DRESDEN. In der Martin-Luther-Straße 21 in der Dresdner Neustadt befinden sich die Räume der „WIR-AG". Sie verstehen sich als offenes Büro für bürgernahe, linke Politik, die ihre Räumlichkeiten, neben ihrer eigentlichen Arbeit für entsprechende Veranstaltungen zur Verfügung stellen. Den Gästen steht darüber hinaus die Bibliothek der Rosa-Luxemburg-Stiftung Sachsen zur Verfügung.(http://www.linke-bueros.de)
Am vergangenen Montagabend folgte Michael Schmidt-Salomon (Philosoph, Schriftsteller, Vorstandssprecher der Giordano Bruno Stiftung) der zweiten Einladung der „Wir-AG" nach Dresden. Leider kamen diesmal nur einige wenige. Vermutlich lag dies, obwohl langfristig geplant, an mangelnder Bekanntmachung. Das war sehr schade. Aber diese kleine Gruppe hatte umso mehr Gelegenheit mit Michael Schmidt-Salomon ins Gespräch zu kommen. Diesmal hieß sein Thema: „Darf man über Religion lachen?"
Nachdem die Begriffe Religion, Aufklärung und verletzte religiöse Gefühle, die er mit treffenden Zitaten untermauerte geklärt waren, ging er zum Hauptteil, der „Kraft des Humors" über. Michael Schmidt-Salomon wies nach, dass mit Hilfe der Satire und des Humors (nicht zu verwechseln mit Geschmacklosigkeit und Hohnpropaganda) sehr viel mehr Menschen erreicht werden können, als zum Beispiel mit den religionskritischen Schriften Nietzsches. Humor entlarvt das Auseinander klaffen von Anspruch und Wirklichkeit und erreicht mit seinen vielfältigen Möglichkeiten und Formen (Karikaturen, Lieder, Bühnenstücke oder auch die Wagen der großen Karnevalsumzüge) die breite Mehrheit der Bevölkerung. Dazu hatte er natürlich auch entsprechende Bilder parat. Es ist eben die gefährliche Popularität entscheidend, nicht die Schärfe der Kritik und wird deshalb von den Kritisierten so bekämpft und verfemt. Und die Religion bietet allemal die besten Pointen für Satire und Humor. Auf diese Weise kann man den irgendwie Gläubigen die Absurdität und die Lächerlichkeit der Religionen vor Augen führen. Dies führt vielleicht zum Denkanstoß, denn Lächerlich will kaum einer sein.
Und: Es ist höchste Zeit für konsequente Aufklärung! Vor allem in Öffentlichkeit und Politik sollten weltliche Standards Einzug halten. Die humanistische Orientierung an Selbstbestimmung, die aufklärerische Orientierung und intellektuelle Redlichkeit müssen für die Volksvertreter von zwei Dritteln der Bevölkerung, die nicht gläubig sind, zum obersten Prinzip werden. Leider sind wir im Moment davon weit entfernt.
Deshalb: „Schluss mit blöde!" als Antwort auf Hahnes „Schluss mit lustig". Beide haben nur einen Punkt gemeinsam, die Kritik der Beliebigkeit. Es ist noch viel zu tun, denn die grundlegenden Rechte einer offenen und modernen Gesellschaft entstammen nicht von den Religionen, sondern einem ständigen, säkularem Kampf gegen die Machtansprüche der Religionen. Es geht um offene Demokratie, Aufklärung und Humanismus in allen Lebensbereichen und dies hängt wiederum davon ab, ob offener, kritischer Dialog möglich wird und konservatives, borniertes Denken und Handeln verschwindet.
Die sich anschließende Diskussion in diesem kleinen Rahmen brachte noch viel mehr angrenzende Thematik zur Sprache, wie zum Beispiel der Umgang mit Aufklärungsgegnern, Angriffe auf die Persönlichkeit, wie lässt sich die Politik von Religion beeinflussen, wird die Religion untergehen, Wissenschaft und Religion und noch so einiges mehr.
Michael Schmidt-Salomon war ein kompetenter, angenehmer und Denkanstöße vermittelnder Gesprächspartner.
Elke Schäfer