Forschungsgruppe weiter gut im Trend

MASTERSHAUSEN / BERLIN.

fowid.de hat „Geburtstag".

Auf der Tagung zum Thema: „Konfessionslose - Umworbene ‚Dritte Konfession'.

Befunde über die Konfessionsfreien in Deutschland" – in Berlin am 12. und 13. November 2005 –, sollte das Datenarchiv der Forschungsgruppe Weltanschauungen in Deutschland vor einem Jahr der Fachöffentlichkeit vorgestellt werden. Als man den Öffentlichkeitsgang der Internetplattform fowid.de plante, erschien ein Tag vor dieser Tagung der geeignete Zeitpunkt für die Medien, da die meisten Mitglieder der Gruppe an der Tagung teilnahmen, also sowieso in Berlin waren.

Bei der Berliner Pressekonferenz, die Räume im Besuchs- und Informationszentrum des Bundespresseamts bereitstellt, löste der Terminwunsch bei dem Teil der Belegschaft, der aus Bonn mit an die Spree gekommen war, Heiterkeit aus: „Wissen Sie eigentlich, was das für ein Datum ist?" Nein, dessen war man sich nicht bewusst - ein Indikator, dass es mehr Weltanschauungen in Deutschland gibt, als gemeinhin bekannt ist -, denn der gewünschte 11.11. ist (und war und wird sein) der offizielle Karnevalsbeginn. Die Mitglieder der Forschungsgruppe hatten eher den darauf folgenden Sonntag im Visier gehabt - das war der Totensonntag. So kam die Orientierung schnell wieder vom Sterben zum Leben und es hatte beinahe den Anschein, als hätte das Bundespresseamt die lange Glasfassade des Besucher- und Informationszentrums anlässlich der (>) Pressekonferenz von fowid.de extra dekoriert. Dort stand in großen Buchstaben – auf etwa 80 Meter Länge: „Die Sehnsucht des Menschen verlangt nach gesicherter Erkenntnis." (Albert Einstein) – anlässlich des Einstein-Jahres 2005, nicht wegen fowid.de, aber passend war es doch und so nahm es die Gruppe als kongeniale Begrüßung.

In monatelangen Vorarbeiten waren diverse empirische Daten zu Fragen der Weltabschau-ungen in Deutschland aufbereitet worden, zweimal hatte sich die Gruppe seit Jahresbeginn 2005 persönlich im Forum der Giordano-Bruno-Stiftung in Mastershausen getroffen und gemeinsam Details besprochen. Mit 192 „Datenblättern" ging das Datenarchiv an den ‚Start' und hatte damit bereits die gesamte bearbeitete Themenbreite benannt: Aberglaube an Un-Glücksbringer / Atheistenquote / Auferstehung Jesu / Biblische Geschichten / Eheschließungen und Trauungen / Einäscherungsquoten / Evolution - Intelligentes Design - Kreationismus / Gottesglaube bis Religionszugehörigkeiten / Religiosität / Sterbehilfe / Taufen - Geburten / Wahlverhalten sind nur wenige Beispiele für die erfassten Daten.

Bei Vorträgen mit Informationen aus dem Datenarchiv ist immer eine garantierte heitere Überraschung für die Zuhörer, wenn das Datenblatt (>) „Atheisten nach Religionszugehörigkeit" gezeigt und erläutert wird.

Eine Besonderheit, mit der wohl die wenigsten gerechnet hatten, die den humanistischen Hintergrund der Giordano-Bruno-Stiftung kannten - die dieses Projekt „angestiftet" hat -, war die Aufbereitung der meisten verfügbaren Daten zum „kirchlichen Leben" der katholischen Bistümer wie der evangelischen Landeskirchen. Eine Informationsbasis an Zeitreihen, die es in dieser Form bisher nicht öffentlich gegen hatte. Der Grund dafür war nicht nur der Aspekt der Vollständigkeit, sondern auch ein Aspekt der Glaubwürdigkeit. Da diese Daten von jedem überprüfbar waren, war die Forschungsgruppe der Auffassung, dass damit dann auch die eigenen Auswertungen empirischer Daten als ebenfalls korrekt angesehen wurden.

 

Die Trägerschaft ist im März 2006 auf die Humanistische Arbeitsgemeinschaft (HUMAG GbR) übergegangen, in der sich der Humanistische Verband Deutschlands und die Giordano-Bruno-Stiftung zusammengefunden haben.

 

Mittlerweile befinden sich 245 Datenblätter im (>) Datenarchiv und 102 Texte im neu entstehenden (>) Textarchiv. Dieses „zweite Bein" aufzubauen wurde begonnen, als sich herausgestellt hatte, dass die Nachfrage nach weiteren Informationen - philosophischer, juristischer, psychologischer, historischer Art -, durch das Datenarchiv nicht realisiert werden konnte und diese Erweiterung ein notwendiger Teil des Archivs sein musste.

 

Die Texte stellen mittlerweile rund 1.100 Seiten DIN-A4 dar und die Themen reichen von Anthropologie und Humanismus / Antisemitismus / Astrologie / Atheismus / Christliche Werte / Ethik / Evolutionstheorie / Gesundheit und Religiosität über Kritische Vernunft / Menschenrechte und Christentum / Naturalismus / Reichsdeputationshauptschluss 1803 bis hin zur Säkularisierungslegende / Staatsleistungen / Sterbehilfe / Theodizeeproblem und Wahrheit.

Ein besonderes Anliegen, das mittlerweile in ersten Texten umgesetzt wurde, ist die Digitalisierung von Artikeln und Aufsätzen, die bisher nur in gedruckter Form vorgelegen haben. Gerade für die vor-digitalen Zeiten gilt es, die in Bibliotheken und Zeitschriften „vergrabenen Schätze humanistischer Texte" zu heben und wieder zugänglich zu machen.

 

In den vergangenen 12 Monaten seit der Pressekonferenz hatte das Internetportal fowid.de 61.500 Besucher zu verzeichnen, die sich mit 484.129 Zugriffen die Datenblätter und Texte angeschaut und Downloads in der Menge von 16,98 Gigabytes realisiert haben.

Die durchschnittliche Zahl der täglichen Besucher hat sich dabei von rund 140 im Februar 2006 auf rund 200 im Oktober 2006 erhöht und liegt in den ersten elf Tagen des Novembers bereits bei rund 230 täglichen Besuchern. Für ein spezielles Wissenschaftsportal eine bemerkenswerte Akzeptanz.
Diesen positiven Trend auszubauen wird die Aufgabe der kommenden Monate sein, getreu dem Gründungsmotto des Anstifters: „Wissen statt Glauben".

 

Uwe Schacher