Notizen Januar 2010

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US-flag / Foto: Andreas Church (morguefile)

USA. (hpd) Da in den USA langsam wieder der Wahlkampf beginnt, und die Christliche Rechte lauter wird, beobachtet der hpd das Geschehen mit Monatsrückblicken. Heute betrifft es u.a. Lady Gaga, Annise Parker, Haiti, Al Mohler, Pat Robertson, Bob McDonnell, Paul McGuire und Sarah Palin.

Zu den Gewinnerinnen des Jahres 2009 zählte ohne Zweifel Lady Gaga, die wie keine andere Künstlerin im Mittelpunkt des Medieninteresses stand. Da sie nach eigenen Angaben bisexuell ist und sich für Homosexuellenrechte einsetzte, zog sie den Zorn christlicher Prediger auf sich. Fred Phelps von der Westboro Baptist Church, der vor allem für seinen Slogan „Gott hasst Schwuchteln!“ bekannt ist, beschimpfte Lady Gaga als Hure und Schlampe und drohte ihr mit dem Höllenfeuer. Phelps zählt zu den radikalsten Predigern in der Christlichen Rechten, verfügt aber nur über eine vergleichsweise kleine Anhängerschaft.

Ende 2009 wurde die demokratische Politikerin Annise Parker zur ersten offen lesbischen Bürgermeisterin der Stadt Houston in Texas gewählt. Bereits im Wahlkampf hatte die Christliche Rechte gegen sie mobil gemacht. Als sie diesen Januar vereidigt werden sollte, bot Megachurch-Pastor Joel Osteen an, bei der Zeremonie den Segen zu spenden, was unter anderen Geistlichen auf Widerspruch stieß. Pastor Dave Welch erklärte, dass die Wahl der lesbischen Politikerin ein Anzeichen für „seelischen Krebs“ sei.

Am 12. Januar ereignete sich im Karibikstaat Haiti ein verheerendes Erdbeben, das nach Regierungsangaben bis zu 200.000 Menschenleben forderte und die ohnehin schwache Infrastruktur des Landes weitgehend zerstörte. Doch wer im Bible Belt christliche Nächstenliebe und Mitgefühl erwartet, täuscht sich.

Al Mohler, Leiter des Theologischen Seminars der SBC in Nashville, schrieb in seinem Blog, dass das Erdbeben der Wille Gottes sei. Da jedes Molekül Gott gehorche, sei es naiv anzunehmen, dass Gott nicht hinter der Katastrophe stehe. Laut Mohler handele es sich bei dem Erdbeben um eine Strafe für Synkretismus, also für die Tatsache, dass die Haitianer christlichen Glauben und okkulte Praktiken wie Voodoo vermischt hätten. Ebenso sah auch der bekannte Televangelist Pat Robertson in der Naturkatastrophe einen göttlichen Akt, da die Bewohner des Inselstaates angeblich einen Pakt mit dem Teufel geschlossen hätten.

Doch auch wenn sich Robertsons Karriere langsam dem Ende zuneigt und sich jüngere Evangelikale anschicken, in seine Fußstapfen zu treten, wäre es falsch, ihn schon zum alten Eisen zu rechnen. Dies zeigte sich anlässlich der Vereidigung des neuen Gouverneurs von Virginia, Bob McDonnell. Der Republikaner hatte an Pat Robertsons Regent University studiert und konnte sich auf die Wahlkampfhilfe des Televangelisten verlassen. Bob McDonnell, der sich immerhin von den Haiti-Äußerungen distanzierte, sah dennoch keinen Grund Pat Robertson von seiner Amtseinführung auszuladen.

Der Sender God-TV bot dem FOX-News-Moderator Paul McGuire eine Bühne, seine Verschwörungstheorien zu präsentieren. Unter anderem hatte McGuire vor einer geheimen Weltregierung gewarnt, die gezielt Finanzkrisen herbeführe, um die weltpolitischen Geschicke zu lenken. Diesen Januar erklärte er, dass das Heimatschutzministerium der USA unter dem Vorwand der Terrorismusbekämpfung Konzentrationslager für gläubige Christen und Abtreibungsgegner errichte.

Wie sehr sich das politische Klima in den USA gedreht hat, wurde am 20. Januar deutlich. Der Republikaner Scott Brown gewann die Wahlen um den vakant gewordenen Senatssitz in Massachusetts, der vom im letzten Jahr verstorben Senator Ted Kennedy bekleidet wurde. Die Niederlage ist für die demokratische Partei umso verheerender, als der liberale Ostküstenstaat lange Zeit als „unverlierbar“ galt.

Durch die jüngsten Wahlerfolge der Republikaner schöpfen auch Politiker, die vorher als abgeschlagen galten, neue Hoffnung. Der ehemalige Senator Rick Santorum, der seinen Parlamentssitz 2006 gegen den Erdrutschsieg der Demokraten nicht behaupten konnte, lotet neue Perspektiven aus. Der erzkonservative Republikaner verkündete jüngst, dass er eine Präsidentschaftskandidatur 2012 ins Auge fasse.

Die ehemalige Gouverneurin von Alaska und Hoffnung der Christlichen Rechten, Sarah Palin, geriet erneut in einem Fernsehinterview in Bedrängnis. Im Gespräch mit dem konservativen FOX-News-Moderator Glenn Beck wurde sie nach ihrem liebsten Gründervater der Vereinigten Staaten gefragt. Ähnlich wie auch im Wahlkampf 2008 auf der Frage nach ihrer bevorzugten Zeitung brachte sie zuerst nur hervor, dass sie „all of them“ möge. Erst auf wiederholte Nachfrage konnte sie wenig überzeugend George Washington benennen.

Redaktion / Übersetzung: Lukas Mihr