigen diese Anstrengungen Effekte, bringen kulturelle Verbesserungen hervor. Verbesserungen, die die engagierten Menschen manchmal nicht selbst erleben wie Olympe de Gouges, Verfasserin der "Erklärung der Rechte der Frau und Bürgerin" (1791) und kurz darauf guillotiniert. Oder Thomas Paine, Mitautor der amerikanischen Verfassung und früher Gegner der Sklaverei - dem später die Bestattung auf einem Friedhof verweigert wurde. Damit war Schmidt-Salomon im zweiten Teil angelangt: "Die unterschätzte Spezies". Entdeckungen in der Technik, der Medizin und der Ethik, dank derer sich unser Leben zunehmend verbessert. Dabei steigt das Tempo: von der Erfindung der Schrift bis zum Buchdruck dauerte es Jahrtausende, vom Buchdruck zu Radio und Fernsehen noch Jahrhunderte. Der Sprung zu Smartphone und Internet gelang schon binnen Jahrzehnten.

Wobei Schmidt-Salomon die Vorstellung einer vorgegebenen Entwicklung zum Besseren klar verwirft: es sind Zufälle in der biologischen und kulturellen Evolution, die sich durchsetzen. Immer besteht auch die Möglichkeit zur Katastrophe bis hin zur Selbstvernichtung. Aber der Mensch verfüge eben über das Potential, die Welt besser zu gestalten: "So starben 2011 schätzungsweise 6,9 Millionen Kinder unter fünf Jahren an den Folgen von Unterernährung, unzureichender medizinischer Versorgung und mangelnder Hygiene – etwa 19 000 Kinder pro Tag, ein Kind alle fünf Sekunden (1990 waren es noch 33 000 Kinder, die Sterblichkeitsrate sank seither um 41 Prozent, von 87 Sterbefällen pro 1000 Lebendgeburten auf 51 – ein bemerkenswerter Erfolg und doch lange nicht genug)."

Kritisch auch die Verteilung des weltweiten Vermögens: Schmidt-Salomon zitierte das Tax Justice Network und UN-Studien, wonach "die reichsten 0,001 Prozent der Weltbevölkerung (91 000 Personen) 30,3 Prozent des Weltvermögens besitzen, die reichsten 0,011 Prozent (930 000 Personen – weniger als ein Drittel der Einwohnerzahl Berlins) über die Hälfte (!) aller weltweiten Finanzressourcen (50,2 Prozent), die reichsten 0,14 Prozent (9,35 Millionen, nicht einmal das Dreifache der Einwohnerzahl Berlins) 81,3 Prozent des gesamten globalen Kapitals!"

Mit solchen Fakten leitete Schmidt-Salomon über zum dritten Teil: "Hoffnung Mensch", das der Autor mit einem persönlichen Credo abschloss. Irritierend wirkte, dass er es mit einem "Amen" beendete: der Begriff ist von christlicher Religion besetzt. Mancher, der mit Schmidt-Salomon die menschliche Fähigkeit zu Humor und Satire schätzt, hätte hier zumindest ein "Ramen" (der Kirche des Fliegenden Spaghettimonsters) erhofft.

Der GBS-Regionalgruppenvorstand Conrad Skerutsch leitete die anschließende lange Diskussion, nachdem sein Vorstandskollege Bernd Kammrmaier in der Einführung neben dem Referenten auch die Arbeit der Regionalgruppe vor Ort vorgestellt hatte. Beim nächsten Treffen am Donnerstag, den 24. April um 19:30 Uhr im Saalbau Gallus (Frankfurt, Frankenallee 111) wird die Diskussion weiter geführt. Auch Interessenten und Nicht-Mitglieder sind herzlich eingeladen, sich daran zu beteiligen!

Peter Menne

Michael Schmidt-Salomon: Hoffnung Mensch, Piper Verlag 2014, 368 Seiten, 19,99 Euro

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