Aufklärung und Kritik 4/2017 erschienen

Das aktuelle Heft von "Aufklärung und Kritik" (AuK), der umfangreichen Vierteljahreszeitschrift der Gesellschaft für Kritische Philosophie Nürnberg, ist erschienen. Die Redaktion hat dem hpd wieder das Vorwort zu Verfügung gestellt.

Liebe Leserinnen und Leser,

dieses Vorwort entsteht mitten im Bundestags-Wahlkampf, den Sie hoffentlich (und wohl zu Recht) schon vergessen haben, wenn Sie es lesen. Meine vorsichtige Prognose: Es wird sich politisch nicht allzu viel ändern, mit einem erstarkten rechten Lager (innerhalb und außerhalb der Koalition). Der letztere schon seit längerem zu beobachtende Trend liefert ausreichend Gründe für Aufklärung und kritisches Denken, und so und wünsche ich Ihnen gerade deswegen eine fruchtbare Lektüre!

Prof. Dr. Harald Seubert eröffnet dieses Heft mit seinem Aufsatz "Heideggers Schwarze Hefte und der 'metaphysische Antisemitismus'". Darin arbeitet er die antisemitischen Gedanken, Handlungen und Rechtfertigungen Heideggers zur NS-Zeit auf – und die Schlussfolgerungen, die für eine heutige Lektüre gezogen werden können und müssen.

In seinem Beitrag "Zwischen Kreativität und Kalkül" widmet sich Prof. Dr. Christian Thiel der Betrachtung Leibniz’ aus der Sicht des 21. Jahrhunderts. Einem bio- und bibliographischen Abriss folgt die Einordnung seiner Philosophie ins gegenwärtige Denken.

Die biographische Betrachtung Leibniz’ setzt Peter Kopf mit seinem Aufsatz "Leibniz in Altdorf (1666-1667)" fort – und betrachtet dabei die Gründe, die den Denker nach Altdorf führten und es wieder verlassen ließen.

Dr. Rudolf Kötter liefert einen historischen Streifzug durch die Wissenschaftstheorie im 20. Jahrhundert. Ausgehend von den beiden Zentren Berlin und Wien in den Zwanziger Jahren, führt er uns durch die Brüche des NS-Regimes und die BRD-Geschichte bis fast in die Gegenwart.

Prof. Dr. Dragan Jakovljević behandelt in Poppers ungeschriebene Ethik und der Kritische Rationalismus die Frage, wie eine kritisch-rationalistische Ethik insbesondere im Anschluss an Hans Alberts Schriften aussehen könnte.

Auch bei Dr. Knud Thomsen geht es um ethische Fragen. Der Schweizer Philosoph begründet in Gerecht und tolerant aus Vernunft und Eigeninteresse, wieso es für das Fortbestehen der Menschheit unabdingbar ist, dass "für verantwortbares Handeln zu jedem Zeitpunkt Minimalbedingungen der Konsistenz, Gerechtigkeit, Fairness und Toleranz" gelten.

Dr. Klaus Peter Müller betreibt in Essenz und Existenz "Philosophische Studien über den Existentialismus". Er lässt sich auf Gedanken(-spiele) der Vordenker dieser Philosophie ein und illustriert anhand dieser die zentralen Aussagen und Herausforderungen.

Tanja Matthes spricht in Die Zukunft des Schmerzes mit Prof. Dr. Dr. Dr. Roland Benedikter über Transhumanismus, die neuesten Entwicklungen in der Schmerzmedizin und welche Rolle schmerzhafte Sinneseindrücke in einer potenziell oder faktisch schmerzbefreiten Welt spielen können.

Den Hauptteil dieser Ausgabe beschließt Dr. Edgar Dahl mit seinem Beitrag "Hybride und Chimären". Dieses ethische Gedankenexperiment geht der Frage nach, inwiefern die (Er-)Zeugung von Mischwesen moralisch zulässig oder unzulässig ist.

Im FORUM geht es mit Ernst Ziegler um Magie und Hexerei bei Arthur Schopenhauer, mit Prof. Dr. Christian Niemeyer in seinem Beitrag "Geist? Was ist mir Geist! Was ist mir Erkenntniß! Ich schätze nichts als Antriebe" um Nietzsches Triebphilosophie, bei Prof. Dr. Ludger Lütkehaus um den Ekel vor dem Zuviel und bei Prof. Dr. Johannes Heinrichs in einem "Offenen Brief an Bassam Tibi" um Leitkultur oder Gastgebende Kultur.

Prof. Dr. Hartmut Heuermann widmet sich den Gefahren des apokalyptischen Denkens, Dr. Gerhard Engel sieht im neuen Buch von Prof. Dr. Hoerster Theologenkritik mit Augenmaß verwirklicht, Dr. Jürgen Lambrecht stellt die Frage, ob Metaphysik nun furchtbar oder fruchtbar ist, und Ulrike Ackermann-Hajek und Helmut Walther berichten vom Symposium 2017 zu Martin Luther und ziehen kritische Bilanz nach 500 Jahren Reformation.

Wie immer wird das Heft abgerundet durch zahlreiche Rezensionen. Die besprochenen Neuerscheinungen behandeln Themen von Migrationsethik über Nationalsozialismus (mit zwei Rezensionen zu Edgar Dahls Warum sie Hitler folgten) bis hin zu Adam Smith, von Weltanschauungskritik über den Islam bis hin zu Heidegger und Nietzsche. Sehr erfreulich der Umstand, dass sich unter den vorgestellten Büchern auch diverse Neuerscheinungen unserer Mitherausgeber befinden – besonders erwähnt seien hier die Besprechungen des Buches von Dagmar Fenner zur Religionsethik und des Buches von Norbert Hoerster zum Theodizee-Problem.

Bezug der Ausgabe über die Gesellschaft für kritische Philosophie Nürnberg via Internet: www.gkpn.de (Schutzgebühr 12,00 EUR zuzügl. 1,50 EUR Verp. u. Porto).

Mitglieder der "Gesellschaft für kritische Philosophie" erhalten alle kommenden Ausgaben und Sonderhefte von "Aufklärung und Kritik" kostenlos zugeschickt und auf Wunsch (gegen einen Unkostenbeitrag von 15 EUR) eine CD mit sämtlichen Heften von 1994-2013 in pdf. Zur Mitgliedschaft: http://gkpn.de/mitgliedschaft.htm.