Ebola und der tödliche Aberglaube

In Westafrika ist der Ebola-Virus ausgebrochen und forderte bereits mehrere Todesopfer. Die Epidemie konnte sich unter anderem auch deshalb so schnell in Sierra Leone, Guinea und in Liberia ausbreiten, weil die Menschen nicht verstehen, was eine Viruskrankheit ist.

Die Weltgesundheitsorganisation WHO geht davon aus, dass nicht allein die tödliche Raffinesse des Virus ihren Anteil an der schnellen Ausbreitung hat, sondern auch die Art und Weise, wie Behörden und Bevölkerung in allen drei Staaten mit der Gefahr umgehen. In den betroffenen Ländern war man davon ausgegangen, die Krankheit besiegt zu haben. Allerdings genügt ein einziger Fall, "um eine ganze Epidemie aufflammen lassen".

"Mediziner, die mit der Organisation 'Ärzte ohne Grenzen' in die Krankheitsgebiete reisen, berichten, dass ihnen meist große Skepsis entgegenschlägt - und das nicht nur fernab der Städte" schreibt die Süddeutsche. Zu den Traditionen der dort lebenden Menschen gehört es zum Beispiel, Toten vor der Bestattung zu waschen oder gar, wie es in Guinea ein Ritual ist, die Verstorbenen noch einmal zu umarmen. Das unterstützt natürlich die Vertreitung des Virus - was von den Bürgern der drei betroffenen Ländern nicht verstanden wird und den Maßnahmen der Regierungen mißtraut wird. "Noch größer wird das Misstrauen, wenn diese merkwürdigen Vorschriften von Ausländern kommen, die in weißen Ganzkörperanzügen und mit Schutzbrillen wie Außerirdische in die Dörfer kommen."

In der Stadt Kenema in Sierra Leone haben mehrere Patienten eine Klinik wieder verlassen, "offenbar weil sie den Ärzten misstrauen. In dem Dorf Sadialu steckten wütende Anwohner sogar ein Behandlungszentrum in Brand." Für viele der ungebildeten Menschen in der bitterarmen Region ist die Ausbreitung der Krankheit ein "Fluch".

Es besteht die Gefahr, dass sich die Epidemie auch auf andere Länder Westafrikas ausbreitet.