„Anschlusserklärung" wie erwartet lau

WIEN. (hpd) Zum Ende der Bischofskonferenz der katholischen Bischöfe in Österreich gab es, wie schon vorher angekündigt,

eine Erklärung zum "Anschluss" Österreichs an das Deutsche Reich, durch den Einmarsch deutscher Truppen, am 12. März 1938.

 

Zu einer klaren Verurteilung oder einer Aufarbeitung des Handelns ihrer Vorgänger auf den Bischofsstühlen konnten oder wollten sich die Bischöfe auch diesmal nicht durchringen. Zwar wird die Frage gestellt, "warum damals, im März 1938, und in den sieben düsteren Jahren danach, die Christen - auch ihre Hirten - nicht stärker der Macht des Hasses, der Unmenschlichkeit und der Diktatur entgegengetreten sind." Doch bei der Antwort wird nur darauf verwiesen, dass "[d]ie Historiker seither viel zum tieferen Verständnis (...) beigetragen" haben.

Dass die Bischöfe "freudig" die Leistungen des Nationalsozialismus anerkannten und es als "selbstverständliche nationale Pflicht", für den Anschluss zu stimmen, ansahen, wird nicht erwähnt, ja die Formulierung würde sogar Schlüsse zulassen, dass die Bischöfe sich nur nicht entschieden genug gegen den Nationalsozialismus gewandt hätten.

Nichts wäre falscher als das. Bis in den Sommer 1938 hinein versuchten die Bischöfe, sich mit den Nazis zu arrangieren. Eine Einigung scheiterte aber.

Bereits 1932 Geheimverhandlungen

Dass die Kirche schon 1932 Geheimverhandlungen mit den Nazis führte, wird gar nicht erwähnt. Der einzig wichtige Verhandlungspunkt war übrigens, dass unter dem Ausdruck "positives Christentum" aus dem Programm der NSDAP auch der Katholizismus zu verstehen sei. Die Ereignisse in Österreich des Jahres 1933 (Ausschaltung des Parlaments durch Dollfuß) machten aber ein Übereinkommen überflüssig.

Breiteren Raum wird in der Erklärung den "Märtyrern" eingeräumt, die damals unter den Nazis ermordet wurden. Doch mit keinem Wort wird erwähnt, dass diese auch oft von den Kirchenoberen im Stich gelassen wurden. Beispiel hierfür sei der Fall des mittlerweile selig gesprochenen Wehrdienstverweigerers Franz Jägerstätter. Sein Bischof, Josef Fließer, versuchte Jägerstätter zu überreden, von der Wehrdienstverweigerung abzusehen, nicht zuletzt, da ja, gemäß Röm 13,1, "jede Obrigkeit von Gott" ist, und somit auch Hitler. Nach dem Krieg verhinderte besagter Bischof einen Artikel über Jägerstätter im Kirchenblatt, da er dies nicht für angemessen gegenüber denjenigen hielt, die den Kriegsdienst leisteten.

Legendenbildung als Opfer

Dass die Erklärung so lau ausfiel und wieder nur geschichtliche Halbwahrheiten Erwähnung fanden, dürfte in der Legendenbildung der Kirche liegen, die sofort nach dem Kriege stattfand. Man sah sich als Opfer, nicht nur, dass das österreichische Konkordat von den Nazis aufgehoben wurde, es wurde das Kirchenbeitragsgesetz (im Gegensatz zu Deutschland ist der Kirchenbeitrag keine Steuer) eingeführt, die katholischen Privatschulen wurden geschlossen und es fanden auch Enteignungen statt. Dies wurde als Beweis für die Opfertheorie angeführt.

Ihre Kooperation mit dem Nazi-Regime wurde aber nicht erwähnt, schließlich hätte es die Opferrolle untergraben.

Am 21. Mai traten in Österreich die Nürnberger Rassengesetze in Kraft, doch schon am 26. April waren die Pfarrämter im Wiener Diözesanblatt aufgefordert worden, der Erstellung von Ariernachweisen nachzukommen. Solche Fakten werden nicht erwähnt.

Dass in den österreichischen Medien diese Erklärung nicht kritisiert wird ist nicht überraschend, da vielen die damalige Haltung der katholischen Kirche nicht bekannt ist. Die Selbstdarstellung der Kirche ist also erfolgreich.

Wolfgang Huber
(www.atheisten.at)
 

 

Im Anhang:

Erklärung der österreichen Bischöfe zur Abstimmung am 10. April 1938.

Bereits in der Abstimmungsverordnung vom 15. März wird die jüdische Bevölkerung vom Wahlrecht ausgeschlossen.

Auf den Abstimmungszetteln stand: "Bist Du mit der am 13. März 1938 vollzogenen Wiedervereinigung Österreichs mit dem Deutschen Reich einverstanden und stimmst Du für die Liste unseres Führers Adolf Hitler?" Ja (doppelt so großer Kreis wie) Nein.

In Vorbereitung dieser Abstimmung veröffentlichten die Bischöfe Österreichs am 18. März 1938 eine gemeinsame Erklärung:
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Feierliche Erklärung!

Aus innerster Überzeugung und mit freiem Willen erklären wir unterzeichneten Bischöfe der österreichischen Kirchenprovinz anlässlich der grossen geschichtlichen Geschehnisse in Deutsch-Osterreich:

Wir erkennen freudig an, dass die nationalsozialistische Bewegung auf dem Gebiet des völkischen und wirtschaftlichen Aufbaues sowie der Sozial-Politik für das Deutsche Reich und Volk und namentlich für die ärmsten Schichten des Volkes Hervorragendes geleistet bat und leistet. Wir sind auch der Überzeugung, dass durch das Wirken der nationalsozialistischen Bewegung die Gefahr des alles zerstörenden gottlosen Bolschewismus abgewehrt wurde.

Die Bischöfe begleiten dieses Wirken für die Zukunft mit ihren besten Segenswünschen und werden auch die Gläubigen in diesem Sinne ermahnen.

Am Tage der Volksabstimmung ist es für uns Bischöfe selbstverständliche nationale Pflicht, uns als Deutsche zum Deutschen Reich zu bekennen, und wir erwarten auch von allen gläubigen Christen, dass sie wissen, was sie ihrem Volke schuldig sind.

Wien, am 18. März 1938. (Unterschriften)