Zeitschrift

Aufklärung & Kritik 1/2014 erschienen

NÜRNBERG. (hpd/gkpn) Das erste Heft für das Jahr 2014 von “Aufklärung und Kritik”, der umfangreichen Vierteljahreszeitschrift der Gesellschaft für Kritische Philosophie Nürnberg, ist erschienen. Als Übersicht der vielfältigen Artikel und Themen hat die Redaktion dem hpd wieder das Vorwort zu Verfügung gestellt.

 

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

Reisen bildet, und daher möchte ich Ihnen nicht vorenthalten, wie das A&K-Vorwort regelmäßig entsteht: Bereits seitdem ich diese Aufgabe übernommen habe, schreibe ich im Zug. Zugfahrten bieten nicht nur ausreichend ansonsten unstrukturierte Zeit, zu lesen, zu schreiben und zu denken, sie liefern auch stets exzellente Anregungen, Eindrücke und Beobachtungen. So sehr man es sich manchmal wünschen würde: Zugfahren ist keine einsame Tätigkeit. Man kommt in Kontakt mit diversen Menschen, Lebensentwürfen und Eigenheiten, und hoffentlich steigert das am Ende des Tages die Toleranz des Reisenden. (Ich weiß aus eigener Erfahrung, dass das nicht immer der Fall sein muss.) Philosophie ist ebenfalls keine einsame Disziplin, und daher freuen wir uns, Ihnen auch in dieser Ausgabe wieder die Gedanken und Analysen der unterschiedlichsten Autoren näher bringen zu dürfen – egal, ob Sie im Zug, im Wohnzimmer oder im Café lesen.

Das Heft eröffnet Dr. Hans-Joachim Niemann mit seinem Beitrag “Karl Popper und der biologische Ursprung von Aktivität, Wissen und Freiheit”. Er untersucht darin den Zusammenhang zwischen Information und Wissen, die Bedeutung von Aktivität für den Wissenserwerb, und welche Rolle der Apfel bei Newton, Paris und Eva spielte.

Von Kant ausgehend, analysiert Gerhard Engel die Frage “Was ist Aufklärung?”, warum Deutschland in Sachen Aufklärung (mal wieder) als Spätzünder gelten darf, wie weit das “Projekt Aufklärung” heute gediehen ist und wieso es insgesamt als unvollendbar anzusehen ist. Näher erläutert wird diese Notwendigkeit am Beispiel der Wirtschaftspolitik sowie der Religionsphilosophie.

Prof. Dr. Hubertus Mynarek widmet sich im ersten Teil seiner Reihe zu Weltethos und Atheismus der Frage, welche Rolle Atheisten im Großprojekt Humanität spielen (können) und welchen Vorwürfen und Problemen das atheistische Weltethos begegnet.

Prof. Dr. Wulf Kellerwessel kritisiert in seinem Beitrag Richard Swinburnes Gedanken über die Rationalität religiöser Überzeugungen. Swinburne, namhafter britischer Religionsphilosoph, geht von der “Rationalität” bestimmter religiöser Sätze aus – Kellerwessel widerspricht.

Kommt paranoid-schizophrenen Wahngedanken und religiösen Überzeugungen derselbe objektive Wahrheitsgehalt zu? Überspitzt könnte man so Dr. Raúl Páramo-Ortegas Fragestellung paraphrasieren, der er in seinen Überlegungen zu Paranoia und Religion nachgeht. Doch auch die enge Beziehung philosophischer Lehrgebäude zur Paranoia werden untersucht.

Prof. Dr. Peter Dinzelbacher untersucht das Nebeneinander der archaisch-religiösen und progressiv-profanen Weltsicht in einer Person und betrachtet dabei nicht nur verschiedene Ansätze, individuelle menschliche Entwicklungsstadien auf die gesamte Menschheit zu übertragen, sondern auch, inwieweit diese Stadien einander ausschließen bzw. gemeinsam vorkommen können.

Ausgehend von Gerhard Roths Überlegungen, wie emotionale Voreingenommenheit Diskurse färbt und dominiert, betrachtet Hannes Rusch, inwiefern rationale Argumente in der Naturalismus-Diskussion von Reaktionen auf Naturalistische Zumutungen überlagert werden. Der Artikel liefert u.a. eine gut strukturierte Übersicht, welche naturalistischen Positionen als “Kränkungen” oder Zumutungen erlebt werden (können).

Dr. Richard Albrecht geht in seinem Beitrag “Subjektivierung” auf Goethes Wissenschaftslehre ein und überträgt dessen sensualen Ansatz auf die sozialwissenschaftliche Erkenntnis. Ausgehend von systemtheoretischen Überlegungen interessiert Albrecht vor allem die “Interventionsforschung” und deren praktische Anwendung.

Den meisten Lesern dürfte bekannt sein, dass das Feuerbach-Denkmal auf dem Nürnberger Rechenberg während der Zeit des Nationalsozialismus eingelagert wurde und erst ein Jahrzehnt später wieder “ausgegraben” wurde. Das bewegte Schicksal des Kenotaphs, dem Dr. Alfred Kröner in einem ausführlichen Beitrag nachgeht, spiegelt von seiner Aufstellung 1929 bis in die deutsche Nachkriegszeit die geschichtlichen Umbrüche und deren gesellschaftliche Auswirkungen.

Ebenfalls einem Klassiker widmet sich Dr. Tom van Malssen, der “Die Menschlichkeit Lessings” insbesondere in “Nathan der Weise” analysiert. Von Lessings didaktischen Kunstgriffen über seine theologischen Ansichten schlägt van Malssen den Bogen hin zum Kerngedanken der Toleranz in dessen Werk.

Helmut Walther erstattet zum Abschluss des Hauptteils dieser Ausgabe umfassend Bericht vom Symposium zum 300. Geburtstag von Denis Diderot und vermittelt durch ausführliche Bebilderung auch all jenen einen lebendigen Eindruck von der Veranstaltung, die (wie ich leider ebenfalls) nicht daran teilnehmen konnten.

Im FORUM erwarten Sie wie immer Beiträge zu diversen Themen. Prof. Dr. Hermann J. Schmidt widmet sich ausführlich Nietzsches vieldiskutierten Werken des Jahres 1888 anhand des soeben erschienenen Historisch-Kritischen Kommentars von Andreas Urs Sommer. Prof. Dr. Hubertus Mynarek betrachtet den amtierenden Papst Franz I., Rolf Bergmeier analysiert die Christlich-abendländische Kultur von den antiken Wurzeln bis zum arabischen Beitrag und Prof. Dr. Uwe Hillebrand befasst sich mit Historizität und Bedeutung des Auszugs aus Ägypten.

Dr. Jörg Klein führt ein Gespräch über Jesus, Hitler und den Holocaust, PD Dr. Johann Friedrich Spittler analysiert den Diskurs um Suizidbeihilfe in Deutschland, Dr. Wilhelm Richard Baier nimmt sich in “Weltenlos?” der Realität von Welt zwischen Konstruktivismus und “Neuem Realismus” an, Sven Schultze diskutiert, wie revolutionär dieser “Neue Realismus” in den “Sinnfeldern” von Markus Gabriel wirklich ist und schließlich begreift Wolfgang Teune die Rationalität Rationaler Akteure, insbesondere in der wirtschaftlichen Praxis, als begrenzt.

Selbstredend bietet auch diese Ausgabe von Aufklärung und Kritik wieder einen umfangreichen Rezensionsteil. Besprochen werden unter vielen anderen Büchern Otfried Höffe über Kants Kritik der praktischen Vernunft, Franz Wuketits’ Plädoyer für eine artgerechte Menschenhaltung, Harald Welzers Anleitung zum Widerstand, Schriften zu Abtreibungsdebatte und Embryonenforschung sowie weitere Neuerscheinungen aus der Feder userer Mitherausgeber Hans Albert, Norbert Hoerster, Rudolf Lüthe, Hubertus Mynarek, Dominik Riedo, Micheal Schmidt-Salomon und Gerhard Vollmer. Den hoffentlich vergnüglichen Abschluss bilden diesmal ein Schachspiel zwischen Gott und Mensch, eine “Hiobsbotschaft” sowie ein Loblied auf die Nürnberger Bratwurst.

Damit bleibt mir nicht mehr, als Ihnen im Namen der gesamten Redaktion wie immer eine inspirierte Zeit und stets gute Lektüre zu wünschen!

Dennis Schmolk

 

Bestellmöglichkeit über die Gesellschaft für kritische Philosophie Nürnberg im Internet unter www.gkpn.de