„Danebrog gegen Hakenkreuz“

(hpd) Matthias Bath beschreibt in seinem Buch den Kampf gegen die Besatzung des Landes während des Zweiten Weltkriegs. Das überaus informative und gut lesbare Buch konzentriert sich dabei auf eine Beschreibung der Ereignisse und verzichtet dabei über weite Strecken auf Analysen und Bewertungen.

Die Ära der deutschen Besatzung in Dänemark während des Zweiten Weltkriegs fand bislang weder in der deutschen Geschichtswissenschaft noch in der deutschen Öffentlichkeit besondere Aufmerksamkeit. Dafür gibt es durchaus nachvollziehbare Gründe, waren doch die Ereignisse in anderen Ländern von größerer Bedeutung. Das sieht man selbstverständlich in Dänemark selbst ganz anders. Dort gab und gibt es eine breite Beschäftigung mit den unterschiedlichsten Aspekten jener Zeit von der Kollaboration bis zum Widerstand.

Der letztgenannten Komponente widmet Matthias Bath in seiner Studie „Danebrog gegen Hakenkreuz. Der Widerstand in Dänemark 1940-1945“ auch für die deutsche Leserschaft besondere Aufmerksamkeit. Er will darin „einen Überblick über diesen aus der Bevölkerung heraus geleisteten Widerstand gegen die deutsche Besatzungsmacht während des Zweiten Weltkriegs geben, weil dieser in Deutschland weitgehend unbekannte Widerstand einer ethisch motivierten, aktivistischen Minderheit ... der Überlieferung wert ist“ (S. 9).

Bath geht dabei historisch-chronologisch ausgerichtet direkt entlang der jeweiligen Ereignisse vor. Bereits zu Beginn macht er deutlich, dass die Besatzungszeit in Dänemark im Unterschied zu anderen besetzten Ländern Europas „insgesamt recht glimpflich war“ (S. 13). Aus strategischen Gründen hatten die Nationalsozialisten der dänischen Regierung ein relativ hohes Maß an Autonomie belassen und versuchten die „Fiktion einer ‚friedlichen Besetzung’ Dänemarks“ (S. 20) aufrecht zu erhalten. Aufgrund des politischen Schocks für einen Großteil der Gesellschaft und der Kooperationsbereitschaft der Regierung kam zunächst auch kein Widerstand auf. Doch nach einer gewissen Zeit entstanden aus den „antideutschen Milieus“ (S. 40) von Kommunisten bis Nationalen einzelne Gruppen. Deren Aktionen von bloßen Provokationen bis zu gewalttätigen Anschlägen stehen im Mittelpunkt von Baths Darstellung. Dabei finden auch Themen wie die Entstehung einer Untergrundpresse oder die Kooperation mit den Alliierten besondere Aufmerksamkeit.

Die sich abzeichnende Kriegswende und der wachsende Unmut führten dann 1943 zu einem Aufleben des Widerstandes. In der Gründung des „Dänischen Freiheitsrates“ und den Handlungen von Sabotagegruppen kann der besondere Ausdruck dieser Entwicklung gesehen werden. In diese Zeit fällt auch die Rettung der dänischen Juden, die in der Tat eine „Sache des ganzen Landes“ (S. 132) und ein moralisches Ruhmesblatt seiner Geschichte wurde.

Bath geht aber auch auf die Gegenreaktionen der Besatzungsmacht ein und beschreibt an einzelnen Beispielen die Unterdrückungspolitik von Gestapo und SS, die etwa in der gezielten Ermordung des dänischen Dichters Kaj Munk zum Ausdruck kam. Im Rahmen der Zuspitzung der Konflikte liquidierte der dänische Widerstand aber auch Kollaborateure. Nach dem Ende des Krieges war die Stunde der Abrechnung da, wo mitunter unangemessen hart gegen angebliche und tatsächliche Helfer der Besatzer vorgegangen wurde. Bath macht dies anhand der Demütigungen der „Tyskepiger“ (Deutschenmädchen) deutlich.

Mit „Danebrog gegen Hakenkreuz“ liegt erstmals eine breit angelegte Arbeit zum dänischen Widerstand gegen die NS-Besatzung vor. Der Autor konzentriert sich auf die Schilderung der Ereignisse und unterlässt bejubelnde wie verdammende Kommentare. Dies tut einer sachlichen Auseinandersetzung mit dem Thema gut, gleichwohl hätte man sich hier und da doch noch nähere analytische Einschätzungen gewünscht. Ganz und gar unverzeihlich ist, dass die einzelnen Angaben und Zitate nicht in Fußnoten belegt werden. Gegen Ende des Buchs erwähnt der Autor auch, dass es bereits kurz nach Kriegsende zu einer starken öffentlichen Kritik am Widerstand mit dem Vorwurf des „Abenteurertums“ und der „Sinnlosigkeit“ gekommen sei. Auch zu der späteren Debatte, etwa über die Rolle der seinerzeitigen Regierung oder der Liquidierungspraxis des Widerstandes, hätte man sich noch nähere Ausführungen gewünscht. Dieser Hinweis kann und will aber nicht das Verdienst dieser überaus informativen und gut lesbaren Arbeit zum Thema mindern.

Armin Pfahl-Traughber

Matthias Bath, Danebrog gegen Hakenkreuz. Der Widerstand in Dänemark 1940-1945, Neumünster 2011 (Wachholtz-Verlag), 368 S., 32 €